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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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Daniel drückte ihre schlanken Finger und wandte ihr den Kopf zu.
    Ihr Lächeln war bezaubernd und reichte ihm als Antwort auf seine Frage. Er blickte ihr in die Augen und was er dort sah, gefiel ihm. Ich wollte ein Abenteuer, dachte er, und nun habe ich mein Abenteuer.
    Der Duft ihres Haares ließ ihn wieder an den Morgen in Dozers „Wandschrank“ denken. So unfreiwillig nah waren sie sich noch nie gekommen. Eine halbe Stunde lang hatten sie dicht an dicht im Schrank gehockt, bis Greenberg in Dozers Büro geplatzt war. Er hatte etwas von einem unterirdischen Beben gefaselt und war mit Dozer in eines der Labore verschwunden.
    Weit entfernt meinte Daniel, die drei Vulkane zu erkennen, die unweit von McMurdo in den Himmel ragten. Die dunkelgrauen Kegel hoben sich kaum vom Grau des Schnees ab. Wahrscheinlich bilde ich sie mir nur ein, überlegte er. Terra Nova, Mount Terror und Mount Erebus lagen mitten auf der Rossinsel und sicherlich spielte ihm seine Erinnerung einen Streich. Ihr Anblick hatte sich in Daniels Gedächtnis gebrannt. Die Vulkane waren das Erste gewesen, was er vom Schiff aus gesehen hatte, als er am Südpol angekommen war. Vor allem der mächtige Mount Erebus hatte es ihm angetan.
    Ich schlafe schon, dachte er, als er die Wolken über Erebus glimmen sah. Ein kaum wahrnehmbarer, roter Schein ging von ihnen aus. Daniel wusste nicht, ob er die Augen offen oder geschlossen hatte und er fühlte sich zu ausgelaugt, um seine Lider zu bewegen. Wir sind ein gutes Team, Alva und ich, dachte er. Heute Nacht werden wir diesen Roboter klauen und dann werde ich wissen, was meine Sensoren zerstört hat.

49
    Eine weiße Schneelandschaft. Sanfte Hügel, auf denen noch niemand Spuren hinterlassen hatte. Eine Schneelandschaft eingefrorener Erinnerungen.
    Ian sah sich in der Hütte um. Amy Stratton hatte nicht gelogen. Sie hatte ihre Erinnerungen an die schönen Tage mit Thomas Boroughs regelrecht eingefroren, indem sie weiße Leinentücher über die Möbel gebreitet hatte. Neugierig zog er die Tücher weg, wirbelte Staub auf und legte Schritt für Schritt Amys Schätze frei: Fotos von Thomas auf einer Kommode, halb heruntergebrannte Kerzen, ein getrockneter Strauß Rosen auf dem Kaminsims.
    Die Hütte bestand nur aus einem Raum, der von einem mächtigen Kamin und einem roten Sofa beherrscht wurde, das Ian an Dr. Strattons Cabrio erinnerte. Neben dem Eingang befand sich eine Kochnische mit einem Bollerofen und einer winzigen Spüle, unter der Ian ihre Vorräte verstaute.
    Während er versunken die Fotos seines Vaters betrachtete, kurbelte Bpm die Holzrollläden hoch. Die Fenster gaben einen wundervollen Blick auf den See frei. Die Sonne strahlte warm in den Raum und blendete Bpm, als er auf den Steg hinausschaute.
    Ian trat ans Fenster und hielt das Foto ins Licht. Das Gesicht seines Vaters, glücklich lachend über einen gefangenen Fisch. Ian schmunzelte. Der Fisch war gerade so groß wie sein Zeigefinger. Er zog das Foto aus dem Rahmen und legte es in sein Skizzenbuch. Wieder ein Mosaikstück, dachte er, eine weitere Facette von Thomas Boroughs.
    Er blickte sich nach Bpm um, doch der war schon durch eine Holztür nach draußen gelaufen.
    „Ist das nicht herrlich hier?“, rief er Ian zu und breitete die Arme aus, nur um einen Moment später vor Schmerzen zu fluchen. Ian stürzte zu ihm auf den Steg, doch Bpm schwor, dass es ihm gut ginge. Wie Ian erleichtert feststellte, schwitzte er nicht mehr.
    Sie gingen bis zum Ende des Stegs, an dem ein Ruderboot vertäut lag. Mit den Jahren hatte sich die Natur zurückgeholt, was ihr gehörte. Unkraut und Blumen wuchsen auf dem Steg, der bedrohlich unter ihren Schritten wackelte. Dr. Stratton hatte vergessen, das Ruderboot abzudecken, sodass sich Laub und Äste darin verfangen hatten. Die Planken waren grün vor Moos, doch es schwamm noch. Sacht dümpelte es auf dem klaren See vor sich hin.
    „Zu dumm, dass ich mit der Wunde nicht baden kann“, seufzte Bpm. „Aber wir sind ja auch nicht aus Spaß hier. Wo, hat Dr. Stratton gesagt, finden wir die Kisten?“
    „Im Zwischenboden“, antwortete Ian.
    Sie gingen zurück ins Haus, das ein Satteldach hatte. Ian kratzte sich am Kinn. Er hatte keine Idee, wie sie aufs Dach kommen sollten, denn in der holzvertäfelten Decke war keine Falltür eingelassen.
    „Ich habe eine morsche Leiter gesehen. Vielleicht ist der Zugang außerhalb der Hütte“, überlegte Bpm.
    Sonnenlicht fiel durch die löchrigen Schindeln und zeichnete Muster

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