Das Licht, das toetet
Schutzfolie, in die es seine Wäscherei eingeschlagen hatte.
Seine Schicht begann um sieben Uhr, aber die drei Stunden Schlaf würde er ein andermal nachholen.
51
Während Ian mühsam die erste Rolle per Hand abtastete, legte Bpm den zweiten Film ein. Bilder eines Badeurlaubs flimmerten über das Laken. Ians Großmutter wie Grace Kelly am Strand, Großvater und Vater beim Sandburgenbauen – und – KLACK!
Bpm hielt den Film an. „Das nenne ich Augenmaß!“ Er hatte exakt an der Stelle gehalten, wo erneut Bilder zwischengeschnitten waren.
Auf der Leinwand zuckte eine Zahlenreihe. Jemand hatte sie mit Kreide auf eine Tafel geschrieben und mit zittriger Hand abgefilmt.
7r 5l 3r 9l 4r.
„Sagte Miss Stratton nicht etwas von einer gewissen Rätselleidenschaft der beiden Herren?“ Bpm fuhr sich durch seine Locken und ließ den Film weiterlaufen, damit er nicht verbrannte. Als er ihn fertig abgespielt hatte, suchte er die Nahtstelle und trennte die Zahlenbilder vorsichtig heraus.
„Ein Mond und eine Zahlenkombination? Es wird immer verrückter“, stöhnte Bpm.
„Lass uns den dritten Film ansehen.“ Ian öffnete die Dose und ließ die kleine Rolle in seine Hand plumpsen. „Igitt!“ Angewidert warf er sie auf den Tisch zurück. Die Rolle war mit einem schwarzen Gel überzogen.
„Ist das Schimmel?“
„Kann Film denn schimmeln?“ Ian betrachtete prüfend den Film und den Dreck auf seinen Fingern.
„Was weiß ich. Vielleicht eine Art Pilz. Im analogen Zeitalter war alles möglich.“
Ian lief zur Kochnische, um sich das Zeug von den Händen zu waschen.
„Da ist nichts zu machen“, rief Bpm, der mit spitzen Fingern versuchte, den Film abzurollen. „Dieses Ekelzeug ist ein Super-Kleber. Das Ding ist im Eimer.“
„Hm … Was haben ein Mond und ein paar Zahlen gemeinsam?“, überlegte Ian. Schwungvoll sprang er über die Lehne des Sofas und ließ sich neben Bpm fallen.
„Es ist deine seltsame Familie, Ian. Was denkst du?“
„Mond und Zahlen … Na klar. Ein Kalender!“
„Vergiss nicht die Buchstaben r und 1. Erinnert mich eher an eine Tresorkombination als an einen Wochentag. Sieben nach rechts, fünf nach links.“
„Ein Safe? Und wo soll der sein?“
Bpm deutete auf die verschmierte Filmrolle. „Bestimmt war da die Info drauf.“
„Na, ganz toll.“ Wütend starrte Ian auf den Klumpen, der vielleicht das Ende der Suche bedeutete. Sein Großvater hatte diese versteckten Nachrichten seinem Sohn hinterlassen. Und sein Vater wollte sie an ihn weitergeben. Er starrte die Mondbilder zwischen seinen Fingern an und ignorierte Bpms prüfenden Blick. Sein Vater war davon ausgegangen, dass er das Rätsel lösen würde. Dass er wüsste, wo der Safe zu finden sein würde.
„Vielleicht ist es gar kein Safe“, murmelte Ian.
Abwehrend hob Bpm die Hände. „He, das war ja auch nur eine Idee.“ Grinsend deutete er Richtung Fenster. „Lass uns doch mit dem Mond anfangen. Da wissen wir wenigstens, wo er ist.“
Milchig weiß schwamm die Mondscheibe im Schwarz.
„Fast rund“, stellte Bpm fest.
Ian schnappte sich das Handy und beleuchtete noch einmal die Filmbilder. „Das ist kein runder, sondern nur ein dreiviertel Mond. Ein abnehmender, würde ich sagen.“
„Vielleicht eine Schatzkarte?“, fiel ihm Bpm begeistert ins Wort und intonierte mit Grabesstimme: „Gehe bei abnehmendem Mond sieben Schritte nach rechts und fünf Schritte nach links.“
„Und wo sollen wir graben?“
„Keine Ahnung. Hat dein Großvater denn sonst keine Hinweise hinterlassen?“
Unvermittelt sprang Ian auf, packte den Kopf seines Freundes und drückte ihm einen Schmatzer aufs Haar.
„Pfui! Was ist denn mit dir los?“, fragte Bpm irritiert.
„Du bist Weltklasse!“
„Äh, ja … Schön, dass du langsam meine Qualitäten zu schätzen weißt.“
Triumphierend zog Ian das Bündel mit der Taschenuhr aus der Außentasche seines Rucksacks. Seine Finger zitterten vor Aufregung, als er die Messinguhr aus dem mit Farbe bekleckerten Stoff wickelte, sie umdrehte und aufklappte. „Hier hinten unter der Klappe sind mehrere Skalen und ein Mondkalender. Ich hab das Ding nie zum Laufen gebracht.“
Neugierig sah Bpm ihm über die Schulter. Der Mondkalender, der in die Uhr eingeritzt war, bestand aus mehreren Ringen und auf einem der winzigen Ringe waren die verschiedenen Mondphasen eingraviert. Ian versuchte, den Ring so zu drehen, dass der Mond genau dieselbe Silhouette wie auf dem Filmbild hatte. Doch das
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