Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
Vom Netzwerk:
Anzeigenblatt der Mondphasen klemmte und war so klein, dass Ian es mit den Fingern nicht richtig zu fassen bekam.
    „Vielleicht klappt’s, wenn du eine Nadel in das Loch steckst“, schlug Bpm vor und deutete auf eine winzige Vertiefung in der Mitte der Ringe.
    Gut möglich, dass dies die Mechanik zum Stellen des Kalenders war. Ian zerlegte einen seiner Kugelschreiber. Er hatte Glück. Die Spitze der Mine passte in das kleine Loch hinein. Es knackte und nach einigem Geruckel ließ sich der Mondring drehen. Sorgfältig verglich Ian noch einmal die Proportionen des Mondes mit denen des Filmbildes.
    „Fertig.“
    „Und nun?“, fragte Bpm mit gekräuselter Stirn.
    „Nun müssen wir herausfinden, was 7r, 5l und so weiter heißt. Vielleicht müssen wir den Ring siebenmal nach rechts drehen und fünfmal nach links …“
    „Wenn es überhaupt eine Art Safecode ist“, gab Bpm zu bedenken und nahm Ian die Taschenuhr aus der Hand. Er betrachtete jede Ziffer und jeden Zeiger ganz genau. Grübelnd fuhr er mit den Fingern die Gravur entlang, drehte und wendete das Schmuckstück.
    „Hast du sie mal auseinandergenommen?“
    „Was? Natürlich nicht. Sieh dir die ganzen Anzeigen an. Die hätte ich doch nie im Leben wieder zusammensetzen können.“
    „Ich könnte doch mal …“
    „Nein!“, Ian riss Bpm die Uhr aus der Hand. „Ich weiß, wie deine Computer aussehen, wenn du mit denen fertig bist.“
    „Moment mal“, protestierte Bpm. „Die laufen aber wie geschmiert.“
    Ian schnaubte nur. Nachdenklich betrachtete er die Uhr. Wie oft hatte er sie schon in der Hand gehalten, an den Aufziehrädchen gedreht und versucht, die Zeiger auf der Rückseite zum Laufen zu bringen?
    Seine Finger fuhren den breiten Rand der Taschenuhr ab, der aus mehreren silber- und goldfarbenen Ringen bestand. Drei Rädchen zum Aufziehen waren in den mittleren Ring geschraubt worden, doch nur mit einem ließ sich die normale Uhr der Vorderseite aufziehen. Die anderen beiden waren bisher nutzlos gewesen. Ian drehte an ihnen, aber nichts geschah. Dann fiel ihm auf, dass die gold- und silberfarbenen Ringe wie die Stellrädchen ebenfalls fein geriffelt waren.
    Er leuchtete mit dem Handy den Rand ab und bemerkte ein unscheinbares Sonnensymbol auf dem mittleren Ring.
    „Du meinst, das ist gar kein Designelement, sondern das Tresorschloss?“, fragte Bpm.
    Ian nickte. Seine Kehle fühlte sich trocken an. Mit zitternden Händen reichte er Bpm die Filmbilder. „Lies vor.“
    In der einen Hand das Handy, in der anderen das Filmbildchen, diktierte Bpm Ian die Zahlen. „Sieben nach rechts …“
    Ian benutzte die Sonne als Nullstrich und ließ den Goldring vorsichtig sieben Striche nach rechts gleiten. In den Fingerspitzen spürte er bei jedem Strich ein feines Klicken. Sein Herz raste.
    „Fünf links.“ Mit einem Nicken forderte Ian Bpm auf, die nächste Zahl anzusagen. „Drei rechts …“
    Sie gingen alle Zahlen durch, bis Ian den Ring gemäß der letzten Kombination drehte. 4r, vier rechts.
    Behutsam ließ er das Rad mehr und mehr nach rechts gleiten. KLICK … KLICK … KLICK … Seine Hände waren vor Aufregung schweißnass und er betete, dass er nicht abrutschte.
    KLICK.
    Mit dem vierten Klick ging ein sanfter Ruck durch die Uhr. Eine Feder sprang auf und beinahe hätte Ian vor Schreck alles fallen gelassen, denn die Uhr zerfiel auf einmal in zwei Hälften.
    „Wow“, stieß Bpm beeindruckt aus. Er hob die obere Hälfte auf, die Ian aus der Hand gesprungen war. Es war die normale Taschenuhr, die noch funktionierte.
    Ungläubig starrte Ian auf die andere Hälfte mit den Skalen und dem eigenartigen, eingravierten Spruch. „Da …“, begann er und musste schlucken. „Da ist ein Zettel … Da war ein Zettel drin. Die ganze Zeit!“
    Zwischen den Zahnrädern steckte – winzig klein, aber deutlich sichtbar – ein Papierstückchen. Er war nicht größer als eine Briefmarke. Behutsam zog Ian den Fetzen hervor.
    „Was steht drauf? … Sag schon.“
    „Moment, Moment.“ Vorsichtig, um es nicht zu beschädigen, faltete Ian das Papier auseinander. In winzigen Buchstaben war eine Nachricht auf den Zettel gekritzelt.
    „Du hast mich gefunden, Thomas …“, las Ian vor und spürte, wie sein Herz vor Aufregung einen Schlag aussetzte. „Der Brief ist an meinen Vater gerichtet“, flüsterte er und fuhr mit zitternder Stimme fort: „Die Suche endet: NY 11954, Euclid Ave, 124523. H. D.“
    H. D. – Harvey Douglas. War das der Ort, an dem sich sein

Weitere Kostenlose Bücher