Das Licht der Hajeps - Erster Kontakt (German Edition)
Margrit nahm ihn tröstend in ihre Arme. „Du konntest deine Ilona doch gar nicht verteidigen. Dir waren buchstäblich die Hände gebunden, hörst du?“
Sie wiegte ihn vorsichtig in ihren Armen wie eine Mutter ihr verletztes Kind. „Verkrampfe dich doch nicht so. Du bist nicht feige gewesen. Du wolltest sie doch retten. Du warst nur gelähmt vor Angst. Das kann vorkommen und ist durchaus verständlich. Vergib dir endlich und werde wieder gesund, denn das ist wichtig! Wir brauchen dich nämlich und neue Menschen warten auf dich!“
Da warf Paul plötzlich seinen schmerzenden Körper zu Margrit herum, barg sein Gesicht in deren Schoß und weinte laut und hemmungslos all sein Elend hinaus. Dann dämmerte er ein und fiel in einen tiefen, festen Schlaf.
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Zwei Tage später war er völlig fieberfrei und entwickelte einen gesunden Appetit. Es war gut, dass man ihn in einem der wenigen noch intakten Dörfer in der Nähe Zarakumas untergebracht hatte. So konnte sich immer jemand aus der Dorfgemeinschaft um ihn kümmern und ein Arzt, der dort ansässig war, nach ihm schauen. Dennoch erschien Margrit jeden Tag, sehr zum Verdruss von George.
„Musst du denn andauernd dort hin? Paul liegt nicht mehr im Sterben und du hast hier Aufgaben, Margrit!“ schimpfte er. „Es wird Zeit, dass er sich von dir entwöhnt, denn du gehörst nun zu uns und kannst später nicht mit ihm weiterziehen. Es sollte von jetzt an nur Rita oder mal Renate bei ihm erscheinen. Das muss ihm genügen.“
Aber Margrit gehorchte ihm nicht. Immer wieder gelang es ihr, jemanden aus der Reihe der Untergrundkämpfer zu überreden, wenn die gerade in der Nähe des kleinen Dörfchens zu tun hatten, sie mitzunehmen. So hatte Paul ihr dann eines Tages sein ganzes schreckliches Erlebnis bis zu Ende erzählt.
Ein alter Mann, der sich hinter einem der Hügel versteckt gehalten hatte, war Augenzeuge dieses Massakers gewesen und hatte entdeckt, dass Paul sich nur tot gestellt hatte, um zu überleben. Gott sei Dank hatten die Jisken – den Namen dieses Volkes erfuhr Paul durch den alten Mann – die Leichen nicht in Humus verwandelt. Vielleicht, weil sie sich durch die hajeptischen Flieger gestört gefühlt hatten, die immer wieder über sie hinweg geflogen waren? Vielleicht aber auch, weil Jisken dieses Verfahren nicht kennen oder keinen Wert darauf legen? Jedenfalls waren sie ziemlich schnell wieder weg und so schleppte der alte Mann den schweren Paul mit geradezu übermenschlicher Kraft Richtung Straße, da Paul ohnmächtig geworden war.
Er konnte ihm zwar nicht helfen, aber wenig später begegnete er Erkan und Wladislaw, die gerade unterwegs gewesen waren um Renate abzuholen. Der Alte hatte den Jambo angehalten und die beiden um Hilfe gebeten. Renate, Erkan und Wladislaw brachten Paul dann nach Randersacker, wo auch jener Arzt lebte, er ihn versorgte. Margrit kannte ihn, da er in Wahrheit, wie so einige aus dem Dorf, schon lange zu den Untergrundkämpfern gehörte.
„Weißt du, ich verstehe das noch immer nicht, wie plötzlich aus dem nichts zwei Soldaten eines weiteren außerirdischen Volkes auftauchen konnten!“ stammelte Paul schließlich. „Ich denke, hier ist hajeptisches Gebiet! Wieso lässt sich das unser ... äh ...“
„Montio Sotam-Sogi?“ half sie ihm.
„Richtig! Also dieser Sotam-Sogi das so einfach gefallen?“
„Es sind nicht ein paar Jisken, Paul, sondern wohl inzwischen recht viele, die sich auf unserer Erde angesiedelt haben!“
„Und?“ Paul schluckte. „Worum geht es hier eigentlich? Ich denke die Loteken sind die Feinde der Hajeps! Man blickt da nie richtig durch, findest du nicht? Oh, ich glaube, kaum jemand von uns Menschen wird das wohl je richtig begreifen.”
„Ach, das ist alles gar nicht mal so kompliziert“, beruhigte Margrit Paul. „Wir Menschen sind nur von den Hajeps inzwischen dermaßen eingeschüchtert worden, dass wir glauben, das Verhalten unserer Feinde nicht mehr erfassen zu können.“
Paul schluckte abermals. „Du redest schon fast den gleichen Brei daher wie dieser George, weißt du das?“ Margrit musste sich Mühe geben, nicht zu grinsen, denn er hatte ja so Recht.
„He, da fällt mir ein, habe ich mich eigentlich schon genügend bei George entschuldigt?“
„Ja, das hast du und zwar immer wieder, wenn er hier war“, bestätigte sie.
Paul seufzte erleichtert.
Margrit konnte Paul ja nicht sagen, dass George gerade wegen Pauls stets langen und tränenreichen Entschuldigungsgefasel
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