Das Licht der Hajeps - Erster Kontakt (German Edition)
wisperte sie ebenso tonlos wie er.
„Ich weiß nicht, was du jetzt noch mit diesem Kerl willst!“ hörte sie wenig später Georges energische Stimme neben sich. „Der kann doch nur nicht darüber hinwegkommen, dass er seine Ilona verloren hat.“
„Aber George, meinst du denn, ich will mit dem noch etwas anfangen?“ konterte sie ebenso energisch wie er. Komisch, Georges Bemerkung hatte ihr doch einen kleinen Stich ins Herz versetzt. Hatte er das beabsichtigt? Sie blickte zu ihm hinüber, forschte in seinem Gesicht. Es war völlig ausdruckslos.
Eines Tages, als George wieder einmal Margrit abgeholt hatte und die Mittagsonne ihnen warm ins Genick brannte, sagte George langsam aber sachlich: „So geht das nicht weiter, Margrit. Was glaubst du wohl, wie teuer uns Maden dieser Paul inzwischen kommt?“
„Wieso, ich denke, einige von uns speisen ohnehin immer in dieser Kneipe, wenn sie in der Nähe zu tun haben?“
„Ja, meinst du denn, das ist umsonst?“
„Ich denke, der Wirt gehört zu den Maden?“
„Gehört er auch, wie fast das halbe Dorf. Die meisten von uns gehen doch ihren angestammten Berufen nach, solange in diesem Gebiet alles einigermaßen in Takt bleibt. Die Hajeps haben zwar schon vieles davon zerstört, aber das meiste steht und funktioniert hier immer noch. Deshalb nutzen wir das aus. Zum Beispiel lenken wir den Rauch, welchen unsere Wohnungen unter der Erde produzieren, über lange Rohre in einige Häuser der letzten Städte, Fabriken und Dörfer. Rottenburg hat auch ein paar Leute, die in diesen Häuschen leben, Hühner züchten und Kühe haben. Auf den Wiesen stehen Zelte und Wohnwagen. Wir haben dort unsere Entlüftungsschächte und auch Radiowellen werden dort empfangen.“
„Das ist wirklich listig, George!“
„Nur ist es nicht für die Ewigkeit, Margrit. Immer wieder müssen wir unsere Stützpunkte abbauen und umziehen. Die Lebensqualität lässt merklich nach und ...“
„Aber im Gegensatz zu den übrigen Menschen habt ihr es doch gut!“ warf sie ein.
„Das ist richtig. Aber wir sind viele und die Lebensmittel werden immer knapper. Du musst für Paul endlich bezahlen, doch ich frage mich die ganze Zeit, womit? Du hast ja nichts, was du für ihn hergeben könntest, außer deiner Arbeitskraft, und die reicht nur für dein Essen und deine Kleidung, also für dich selber aus. Darum muss“, er hob die Schultern hilflos an, konnte aber dabei kaum ein ziemlich gemeines Lächeln unterdrücken, wie Margrit fand, „dein Paul von hier endlich weg! Besonders Martin hat etwas gegen unnötige Schmarotzer einzuwenden!“
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„Dies wird Pauls letzter Tag bei uns!“ behauptete tatsächlich Martin wenig später ebenso bärbeißig.
„Sehr richtig!“ bestätigte Erkan und sogar Renate meinte: „Wir sind lange genug ungewöhnlich mitleidig gewesen, Margrit, das musst du schon zugeben!“
„Und das nur aus dem Grunde, weil du bereits gute Dienste geleistet hast!“ verkündete nun auch Martin.
„Paul könnte aber einen guten Guerillero abgeben, wenn er wieder gesund ist“, schlug Margrit einfach vor.
„Mag sein, jedoch ist er zu alt!“ widersprach Martin.
„Und wir sind genug Leute!“ meldete sich wieder Renate.
„Er ist aber sehr vital“, klärte Margrit, hartnäckig, wie sie nun einmal war, trotzdem alle auf, „schießt gut, ist sehr kämpferisch, kann hervorragende Geschäfte mit Leuten machen und besitzt ein recht passables technisches Geschick!“
„Wir können nicht alle Menschen durchfüttern, Margrit!“ protestierte George. „Der soll froh sein, dass er mit dem Leben davon gekommen ist!“
„Ich werde für Pauls Platz in dieser Gemeinschaft bezahlen!“ sagte Margrit jetzt und ihr Herz pochte vor lauter Aufregung.
„Ach, und womit?“ riefen alle neugierig, beinahe feixend.
Margrit holte mit feierlicher Miene aber ein wenig beklommen das kleine Pfeifstäbchen aus ihrer Gürteltasche hervor.
„Oh, ein Tulpont!“ entfuhr es allen verdutzt.
„Woher hast du das?“
Margrit legte es in Renates geöffnete Hand.
„Seit damals, als die Hajeps mich zu fangen versuchten!“ verriet ihnen Margrit fester Stimme.
„Nun, wir werden sehen, ob Günther damit einverstanden sein wird!“ meinte Martin trotzdem ziemlich kühl.
George sagte dazu gar nichts. Er wendete sich nur ab.
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Günther Arendt war gerade in der Nähe gewesen und so hatte Margrit Glück, gleich mit ihm darüber sprechen zu können. Sie war sehr ehrlich und hatte, als sie
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