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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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beisammen.
    Die offiziellen Förmlichkeiten waren ausgetauscht, jetzt konnte man auf moderate Töne verzichten. Nur keine Zurückhaltung, dachte Abraham, schließlich war er noch nie einem Killer begegnet, der die Bedeutung dieses Wortes verstanden hätte.
    »Nun, was die Haftstrafe angeht«, sagte Abraham, »ich bin kein Staatsanwalt, aber ich habe schon einige wie dich hochgenommen und spreche deswegen aus Erfahrung und glaub mir, es wird auf lebenslänglich hinauslaufen. Heimtücke, niedere Beweggründe, du bist ja wirklich in die Vollen gegangen. Das ganze miese Programm. Und ich hoffe, dass noch eine nette kleine Sicherheitsverwahrung extra dabei herausspringt.«
    Daraufhin jammerte der Mörder: »Ich weiß schon jetzt, dass ich den Knast nicht ertragen werde. Das ist, wie lebendig begraben zu sein.«
    »Ich sehe da ehrlich gesagt keinen Unterschied zu deinem jetzigen Zustand«, sagte Abraham.
    Und Kleber sagte: »Die Frage ist doch, ob der Knast dich aushält.«
    Der Mörder sagte: »Was werden meine Kumpels denken, wenn ich nicht mehr zum Stammtisch erscheine?«
    Kleber schüttelte angewidert den Kopf. »Manche Leute haben vielleicht Sorgen.«
    »Glaub mir, Freundchen, deine Kumpels werden dich gar nicht vermissen. Wer klopft schon gerne Skat mit einem Kinderschänder und Mörder. Ich kenne jedenfalls niemand Anständigen«, sagte Abraham und zu Kleber gewandt:
    »Du etwa?«
    »Höchstens Charles Manson. Oder Ed Kemper. Ted Bundy. Also alles Kerle mit erheblichen Problemen, was den vernünftigen Umgang mit ihren Mitmenschen angeht.«
    »Das ist aber mein ganzes Leben«, schrie der Killer.
    »Auch das wird aufhören«, sagte Abraham. Es war fast so, als spräche er mit einem sehr ungezogenen Kind, das wirklich rein gar nichts von dem Bösen, das es getan hatte, verstand. Davon abgesehen interessierte Krawczyk das, was er Nina angetan hatte, überhaupt nicht. Im Gegenteil; für ihn gab es sie schon nicht mehr. Er war nur über seine eigene Zukunft entsetzt; nun, im Gegensatz zu seinem Kind hatte er noch eine – wenn auch auf einem sehr beengten Raum.
    »Mein Rudi ist ein feiner Mann«, schrie daraufhin seine Ehefrau. »Nina war immer schon ein Flittchen, eine Hure, ich weiß gar nicht, was mit ihr los war, ich hab sie doch gut erzogen.«
    Sie glaubte sich tatsächlich jede dieser Lügen und wiegte sich wie eine Schwachsinnige vor und zurück.
    (Ja, dachte Abraham später, als sie in der Rechtsmedizin an Nina die Narben alter Misshandlungen entdeckten, es ist ihr auf die Haut eingeschrieben, wie gut sie es bei euch hatte.)
    »Sie hat mit Rudi rumgemacht. Sie hat ihn sich geschnappt, als er betrunken war. Dann war er schwach, wie wir alle schwachsind, wenn uns das Leben übel mitspielt. Sie hat’s auch mit anderen getrieben. Ihr letzter Freund war sogar ein Neger.«
    »Das ist wirklich schlimm«, sagte Kleber zu Abraham, »wäre sie mal besser in Papas Bettchen geblieben, statt King Kong zu ficken.« Dann beugte er sich zur Ehefrau runter, die immer heftiger auf ihrem Sitz wackelte, und schob sein Gesicht so nahe wie möglich an ihres heran. Sie schien unter seinem zornigen, empörten Blick regelrecht zu schrumpfen.
    »Leute wie du machen mich krank. Ich verbringe den größten Teil meines Lebens damit, eure nutzlosen mörderischen Ärsche hinter Gitter zu bringen. Aber das ist nichts im Vergleich zu den armen Seelen, die mit euch leben müssen.«
    Etwas in diesem Satz, eine unverhohlene Abscheu und Verachtung, Wut, Verzweiflung, löste daraufhin eine Veränderung in dem Mörder aus. Seine weinerliche Miene löste sich auf, und ein anderes Gesicht, hässlich-verzerrt, lüstern und erbarmungslos, schob sich an dessen Stelle. Abraham sah einen Moment lang in die Fratze, in die Nina ihr ganzes kurzes Leben und ihr ganzes langes Sterben hatte blicken müssen.
    »Mein Kind«, flüsterte Krawczyk, »meine Entscheidung, ich hab sie ins Leben gebracht, und ich hab sie wieder daraus entfernt. Weil ich es so wollte.«
    »Ja«, sagte Abraham. »Und dabei bist du dir bestimmt wie Gott vorgekommen, nicht wahr?«
    »Vielleicht. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber jetzt, wo Sie es erwähnen, gefällt mir dieser Gedanke.«
    »Nun, ich kenne ein paar tüchtige Psychiater, die sich schon richtig auf einen solchen Sonnenschein wie dich freuen, ganz abgesehen von dem Staatsanwalt, solche Worte aus einem solchen Mund wärmen sein kaltes Herz richtig auf.«
    Einer der Streifenbeamten sagte beim Verlassen des Tatortes

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