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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wir in Schottland sagen) Nasenknebel.
    Im Hotel gab es ein englisches Zimmermädchen, das lange genug fern der Heimat gewesen war, um allerlei lustige ausländische
     Dialekte aufzuschnappen und alle möglichen eigenartigen Gebräuche, die man hier nicht im Einzelnen beschreiben muss. Sie sprach
     mit uns fließend in ihrem Jargon, fragte uns, wie es heutzutage in England zugehe, und verbesserte uns zuvorkommend, als wir
     versuchten zu antworten. Doch da wir uns mit einer Frau unterhielten, waren unsere Informationen vielleicht nicht so überflüssig,
     wie es den Anschein hatte. Das weibliche Geschlecht saugt gern Wissenswertes auf, ohne seine Überlegenheit dabei preiszugeben.
     DieTaktik ist klug und unter den gegebenen Umständen beinahe notwendig. Wenn ein Mann merkt, dass eine Frau ihn bewundert, sei
     es auch nur für seine Geographiekenntnisse, dann wird er sofort versuchen, auf dieser Bewunderung aufzubauen. Nur indem sie
     uns unentwegt vor den Kopf stoßen, können uns die Schönen im Zaum halten. Männer sind, wie Miss Howe oder Miss Harlowe sagen
     würde, »so
aufdringlich
«. Ich persönlich liebe Frauen mit Leib und Seele, und nach einem gut verheirateten Paar gibt es nichts Schöneres auf Erden
     als die Sage von der Göttin der Jagd. Für einen Mann ist es sinnlos, sich in die Wälder zurückzuziehen. Der heilige Antonius
     hat es vor langer Zeit versucht und dabei eine im Durchschnitt eher betrübliche Zeit erlebt. Doch einige Frauen haben etwas
     an sich, das die erbittertsten Asketen unter den Männern übertrifft – sie sind sich selbst genug und spazieren in hohen und
     kalten Gefilden, ohne jegliche Unterstützung eines hosentragenden Gefährten. Obwohl ich das Gegenteil eines enthaltsamen Menschen
     bin, bin ich den Frauen für dieses Ideal dankbarer, als ich es den meisten von ihnen oder eigentlich allen außer einer für
     einen spontanen Kuss wäre. Es gibt nichts Ermutigenderes als den Anblick von Selbstgenügsamkeit. Und wenn ich an die schlanken
     und hübschen Mädchen denke, die nachts zum Klang von Dianas Horn durch die Wälder laufen, sich zwischen den alten Eichen tummeln,
     ungebundene Wesen der Wälder und des Sternenlichts, unberührt von dem Trubel des hitzigen und verworrenen Männerlebens – dann
     merke ich, wie mein Herz bei dem Gedanken an dieses Ideal klopft, auch wenn es viele andere Ideale gibt, die ich bevorzuge.
     Wenn man im Leben scheitert, dann sollte man mit Anmut scheitern! Weint manseinem Verlust nicht nach, hat man nichts verloren. Und wo – hier verrät sich der Mann in mir –, wo wäre der Ruhm erfüllender
     Liebe, wenn es keine Verachtung gäbe, die man überwinden muss?

Auf dem Willebroek-Kanal
    Am nächsten Morgen, als wir auf dem Willebroek-Kanal losfuhren, begann es heftig und frostig zu regnen. Das Kanalwasser hatte
     etwa die Temperatur von trinkbarem Tee, und unter diesem kalten Schauer war die Oberfläche mit Dampf überzogen. Die heitere
     Aufbruchstimmung und die leichte Bewegung der Boote bei jedem Ruderschlag trugen uns durch dieses Ungemach, solange es andauerte;
     als sich die Wolken verzogen und die Sonne wieder zum Vorschein kam, erhoben sich unsere Seelen über das Maß an guter Laune,
     das Daheimgebliebene erleben können. Eine stramme Brise rauschte und raschelte durch die Baumreihen, die den Kanal säumten.
     Blättermassen flatterten wirbelnd zwischen Licht und Schatten hin und her. Für Auge und Ohr schien es Segelwetter zu sein,
     doch unten zwischen den Ufern erreichte uns der Wind nur in schwachen und sporadischen Brisen. Es war kaum genug, um die Kanus
     zu manövrieren. Wir kamen nur schleppend und alles andere als zufriedenstellend voran. Ein Witzbold mit Segelerfahrung grüßte
     uns vom Treidelpfad aus mit den Worten: »
C’est vite, mais c’est long.
«
    Auf dem Kanal herrschte reger Verkehr. Ab und an trafen oder überholten wir eine lange Kette von Booten mit großen grünen
     Ruderpinnen, hohen Hecks, Fenstern auf beiden Seiten des Steuerruders, in denen vielleicht eine Tasse oder eineBlumenvase stand, mit einem Beiboot im Schlepptau, einer Frau, die sich um das Abendessen kümmerte, und einer Kinderschar.
     Diese Kähne waren hintereinander vertäut, bis zu fünfundzwanzig oder dreißig in einem Zug, der durch einen Dampfer von seltsamer
     Bauart angeführt und gezogen wurde. Er hatte weder Schaufelrad noch Schraube, sondern lenkte durch einen Apparat, der sich
     dem Verständnis des technischen Laien entzog, eine

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