Das Leuchten des Himmels
weit herunter, um Nate besser sehen zu können. »Lange Reise.«
»Kann man wohl sagen«, stimmte Nate ihm zu.
»Und noch nicht vorbei.« Der Professor schob die Brille zurück an ihren Platz und widmete sich wieder seinem Buch.
»Und dieses hübsche Teufelchen hier ist Jesse, Roses Junge.«
Der Junge hielt seinen Kopf über das Malbuch gebeugt, hob aber seinen Blick, sodass seine großen dunklen Augen unter den dichten Stirnfransen hervorguckten. Er streckte die Hand aus und zupfte an Hopps Parka, sodass sie sich zu ihm beugte, um sein Flüstern zu verstehen.
»Keine Sorge. Wir suchen ihm eine.«
Die Tür hinter der Bar schwang auf, und ein großer schwarzer Koloss mit riesiger weißer Schürze kam heraus. »Big Mike«, verkündete Hopp. »Er ist der Koch. War bei der Marine, bis eins unserer Mädchen hier ihm schöne Augen machte, als sie unten in Kodiak war.«
»Die hat mich gefangen wie eine Forelle«, sagte Big Mike mit einem Grinsen. »Willkommen in Lunacy.«
»Danke.«
»Wir wollen für unseren neuen Polizeichef was Leckeres und Heißes.«
»Die Fischsuppe ist heute gut«, meinte Big Mike zu ihr. »Die sollte helfen. Es sei denn, Sie beißen lieber in rotes Fleisch, Chief.«
Es dauerte ein wenig, bis Nate sich als chief angesprochen fühlte. Ein Moment, in dem er spürte, dass sich jedes Auge im Raum auf ihn konzentrierte. »Fischsuppe ist okay. Hört sich gut an.«
»Die machen wir gleich fertig für Sie.« Er kehrte durch die Schwingtür zurück in die Küche, und Nate hörte seinen voll tönenden Bariton Baby, It’s Cold Outside schmettern.
Filmkulisse, Postkarte, fand er. Oder ein Theaterstück. Wie man es auch sah, er fühlte sich wie eine verstaubte Requisite.
Mit erhobenem Finger ließ Hopp Nate wissen, dass er warten solle, ehe sie in die Lobby davonmarschierte. Er sah sie um die Ecke verschwinden und aus einem der Fächer einen Schlüssel ziehen.
Während sie das tat, schwang hinter der Theke die Tür auf. Und der Superbomber kam heraus.
Sie war blond – was zu Superbombern am besten passte, wie Nate fand -, mit einer welligen Masse leuchtenden Haars, dessen Spitzen beeindruckende Brüste berührten, die im tiefen Ausschnitt ihres gut sitzenden blauen Pullovers zur Schau gestellt wurden. Er brauchte eine Minute, bis er das Gesicht dazu wahrnahm, denn der Pullover steckte in so engen Jeans, dass mehrere innere Organe gequetscht sein mussten.
Worüber er sich allerdings nicht beklagte.
Das Gesicht wurde von strahlend blauen Augen beherrscht, deren Unschuld in direktem Gegensatz zu den plumpen roten Lippen stand. Im Umgang mit Farbe war sie sehr großzügig gewesen, und bei ihm stellte sich sofort die Verbindung zu einer Barbiepuppe her.
Einer Männer mordenden Barbie.
Trotz der einzwängenden Bekleidung wackelte alles, was wackeln konnte, als sie auf dünnen hochhackigen Pantoffeln ins Restaurant stöckelte. Und lässig an der Bar posierte.
»Hallo, Hübscher.«
Das kehlige Schnurren ihrer Stimme – offenbar hatte sie das geübt – zielte ganz darauf ab, einem Mann das Blut aus dem Kopf zu ziehen und seinen IQ auf den einer Steckrübe abstürzen zu lassen.
»Benehmen Sie sich, Charlene.« Hopp klimperte mit dem Schlüssel. »Dieser Junge hier ist müde und halb krank. Er verfügt nicht über die nötigen Kraftreserven, um es jetzt mit Ihnen aufnehmen
zu können. Chief Burke, Charlene Hidel. Diese Herberge hier gehört ihr. Die Stadt übernimmt die Kosten für Ihr Zimmer und Ihre Verpflegung als Teil Ihres Gehalts, also haben Sie keinerlei Verpflichtung zu einer Gegenleistung.«
»Sie sind so gemein , Hopp.« Aber Charlene lächelte wie ein gestreicheltes Kätzchen, als sie das sagte. »Ich könnte Sie doch nach oben bringen, Chief, damit Sie es sich bequem machen können? Dann bringen wir Ihnen was Heißes zum Essen hoch.«
»Ich werde ihn nach oben bringen.« Mit Absicht schloss Hopp die Faust um den Schlüssel und ließ den großen schwarzen Anhänger mit der Zimmernummer baumeln. »Dussel bringt sein Gepäck rein. Kann nicht schaden, wenn Rose ihm die Fischsuppe bringt, die Mike gerade für ihn fertig macht. Kommen Sie, Ignatious. Für Geselligkeit ist Zeit, wenn Sie nicht kurz vor dem Umfallen sind.«
Er hätte auch für sich selbst sprechen können, sah aber keine Veranlassung. Gehorsam wie ein Hündchen, das seinem Herrn folgt, schloss er sich Hopp an, als diese durch die Tür und dann eine Treppe nach oben ging.
Er hörte jemanden cheechako murmeln, und zwar in
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