Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
Flugzeugklamotten und stieg unter die Dusche. Nach acht Monaten, in denen er sein eigenes Wasser für lauwarme Bäder im Freien hatte erwärmen müssen, genoß er den heißen Strahl. Er blieb ein wenig zu lange unter der Dusche und rasierte sich noch, als es klingelte.
Er unterschrieb die Rechnung und das Trinkgeld, goß sich eine Tasse schwarzen Kaffee ein und trank davon, während er sich zu Ende rasierte. Dann setzte er sich an den kleinen Tisch vor dem Fenster, um Omelett und Zeitung zu genießen.
Neal war ein Zeitungs-Junkie, was, wie er annahm, daran lag, daß er in New York geboren war. Er überschlug die Titelseite des Chronicle, um Herb Caens Kolumne zu lesen, genoß sie, und schlug dann den Sportteil auf. Die Baseball-Saison würde bald losgehen, und die Yankees standen ‘77 ziemlich weit oben. Das ist eine der besten Sachen am Frühling, dachte er. Alle Teams aus deiner Heimat scheinen eine Chance zu haben. An den heißen Sommertagen beginnen dann die Hoffnungen zu schmelzen, im Herbst versickern sie und sterben.
Nachdem er die Sportseiten überflogen hatte, blätterte er wieder ganz nach vorn, um sich zu informieren. Jimmy Carter war tatsächlich Präsident, er trug Sweater und behandelte das Land wie eine Farm. Mao war immer noch tot, und seine Nachfolger stritten sich um die Überreste. Breschnew war krank. Das Übliche.
Was ihn daran erinnerte, daß auch er das Übliche zu tun hatte: einen Schurken finden und nach Hause bringen. Während der dritten Tasse Kaffee überlegte er sich einen Plan.
Es war kein besonderer Plan. Alles, was er zu tun hatte, war, zum Holiday Inn zu spazieren, sie zu beschatten, bis er sie allein kontaktieren konnte, und seinen Spruch aufzusagen. Dann mußte er die Bruchstücke von Pendletons zerbrochenem Herzen aufsammeln und sie nach Raleigh verschiffen. Fast so einfach, wie einem hungernden Künstler Geld zu geben.
Dann hatte er die hervorragende Idee, seine Finger die Arbeit machen zu lassen. Warum sollte er durch die halbe Stadt rennen und Zeit damit verschwenden, sie zu beschatten? Er konnte sie einfach anrufen. Wenn er dran ging, legte er auf. Wenn sie dran ging, konnte er etwas sagen wie: »Sie kennen mich nicht, aber ich habe tausend Eier in bar unter Ihr Wasserglas an einem Tisch im Top of the Mark gelegt. Mein Name ist Neal Carey. Ein Uhr. Kommen Sie allein.«
Es gab keine Hure der Welt, egal wieviel Klasse sie hatte, die zu dieser Verabredung nicht erscheinen würde.
Sicher, einfach und zivilisiert, dachte er. Man soll es schließlich nicht komplizierter machen, als es sein muß.
Er fand die Nummer des Hotels in der Akte und wählte.
»Zimmer Zehn-Sechzehn, bitte«, sagte er.
»Ich stelle Sie durch zum Operator.«
Er nippte an seinem Kaffee.
»Operator. Kann ich Ihnen helfen?«
»Zimmer Zehn-Sechzehn, bitte.«
»Danke schön. Einen Augenblick.«
Es war mehr als ein Augenblick. Mehr als zehn Augenblicke.
»Wen versuchen Sie zu erreichen, Sir?«
Uh-oh. »Dr. Robert Pendleton.«
»Danke schön. Einen Augenblick.«
Noch zehn Augenblicke. Lange Augenblicke.
»Tut mir leid, Sir. Dr. Pendleton ist ausgezogen.«
Na toll.
»Uhhhhh…Wann?«
»Heute morgen, Sir.«
Während ich geduscht, gegessen und die Trainingsberichte vom Frühjahr gelesen habe, dachte Neal.
»Hat er eine Nachsendeadresse hinterlassen?«
»Einen Augenblick.«
Hat er eine Nachsendeadresse hinterlassen? Der übliche verzweifelte Versuch.
»Tut mir leid, Sir. Dr. Pendleton hat keine Anschrift hinterlassen. Möchten Sie, daß wir eine Nachricht aufnehmen, falls er anruft?«
»Nein, vielen Dank, und danke für Ihre Hilfe.«
»Einen schönen Tag noch.«
»Oh, ja.«
Neal goß sich noch eine Tasse Kaffee ein und beschimpfte sich wüst. Na gut, denk nach, befahl er sich. Pendleton ist ausgezogen, warum? Vielleicht Geld. Hotels sind teuer, und er hat irgendwo eine andere Bleibe gefunden. Oder vielleicht hat ihn AgriTech so genervt, daß er umgezogen ist. Vielleicht ist die Party auch vorbei, und er ist auf dem Weg zurück nach Raleigh. Das ist das beste »Vielleicht«, aber du kannst es dir nicht leisten, darauf zu setzen. Also, zurück an die Arbeit.
Pendleton ist kein Profi, also stehen die Chancen gut, daß er nicht daran denkt, seine Spuren zu verwischen. Er weiß vielleicht noch nicht mal, daß ihm jemand folgt, und es gibt nur einen Ort, um die Spur aufzunehmen.
Neal zog sich schnell an. Er wählte ein hellblaues Button-down-Hemd, Khaki-Hosen, schwarze Slipper, schlang sich
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