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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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Tonfall: „Ich ziehe sie an. Geister und andere Wesenheiten. Liegt an meinen Chakren. Energiekreise, hier in uns drin.“ Er deutete auf seine Stirn, seine Brust, seinen Bauch. „Ich mache manchmal Seancen. Draußen im Pool. Na ja, das letzte Mal ist schon länger her. Hier drinnen ist es zu gefährlich. Die Seelen Verstorbener mögen keine kleinen Räume.“
    Bpm wollte etwas erwidern, aber Ian stoppte ihn mit einem Blick.
    „Es gibt einen Haufen Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns nicht erklären können. Und der Haufen stinkt gewaltig, das kann ich euch sagen. Manche der Wesen sind nicht nett.“ Er blickte auf den Artikel. „Wann sagtest du, war das?“
    „1994.“
    Seymour rieb sich die Augen.
    Ian bat Bpm, ihm sein Handy zu reichen, dann rief er schnell die Fotos von der Wand in der Villa auf. Wortlos sah Seymour sich die Aufnahmen an. Dann knotete er seufzend seinen Bademantel zusammen und ging in den Flur. Die Hand schon auf der Klinke, erklärte er: „Ich kann mich an die Story erinnern. Der verbrannte Bankier … und das Wandbild … So etwas vergisst man nicht.“
    Neugierig begleiteten Ian und Bpm den ehemaligen Journalisten in sein Arbeitszimmer, in dem Pappschachteln bis unter die Decke gestapelt waren. Jede Schachtel war feinsäuberlich mit Filzstift beschriftet, aber Ian wurde nicht schlau aus den Abkürzungen. NPG 87/88, ZLK 93, KKJ 93/94 …
    „Halt das mal.“ Seymour zog drei Kisten heraus und reichte sie Ian, dann nahm er die oberste und öffnete sie. Es waren Zeitungsausschnitte, Fotos und ausgerissene Seiten aus einem Notizbuch darin. „Vertraue keiner Elektronik. Alles Mist. Der ganze neumodische Kram.“ Seymour tippte sich an die Stirn. „Darauf kommt’s an. Den Rest kannst du vergessen. Laptops, Handys, Handhelds, SMS, MMS … Alles großer Mist.“
    Bpm steckte sein Handy in die Tasche, mit dem er ein paar Fotos geschossen hatte. „Ist Ihre Sammelei in Kartons nicht dasselbe, als würde ich auf meinem Laptop ein paar Ordner anlegen und Dateien verlinken, die …“
    Seymour warf dem Jungen einen entnervten Blick zu, dann schüttete er den Inhalt der Kiste auf seinen Schreibtisch.
    „Nein“, erwiderte er schließlich. „Es ist nicht dasselbe. In den Kartons kann es atmen und arbeiten. Es redet. Es spricht zu einem im Schlaf. Im Computer ist es gespeichert. Es ist gesichert. Damit ist es tot. Abgetötet. Aber das verstehst du nicht. Dazu bist du noch zu jung … Was haben wir denn hier? Hm …“
    Seinen Stumpen genussvoll kauend, ging Seymour die Unterlagen durch. Überrascht sahen die beiden, dass nicht nur Papiere und Fotos darin waren, sondern auch ein paar Steine und ein Stück Stoff. Der Mann zog sich einen klapprigen Holzstuhl heran und setzte sich.
    „Thomas Boroughs …“ Seymour suchte nach den richtigen Worten. „Ich habe dieses Wandbild damals gesehen. Im Arbeitszimmer. Laut deiner Mutter hat er es kurz vor seinem Tod gemalt. Nur zwei Wochen vorher. Ihr habt doch auch die Symbole gesehen, oder? Ich wollte ergründen was sie zu bedeuten haben. Diese hier.“ Seymour zeigte auf eine Detailaufnahme der Zeichen, die er 1994 in der Villa geschossen hatte. „Ich fand es merkwürdig, dass ein Bankier den Tod sucht, indem er sich verbrennt. So etwas tut kein Selbstmörder, egal, wie verrückt er ist.“ Er sah über seine schwarze Hornbrille zu Ian. „Tut mir leid, war nicht so gemeint, Junge.“
    Ian nickte. „Aber man hört doch immer wieder von Menschen, die sich selbst angezündet haben.“
    „Ja, aber aus Protest“, warf Bpm ein.
    „Das stimmt. Sich zu verbrennen, ist sehr … sehr, nun ja … ungewöhnlich“, erklärte Seymour, aber Ian wusste, dass er schmerzhaft hatte sagen wollen. Es entstand eine kleine Pause, die Seymour nutzte, um laut raschelnd seinen Krimskrams zu durchwühlen.
    „Wie auch immer, jedenfalls habe ich damals noch etwas tiefer gebohrt. Merkwürdig war nur, dass ich über deinen Vater nur wenig gefunden habe. Und bevor dein oberschlauer Freund einen Spruch macht: So schlecht war ich als Journalist nicht. Ich habe auffallend wenig gefunden.“
    „Was soll das heißen?“
    „Er wurde gedeckt. Irgendjemand, vielleicht er selbst, wollte nicht, dass man etwas über Thomas Boroughs in Erfahrung bringt. Es gab kaum Fotos von ihm und sein Lebenslauf schien mir auch sehr glatt zu sein. Zu glatt.“
    Seymour zog an seiner Zigarette, obwohl sie immer noch nicht brannte, und schob den Jungen eine Kopie hin. „Das ist sein Lebenslauf. Ich

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