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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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auf den dreckigen Holzboden. Vor allem Gartengeräte hatte Amy Stratton auf dem Dachboden gelagert, aber Ian fand auch ein paar Angeln und Kescher sowie wurmstichige Ruder.
    Bpm hatte recht gehabt. Eine morsche Leiter führte durch eine Luke auf den Dachboden.
    „Da sind sie. Zweifel ausgeschlossen.“ Bpm zeigte auf zwei Umzugskisten, wie sie in Büros für Akten benutzt wurden. Eine der Kisten war bereits von Tieren angeknabbert worden, die den Karton offensichtlich auch als Toilette benutzt hatten. Mit spitzen Fingern rückte Bpm die Kisten beiseite, während Ian beherzt zugriff und sie zur Luke schob. Hinter den Kisten kam ein Projektor zum Vorschein, vermutlich für Super-8-Filme.
    Mit Bpms Hilfe bugsierte Ian die Kisten die morsche Leiter hinunter. Nachdem sie ihren Fund kurz entstaubt hatten, machten sie es sich mit den Kisten auf dem roten Sofa bequem.
    Hungrig löffelten sie eine kalte Bohnensuppe. Dummerweise war es ihnen nicht gelungen, ein Feuer im Bollerofen zu entzünden. „Wären wir doch mal besser zu den Pfadfindern gegangen“, witzelte Bpm. Er hatte sich in Cambridge eine neue SIM-Karte gekauft und mit seinem Handy im Internet recherchiert. Doch trotz der vielen Tipps, die sie unter dem Stichwort „anfeuern“ gefunden hatten, war ihnen die kleine Flamme immer wieder erstickt.
    Ian leerte die erste Kiste und breitete die Sachen vor ihnen auf dem niedrigen Couchtisch aus. Drei Bündel mit Briefen. Vermutlich Liebesbriefe, so hübsch, wie sie mit einem Stoffband verschnürt waren. Ein schweres Fotoalbum und zerfledderte Schulhefte, in denen sein Vater Formeln notiert hatte.
    „Irgendeine Idee, was das ist?“ Ian schob Bpm eins der Hefte hin.
    „Es ist nicht das kleine Einmaleins.“ Bpm blätterte ratlos die Seiten durch. „Vielleicht Protokolle seiner Forschung und Experimente. Keine Ahnung. Vielleicht hat er was vom Stützpunkt geschleust.“
    „Wären wir doch besser mal zu den Mathestunden gegangen.“ Ian grinste und hob den Deckel der zweiten Kiste.
    „Was ist denn das?“ Bpm fischte einen Umschlag heraus. Er war an Amy Stratton adressiert. Neugierig griff Bpm in den Umschlag und zog drei schmale, fast quadratische Plastikboxen heraus. Er öffnete eine und eine kleine Filmrolle purzelte in seinen Schoß. Bpm schnappte sie schnell, bevor sich der Film entrollen konnte.
    Etwas hilflos sahen sich die beiden an. Schließlich knobelten sie aus, wer den Projektor bedienen sollte. Bpm verlor und baute den Projektor auf einem Stuhl auf, während Ian eines der Laken als Leinwand aufhängte.
    Bpm beugte sich zum Projektor vor und hielt den Stecker hoch. „Hätten wir mal besser Elektriker gelernt. Wie wollen wir denn das Ding ohne Strom zum Laufen bringen?“
    Ian unterdrückte einen Fluch. Der Strom war abgestellt. Keine der Lampen funktionierte, wie sie gleich bei ihrer Ankunft festgestellt hatten.
    „Ich fand’s eh Luxus, dass sie hier Strom hat“, gähnte Bpm und lehnte sich im Sofa zurück. Er massierte sich die Schläfen. Seine Wangen sahen etwas rosiger aus, aber nun klagte er über Kopfschmerzen, wie er Ian gestanden hatte.
    „Ja, hast recht. Dass bis hier raus eine Leitung –“
    Bpm fuhr in die Höhe. „Moment mal“, riefen sie beide gleichzeitig. „Es gibt gar keine Leitung!“
    Neben dem Steg entdeckten sie in einer wasserdichten Kiste einen Dieselgenerator. Sie suchten eine halbe Stunde nach einem Kanister und fanden ihn schließlich neben dem Putzzeug unter der Spüle. Inzwischen war die Sonne im See versunken.
    Bpm tüftelte eine Weile, weil er nicht wusste, wie er den Film einlegen sollte. Einen HD-Recorder programmieren, gut. Aber einen Filmprojektor bedienen? Mit Mühe gelang es ihm, die erste der drei Rollen einzufädeln.
    „Popcorn und Bier bereit?“, fragte er.
    Ian hielt zwei Dosen Fanta und eine Packung Crackers hoch.
    Dann sprang der Projektor mit einem Rattern an, die Lampe flackerte auf und ein zuckendes Lichtquadrat erschien auf dem Laken. Der Projektor machte ein Geräusch, als fräße er knackend und schmatzend das Filmmaterial auf. Er ratterte so laut, dass die beiden besorgte Blicke tauschten.
    Schließlich holperten die ersten Bilder auf die Leinwand. Unscharf. Verschwommene Farben. Fluchend drehte Ian am Objektiv herum, bis das Bild scharf genug war. Er rutschte bis an die Kante der Couch, um besser sehen zu können.
    Ein Kindergeburtstag. Bunte Luftballons, eine hellblaue Zuckergusstorte. Happy Birthday Thomas stand in roter Schreibschrift auf der

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