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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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eingenickt.
    Ian blickte aus dem Fenster. Laub- und Nadelbäume, dann eine kleine Wiese gefolgt von hohen Rhododendren, die noch immer in voller Pracht standen. Rot, orange und weiß zog ihr Blütenmeer am Fenster vorüber, um schließlich wieder in Wälder überzugehen.
    Wenig später rüttelte Ian seinen Freund wach und sie stiegen aus.
    Die Haltestelle lag direkt an der Landstraße und es war weit und breit kein Haus zu sehen. „Zehn Minuten Fußmarsch“, stellte Bpm mit einem Blick auf sein Handy fest, mit dem er sich ins Internet eingewählt hatte. Er zeigte die Straße hinunter. „Ein Stück den Hügel hoch, dann links in den Wald hinein.“
    Nach einem kurzen Spaziergang durch die Felder erreichten sie ein Haus, das hinter einer hohen Feldsteinmauer versteckt lag. Pflanzen überwucherten die Steine und hatten mit ihren dicken Wurzeln einige der Findlinge herausgebrochen. Wasserspeier in Form von Drachen und Ungeheuern lugten zwischen den Blättern hindurch und schienen die beiden Jungen mit ihren Blicken zu verfolgen. Noch bevor Ian klingeln konnte, öffnete sich quietschend das Tor zur Einfahrt. Keine Fragen, keine Begrüßung.
    Unentschlossen liefen sie auf das einstöckige Cottage zu, an dem sich der Efeu bereits bis unter das Dach rankte. Für Ian sah das Haus aus, als läge es seit Jahrzehnten im Dornröschenschlaf.
    „Es scheint keiner da zu sein. Die Geister haben uns aufgemacht“, witzelte Bpm.
    „Und die fahren einen klapprigen Citroen.“ Ian deutete zur Garage, vor der ein rostiger Wagen aus den 80er-Jahren stand. Sein Lack war von Blütenstaub und Blättern, die sicherlich noch vom letzten Herbst stammten, matt und fleckig geworden.
    Ein paar Fackeln, teilweise halb heruntergebrannt, steckten im Rasen. Im Halbschatten einer Eiche wartete ein klappriger Bistrotisch auf bessere Tage. Hinter den Bäumen konnte Ian einen steinernen Pool erkennen, in dem sich das Laub der letzten Jahre gesammelt hatte. Ein Windstoß trug einen merkwürdig süßlichen Geruch zu den Jungen hinüber. Ian hoffte, dass es nur die verrotteten Blätter waren und nicht Mr. Seymour, der tot in seinem Haus lag.
    Bpm drehte die Musik leiser und klingelte an der Haustür. Kaum hatte sein Finger den Knopf berührt, wurde sie bereits mit einem Ruck aufgerissen. Vor Schreck sprang Bpm einen Meter zurück.
    „Ja?“ Trübe blassblaue Augen starrten durch die Jungen hindurch. Henry Rudyard Seymour war blind. „Was wollt ihr?“
    Der Mann tastete nach dem kalten Zigarettenstumpen, der hinter seinem rechten Ohr klemmte, und steckte ihn sich in den Mund. Ein schweres, goldenes Armband rutschte an seinem Handgelenk herunter, als er seine Unterhose zurechtzog. Vergeblich versuchte er, seinen Seidenbademantel enger um den dicken Bauch zu schnüren. Er war scheinbar gerade im Bad gewesen, denn er trug ein Hemd, aber keine Hose. Mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination betrachtete Ian seine stämmigen X-Beine.
    Ian holte Luft, um sich vorzustellen. Doch kaum hatte er den Mund geöffnet, zischte Seymour: „Ihr seid wegen der Geister hier.“
    Ian und Bpm sahen sich wie vom Blitz getroffen an. Es war unmöglich, dass dieser blinde Journalist …
    „Kommt rein.“ Der Mann machte eine einladende Geste mit der Hand. Unsicher traten die beiden Jungen ein.
    „Wir sind nicht –“, begann Ian, kam jedoch nicht weiter weil Seymour plötzlich herumfuhr und ihn anblaffte: „Wie oft hab ich gesagt, Schuhe ausziehen!“
    Verwirrt sah Ian auf den Boden. Sie standen auf einem weißen Teppich, der mit Rotweinflecken übersät war. „Ähm, natürlich, Sir.“ Er stieß seinen Freund an.
    „Gut“, sagte Seymour schroff und steckte sich den abgekauten Stumpen wieder hinters Ohr.
    Der Flur war schmal und mit fremdartigen Holzmöbeln geschmückt, die aus Afrika oder Indien stammten. Links und rechts gingen mehrere Zimmer ab, aus denen die verschiedensten Gerüche strömten. Ian nahm den Duft von Räucherkerzen und von Badewasser wahr. Wahrscheinlich, überlegte er, orientiert sich Seymour am Geruch.
    Der Mann klopfte seinen Bademantel ab. „Wo ist denn mein Telefon geblieben? Elektronisches Ungeziefer.“
    „In Ihrer Bademanteltasche, Sir“, sagte Ian, der tatsächlich ein Telefon mit Wählscheibe und Samtschoner aus Seymours Tasche ragen sah. Schnaufend schleppte sich Seymour zu einem Beistelltisch, rollte das lange Telefonkabel auf und stellte den Apparat akkurat zwischen zwei grazilen Blumenvasen ab.
    „Sollte mir wohl mal ein Handy

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