Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
Vom Netzwerk:
Sensoren?“ Ihm war zum Heulen zumute.
    Alva hockte sich neben ihn. Sie hatte seinen Skistock mitgebracht. Siebenundvierzig, achtundvierzig … Lacruz zählte noch immer ihre ausgefallenen Sensoren und faselte ungläubig etwas von einer Hypersupernova in das Funkgerät.
    „Unsere Augen erblinden und Dozer hockt in seinem Büro und spielt Baseball.“
    „Krieg dich wieder ein.“
    „Einkriegen! Mein Projekt wird da unten gegrillt, Alva“, fuhr er sie an. „Was würdest du denn sagen, wenn deine ach so teuren Eisbohrproben alle auf einmal verdunsten würden?“
    Alva seufzte. „Ich mein ja nur, dass dir Selbstmitleid nicht unbedingt steht, Daniel.“
    Sie strich ihm über die Mütze. Er wollte etwas antworten, war aber zu aufgebracht. Enttäuscht ließ er abermals seine Faust in den Schnee fahren, wie ein Kind im Sandkasten, dem man seine Schaufel geklaut hat.
    Stöhnend sah er Alva an. Ihr Lächeln wirkte so fröhlich und aufgeweckt. Nach Tagen, in denen er nur den zerknautschten Lacruz oder den verhärmten Dozer gesehen hatte, war sie ein echter Lichtblick. Ob sie von seinem Unfall wusste, vom Unglück mit dem Bohrkran? Ob sie ihn auch für schuldig hielt? Alva und ihre Geologie-Kollegen waren erst in diesem Frühjahr in der Basis eingetroffen und sie hatte ihn nie darauf angesprochen. Sicher wusste sie es. In ihrem kleinen Mikrokosmos konnte man nichts geheim halten. Er lächelte und wollte schon ihre Wange streicheln, als sie sich mit einem Ruck die Maske über das Gesicht zog.
    „Komm“, sagte sie und streckte ihm ihre Hand entgegen. „Wir müssen eine Erklärung für das Feuerwerk da unten finden.“
    „Du hast recht.“ Daniel nickte. Er ignorierte ihre Hand und zog sich am Skistock hoch.
    „Hast du die Tage was vor?“, fragte er, nachdem er umständlich das Funkgerät aufgehoben hatte.
    „Willst du mich um ein Rendezvous bitten?“
    „Na ja. Ich dachte, wir gehen shoppen. In McMurdo.“
    Sie musste husten. „Du willst …“ Sie sprach es nicht aus.
    „Nur ausleihen“, entgegnete er grinsend. „Ich will nur einen ausleihen.“
    Kopfschüttelnd hob sie den Laptop auf. „Sie spinnen, Dr. Cornelis Rheinberg.“

32
    Als der Buchenwald sich lichtete, wurde Ian wach. Das Sonnenlicht war durch seine geschlossenen Lider gedrungen und hatte ein Feuerwerk entfacht. Er brauchte einen Moment, um sich zurechtzufinden.
    Neben ihm schnarchte Bpm zu einem Punkstück aus seinem Handy. Er betrachtete seinen Freund, dessen Kopf gegen die Scheibe des Busses gesunken war. Bpm könnte mit seinen schwarzen Locken ein richtiger Mädchenschwarm sein, dachte Ian. Wenn er bloß nicht immer dumme Sprüche reißen würde. Ian musste an Ann denken, seine erste und einzige Freundin. Bevor sie sich in Ian verliebt hatte, war sie bis über beide Ohren in Bpm verknallt gewesen. Ständig hing sie mit ihren Freundinnen in seiner Nähe herum. Bpm gefiel Ann, doch nach ein paar gemeinsamen Abenden mit ihren und seinen Freunden hatte sie auf einmal nur noch Augen für Ian gehabt. Bpm hatte den guten Verlierer gegeben und dann hatten sie nie wieder über das Thema gesprochen. Ann … Cathy … es schien schon so lange her zu sein.
    Müde rieb sich Ian die Augen. Im Club hatten sie nicht viel Schlaf gefunden. Die Köpfe auf ihre Rucksäcke gebettet, die Rücken auf den Stufen verrenkt, waren sie morgens um sechs Uhr vom Lärm des Putzkommandos wieder aufgewacht. Im blauen Morgenlicht waren sie ziellos durch das verlassene London gestreift, ohne zu wissen, wohin, und mit der Angst im Nacken, der Cowboy könnte plötzlich wieder auftauchen. Schließlich hatten sie sich noch für zwei Stunden auf eine Wiese im Hyde Park gelegt. Punkt acht Uhr hatte Ian dann in der Zeitungsredaktion des Guardian angerufen. Sein ganzer Charme war vonnöten gewesen, sogar die Nummer mit dem vermissten Onkel hatte er ausspielen müssen, damit die Dame nicht nur den Klarnamen, sondern auch die Privatadresse von HRS herausrückte.
    Henry Rudyard Seymour wohnte in der Nähe der Kleinstadt Sunningdale, nur eine halbe Stunde Autofahrt von London entfernt. Obwohl es nicht sehr weit war, hatte Ian nicht mit der Harley fahren wollen. Er war einfach zu müde gewesen und hatte noch von der letzten Fahrt Muskelkater in den Armen. Und wozu hatte er schließlich Peter die Kreditkarte geklaut? Nachdem sie Geld abgehoben und bei McDonalds Cheeseburger, Pommes und Softeis gefrühstückt hatten, waren sie in den Bus gestiegen und nach ein paar Haltestellen sofort wieder

Weitere Kostenlose Bücher