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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Skriptoren-Schemel und las aus einer Schriftrolle vor. Im Schatten sitzend, wirkte sie sehr dunkel, ganz im Gegensatz zu Micons Gesicht, das von fast durchscheinender Blässe war. Dicht neben dem Atlanter, aber von ihrer kleinen Schwester nicht viel weiter entfernt als von ihm, saß Domaris wie eine stetig brennende Flamme; die beherrschte Heiterkeit ihres Gesichts war wie ein stiller See.
    Rajasta war geräuschlos über das Gras geschritten und blieb noch eine Weile unbemerkt neben ihnen stehen. Er hörte Deoris beim Vorlesen zu, aber in Gedanken war er bei Domaris und Micon.
    Als Deoris beim Lesen eine Pause machte, hob Micon plötzlich den Kopf und wandte das Gesicht Rajasta zu. In seinem leicht verzerrten Lächeln lag eine herzliche Begrüßung.
    Rajasta lachte. »Mein Bruder, du solltest statt meiner hier Wächter sein! Niemand sonst hat mich bemerkt.« Gelächter erhob sich unter dem großen Baum. Der Priester des Lichts trat näher. Er winkte beiden Mädchen, auf ihren Plätzen zu bleiben, und blieb kurz stehen, um Deoris' wirre Locken zärtlich zu berühren. »Ist diese Brise nicht erfrischend?« bemerkte er.
    »Sie kündigt einen Sturm an«, stellte Micon fest.
    Danach herrschte Schweigen. Rajasta betrachtete gedankenvoll Micons ihm zugewandtes Gesicht. Ich möchte wohl wissen, auf welche Art von Sturm er anspielt. Ich glaube, es steht uns Schlimmeres bevor als ein Unwetter .
    Auch Domaris war beunruhigt und sah bittend zu ihrem Lehrer auf. Sie war schon immer sensibel gewesen, aber ihre neue Beziehung zu Micon hatte ihre Empfindsamkeit auf geradezu unheimliche Weise verstärkt. Sie konnte sich mit sicherem Instinkt auf seine Gedanken und Gefühle einstellen, und dadurch wuchs ihre Liebe zu ihm so sehr, dass für sie die anderen Menschen neben Micon kaum noch eine Rolle spielten. Sie liebte Deoris wie immer, und auch ihre Hochachtung vor Rajasta war nicht geringer geworden - aber Micons verzweifelte Not kam zuallererst, und so fühlte sie sich als seine Beschützerin und handelte entsprechend. Sie war fast in Gefahr, ganz darin aufzugehen, denn sie hatte eine Neigung zu beinahe katastrophaler Selbstverleugnung.
    Natürlich hatte Rajasta diese Eigenschaft seiner Akoluthin schon längst erkannt. Es wurde ihm nun jedoch aufs neue bewusst, dass er als ihr geistlicher Lehrer die Pflicht hatte, sie vor den möglichen Folgen dieser Charakterschwäche zu warnen. Zugleich hatte er volles Verständnis für die aufopfernde Liebe, die sie Micon entgegenbrachte.
    Trotzdem , sagte er streng zu sich selbst, tut es Domaris nicht gut, dass sie ihre ganze Kraft auf einen einzigen Menschen konzentriert, ganz gleich, wie sehr dieser sie braucht! Und noch bevor er diesen Gedanken ganz beendet hatte, lächelte der Priester des Lichts demütig. Mag sein, dass auch ich diese Lektion zu lernen habe .
    Rajasta setzte sich neben Micon ins Gras und legte seine Hand mit aufmunterndem Druck auf dessen kraftlose verrenkte Hand. Sofort bemerkte er das leichte, verräterische Zittern. Traurig schüttelte Rajasta den Kopf. Obwohl der Atlanter den Eindruck machte, als habe er seine Gesundheit zurückgewonnen, war es in Wahrheit ganz anders.
    Aber das Zittern ließ nach und hörte schließlich ganz auf. Micon fühlte die Kraft des Wächters durch seine von der Folterung geplagten Nerven fließen, was ihn tröstete und stärkte. Er lächelte dankbar, aber dann wurde sein Gesicht ernst.
    »Rajasta - ich muss dich um eines bitten: Unternimm nichts mehr, um für das, was man mir angetan hat, eine Bestrafung ins Werk zu setzen. Dies würde keine oder nur bittere Früchte tragen.«
    Rajasta seufzte. »Wie oft haben wir darüber schon gesprochen!« sagte er. »Du musst eigentlich inzwischen wissen, dass ich nicht einfach alles auf sich beruhen lassen kann. Diese Sache ist zu ernst, um unbestraft zu bleiben.«
    »Das wird sie auch nicht, verlasse dich darauf.« Micons blinde Augen strahlten wie von neuer Lebenskraft beseelt. »Sei nur vorsichtig, dass die Bestrafung keine Strafe nach sich zieht!«
    »Riveda muss seinen Orden säubern!« Domaris' Stimme war spröde wie Eis. »Rajasta hat recht -«
    »Liebe Domaris«, ermahnte Micon sie sanft, »wenn Gerechtigkeit ein Werkzeug der Rache wird, verwandelt sich ihr Stahl in Klingen aus Glas. Natürlich muss Rajasta die, die nach uns kommen, schützen - aber wer Rache nimmt, wird leiden. Das Karma sieht als erstes die Handlung, und danach - wenn überhaupt - die Absicht!« Nach einer kurzen Pause setzte er

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