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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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Sie begannen nicht einfach, an einem Zipfel zu schmoren, sondern gerieten mit einem lauten WUUUUUUUUUUSSSSSSSCH in Flammen. Ian meinte, auf ihren mit Plastik durchsetzten Planen Blasen zu erkennen. Eine Sekunde später brannte alles lichterloh. Ein seltsames Licht drang durch die Flammen. Es glomm unregelmäßig, wurde mal heller, mal dunkler, ohne wirklich zu pulsieren.
    „Was … was geht hier vor?“, stammelte Steve. Die Flammen fraßen die Zelte. Der Lack der Fässer, in denen die Autoschrauber ihr Zeug verstaut hatten, begann, Blasen zu werfen.
    Immerhin hatten Steve und Cathy die Flammen auch gesehen. Sie loderten nicht nur in Ians Kopf.
    WHIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEPPPPPPPPPPPP …
    „Seht ihr das Licht?“, fragte Ian tonlos. „Seht ihr das? Wir … wir sollten hier weg“, schrie er gegen das Fiepen an.
    Das Licht und der Ton waren eins. Sie schnitten durch die Luft wie Bpms bescheuerte Handytaschenlampe, nur tausendmal heller. Und das Unheimlichste daran war, dass das Licht keine Schatten warf. Es war einfach da, ohne wirklich zu sein. Glasklar, bunt, messerscharf. Unwillkürlich musste Ian an einen Geist denken. Eine leuchtende Erscheinung.
    „Es brennt“, kreischte Cathy. „Lass uns endlich abhauen!“
    Sie sehen es nicht. Sie können es nicht sehen.
    „Was für ein Licht?“ Steve packte Ian und schüttelte ihn. „Es brennt, Ian! Verflucht noch mal. Warst du das?“
    „Nein, ich … Wie … wie kommst du denn darauf?“, stotterte er verwirrt.
    „Willst du mich verarschen? Außer uns war niemand sonst in der Halle.“
    Das Licht warf Wellen. Plötzlich blendete es Ian so stark, dass er nicht einmal mehr Steve erkennen konnte, der keine Kopflänge von ihm entfernt stand. „Du hast gezündelt, du eifersüchtiger Sack“, zischte er, während Cathy nervös an seinem T-Shirt zerrte.
    „Nein, es ist das Licht“, schrie Ian. „Seht doch. Ich … ich …“ Das Feuer kam näher. Steve wollte sich Ian vorknöpfen, aber der rutschte rückwärts über den Boden. Er spürte Scherben, kümmerte sich aber nicht darum. Nur weg.
    Glassplitter rissen seine Jeans auf. Egal. Weiter, zurück, raus. Durch die Tür in den Gang.
    Ian sah sich um. Endlich hatte auch Captain Kinnfresse begriffen, dass die Flammen sich ausbreiteten. Steve nahm Cathy bei der Hand und flüchtete zu einem anderen Ausgang.
    Mit einem kräftigen Tritt stieß Ian die Stahltür zu. Endlich. Die Hitze ebbte ab. Das Licht erlosch. Das Summen verstummte. Dunkelheit. Ruhe. Kälte. Staub. Kein Fiepen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schmeckte sein Blut.
    Was in Gottes Namen …?
    Ian holte tief Luft. Seine Ohren pochten. Keuchend kam er auf die Beine, nicht wissend, ob das Licht, der Krach – ob das Feuer – ein Traum waren.
    Es brennt, Ian! Verflucht noch mal. Warst du das?
    Da spürte er, wie die Tür zu vibrieren begann und wärmer wurde. Mit einem Mal roch er auch hier im Flur verbrannte Farbe und heißes Metall.
    WHIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEPPPPPPPPPPPP …
    Das Leuchten kehrte zurück. Es strahlte durch die Ritzen. Unter der Tür hindurch, oben durch den Schlitz am Rahmen. Tanzend und funkelnd fiel es durch das Schlüsselloch, leckte wie ein Suchscheinwerfer über die Wand hinter ihm und strich über die jahrzehntealten Bilder der Kampfflieger.
    Es fingerte nach ihm.
    Es versucht mich zu packen!
    Ian schrie auf. Er sprang zur Seite. Was immer da drin war, es wollte raus! Stolpernd knallte Ian mit dem Ellbogen gegen eines der Bilder, stöhnte auf und rannte den Flur zurück zum Ausgang. Alles war vergessen: Cathys glänzende Taille, Steves blöde Fragen, Bpm und Michelle unter der Dusche, der Tresor und der Hangar. Selbst die Schmerzen.
    Nur weg. Nur fort von diesen … diesen Geistern. Ian lief an den Duschräumen vorbei und weiter den Flur hinunter, strauchelte und fiel beinahe. Mit letzter Kraft stieß er die Tür auf und rannte auf die Startbahn. Endlich nahm das Fiepen ab.
    Erst als er durch das Loch im Zaun schlüpfte, kehrte langsam Ruhe ein. Sein Kinn und sein Hemd waren blutverschmiert. Er spürte einzig sein Herz.
    Und fünf Schritte später die Kühlerhaube eines Polizeiwagens.

2
Trans-Canada-Highway,
40 Meilen vor Ottawa, Kanada
    „Ihn verloren? Nein, keine Sekunde!“ Zachary kratzte seinen Pitbull, der über die Jahre ausgeblichen war. Er hatte ihn am Tag seiner LKW-Führerscheinprüfung stechen lassen und das Schwarz des Tattoos war mittlerweile zu einem hellen Blau verblasst. Der Köter fletschte jedoch noch

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