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Kind der Sünde (German Edition)

Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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PROLOG
    Unterwelt, das Reich Sutekhs
    Fünfzig Jahre zuvor
    Kai Warin presste sich die Hände auf die Brust. Die Stelle fühlte sich warm und klebrig an.
    Als er sie wieder wegnahm, sah er, dass seine Hände blutverschmiert waren. Die Schmerzen raubten ihm den Atem und verdunkelten ihm die Sinne. Nach einer Zeit ging es vorüber, alles an ihm war taub geworden. Ein entsetzliches Gefühl. Als ob er gar nicht da wäre.
    Wo war er überhaupt?
    Ein flüchtiger Eindruck war hängen geblieben. Eine in Sandstein gehauene Galerie, erfüllt von einer unwirklichen Stille. Kansas war das ganz sicher nicht. Er war auch nicht mehr am Strand von Pfeiffer Beach. Hier gab es weder Sand noch Meer.
    Ein Anflug von Furcht überkam Kai. Er sorgte sich jedoch nicht um sich, sondern um Amber. Er hatte ihr Bild vor sich, ihr dunkelblondes, vom Wind zerzaustes Haar, ihre strahlenden Augen, mit denen sie ihn ansah. Aber dann verschwand das Bild. Es löste sich in nichts auf, wie Morgennebel in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne.
    War Amber in Sicherheit? Sie musste es sein. Er konnte es nur hoffen.
    An dieser Stelle gerieten seine Gedanken durcheinander. Kai merkte, wie Zorn in ihm aufstieg. Doch er wusste nicht, woher der kam.
    Er erinnerte sich an die Nachricht, die er mit Lippenstift geschrieben auf dem Badezimmerspiegel vorgefunden hatte. Amber liebte solche Spiele. Es waren nur zwei Wörter gewesen. Pfeiffer Beach . Dieses Fleckchen hatten sie für sich beide entdeckt. Amber pflegte zu sagen, es sei der schönste Strand der Welt. Hier hatten sie sich zum ersten Mal geküsst. Wochen später hatten sie sich hier unter dem Sternenzelt geliebt.
    Aber dieses Mal war es nicht Amber gewesen, die ihn am Strand erwartet hatte, sondern …
    Kai schaute auf seine blutbefleckte Hand und überlegte lange, aber er konnte sich nicht mehr erinnern. Sein Kopf fuhr in die Höhe. Vor sich sah er eine Tür. Die Flügel aus schweren Holzbohlen öffneten sich, als er näher trat. Aufmerksam schaute er sich um und lauerte aus den Augenwinkeln auf jede Bewegung, auf jedes Anzeichen eines möglichen Angriffs. Er ballte die Hand zur Faust. Er war darauf gefasst, zwischen den Fingern und auf der Handfläche sein Blut zu spüren, aber – nichts. Er schaute nach. Seine Hand war sauber. Auch auf seiner Brust war alles Blut verschwunden.
    „Tritt näher“, hörte er eine dunkle Stimme sagen. Sie sprach nicht laut, aber in einem Ton, dem man anmerkte, dass sie gewohnt war, dass man ihr gehorchte.
    Kai blieb im Durchgang stehen. Der Raum vor ihm lag im Halbdunkel. Auf einer erhöhten Plattform erkannte er die Umrisse eines Mannes. Ein Duft wie von Blumen schlug ihm entgegen.
    „Lotusblüten“, erklärte die Stimme sachlich.
    „Was wollen Sie von mir?“, fragte Kai unumwunden. Er wollte endlich wissen, was hier gespielt wurde. Dabei sah er immer wieder zu den in dunklen Schatten liegenden Ecken. An der Längsseite bemerkte er eine lange doppelte Säulenreihe. Der Raum war riesig. Ganz hinten führte eine offen stehende Tür ins Freie. Dort waren Palmen, wie Kai erkannte.
    Von Neuem durchdrangen Schmerzen seine Brust. Sie waren so unerträglich, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte, und schienen die Erinnerungen wieder zu wecken. Kai sah die Mündungsfeuer. Aus mindestens drei Waffen wurde auf ihn geschossen. Dann lag er ausgesteckt im Sand, hörte noch den Wind und das Rauschen der Brandung und sah noch einmal die dunkle, mit Sternen übersäte Himmelskuppel über sich, bevor das alles seinen Sinnen entschwand.
    „Verstehst du jetzt?“
    „Ja.“ Kai hatte verstanden. Er war tot, und wie es aussah, war er nicht in den Himmel gekommen. Aber das war nicht seine größte Sorge. „Amber?“, fragte er kaum hörbar.
    „Erzähl doch mal von deiner Familie. Hast du Brüder oder Schwestern?“ Kai erinnerte sich daran, wie sich ihr Blick umwölkt hatte, als er sie das gefragt hatte.
    „Nein, niemanden“, hatte sie geantwortet. „Meine Mutter und ich …“ Sie war verstummt und hatte nur den Kopf geschüttelt. Kai hatte erraten, dass sie sich voneinander entfremdet haben mussten. Amber war allein.
    „Du hast doch mich“, hatte er ihr mit einem aufmunternden Lächeln gesagt. „Für immer.“
    Aber da hatte sie noch trauriger dreingeblickt als vorher.
    Und nun war er tot und hatte sie doch alleingelassen.
    „Amber Hale bleibt in der Oberwelt“, erklärte der Schatten.
    Kai brauchte einen Moment, um zu begreifen. „Das heißt, sie ist … noch

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