Das Licht der Hajeps - Erster Kontakt (German Edition)
Margrits schlimmste Befürchtungen!
Paul lag zwar in einem aus Brettern provisorisch herstellten Bett unter sauberen Decken, aber er war völlig erschöpft. Er hatte die erste Zeit nur geschlafen. Fast sein ganzer Körper schien mit Verbänden umwickelt zu sein. Wundsekrete schimmerten darunter hervor. Sein Gesicht war aschgrau, blutverkrustet und verschmutzt, denn man hatte ihn nur notdürftig waschen können. Die Haare standen ihm fettig und staubig vom Kopf ab. Seine schönen braunen Augen lagen in tiefen Höhlen und waren ohne jeden Glanz, aber er erkannte Margrit sofort, kaum, dass sie die Tür der kleinen Kammer im Dachboden der Kneipe, in welche man ihn gebettet hatte, geöffnet hatte. Er war sehr überrascht, Margrit wiederzusehen. Immer wieder musste er ihre Hände ergreifen und sie betasten, um zu erfassen, dass Margrit auch Wirklichkeit war, dann schlief er sofort wieder ein.
Obwohl Paul eine robuste Natur hatte, wollte er nicht so recht gesunden. Selbst nach drei Tagen senkte sich das lebensgefährliche Fieber kaum und er konnte nur wenig Nahrung zu sich nehmen. Margrit kam jeden Tag, um nach ihm zu schauen. Wenngleich Paul inzwischen völlig ausgemergelt war, da er die vielen Tage der Flucht nicht so gut überstanden hatte wie Margrit, war er Margrit trotzdem zu schwer, um ihn hochzuheben, zu wenden und ihm frische Verbände anzulegen.
Darum kam immer jemand mit. Mal war es Renate, Rita oder Erkan und manchmal auch Wladislaw. Dem Wirt der kleinen Kneipe wollten sie keine Arbeit machen. Es genügte, wenn er Paul das Essen brachte und nach ihm schaute. Margrit war gerührt über diese Hilfsbereitschaft, bekam sie doch auf diesem Wege ein ganz anderes Bild über die Untergrundkämpfer.
Die kleine Kammer, in der Paul seine Unterkunft hatte, war nicht ungemütlich. Ein Ofen in der Ecke unter dem Fenster böllerte friedlich vor sich hin und gab Wärme ab. Hier stand sogar ein Stuhl. Gott sei Dank konnte Paul endlich etwas reden, nachdem Margrit ihm die Lippen mit Wasser benetzt hatte. Obwohl er sich schonen sollte, hatte er inzwischen das Bedürfnis, restlos alles loszuwerden, was ihm damals passiert war.
Ilona hatte Sehnsucht nach Herbert, Annegret und Dieterchen gehabt, gewusst, dass diese in Würzburg eine neue Bleibe bekommen hatten und gehofft, sie dort anzutreffen. Es hatte nichts geholfen, dass Paul immer wieder versuchte, ihr diese verrückte Idee auszureden. Schließlich waren sie den langen Weg bis nach Würzburg gewandert und hatten über die Megaphone, die an den wichtigsten Straßenecken von den Menschen montiert worden waren, erfahren, dass Hajeps die Stadt überfallen würden und sich daher einer Menschengruppe angeschlossen, der die Flucht aus Würzburg noch rechtzeitig gelang. Sie waren gemeinschaftlich mit dieser Gruppe etwa eine Woche gewandert, um zur nächsten Stadt zu kommen.
Doch gerade als Ilona sich für einen kurzen Augenblick von Paul löste, um im anliegenden Wäldchen ihre Notdurft zu verrichten, waren plötzlich Soldaten in völlig unbekannten Uniformen über sie hergefallen, die mit Ilona ein mörderisches Spielchen begannen.
An dieser Stelle hatte Paul inne halten. „Verzeih mir Margrit, bitte verzeih“, stammelte er wie ein Kind. „Aber ich liebe meine Ilona noch immer, kann sie nicht vergessen, denn sie war so unvorstellbar schön, weißt du? Wie eine Fee aus dem Märchenbuch. Ich … ich habe sie geliebt wie noch keinen Menschen zuvor. Verstehst du?“
Margrit hatte genickt und ihm so lange tröstend über das Haar gestreichelt, bis er zum Weitererzählen in der Lage war.
Paul und einige Männer und Frauen aus der sie begleitenden Gruppe hatten schließlich versucht Ilona zu helfen und mutig den Kampf mit den Fremden aufgenommen, da es nur zwei Außerirdische gewesen waren und sie selbst elf Menschen. Dennoch hatte es ein fürchterliches Blutbad gegeben, bei dem ausschließlich Menschenblut geflossen war. Selbst die, welche nicht mitgekämpft und nur dabei zugesehen hatten, verloren ihr Leben, weil die unbekannten Waffen dieser seltsamen Soldaten eine weitreichende Wirkung hatten. Auch an dieser Stelle musste Paul wieder inne halten und nach Atem ringen. Er stand noch sehr unter Schock.
„Sie ... sie war ein Traum, meine kleine Ilona, verstehst du?“ krächzte er schon wieder. „Aber ich habe sie nicht beschützt, habe mich tot gestellt, weil es so schrecklich war, statt mit ihr zu sterben. Ich habe versagt, ja! Das verzeihe ich mir nie!“
„Aber Paul“,
Weitere Kostenlose Bücher