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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Geburt.«
    »Jetzt schon?«
    »Man fürchtete -« Zorn erstickte Elis' Stimme. Sie schluckte und sagte: »Deoris, ich schwöre, wenn Domaris deswegen ihr Kind verliert, werde ich...«
    »Elis, lass mich herein«, rief jemand draußen vor der Tür. Ehe Elis antworten konnte, trat Micon über die Schwelle. Er stützte sich schwer auf Rivedas Arm. Unsicher näherte der Atlanter sich dem Bett. »Deoris«, begann er, »kannst du mir sagen...«
    Hysterisches Gelächter mischte sich in Deoris' Schluchzen. »Gar nichts kann ich dir sagen!« kreischte sie. » Weiß denn niemand, was mit mir geschehn ist?«
    Micon seufzte tief, und man sah deutlich, wie ihn die Kräfte verließen. »Das habe ich befürchtet«, stellte er mit großer Bitterkeit fest. »Sie weiß nichts, sie erinnert sich an gar nichts. Kind - mein liebes Kind! Du darfst es nie wieder zulassen, dass man dich auf solche Weise missbraucht!«
    Riveda wirkte angespannt und müde; seine graue Robe war verknittert und mit dunklen Flecken beschmutzt. »Micon von Ahtarrath, ich schwöre -«
    Abrupt riss sich Micon von Rivedas stützendem Arm los. »Ich bin noch nicht bereit, mir deinen Schwur anzuhören!«
    Da gelang es Deoris irgendwie, sich auf die Füße zu stellen. Doch sie schwankte und schluchzte vor Schmerz, Angst und Verzweiflung. Micon tastete mit seinem unfehlbaren Sinn, der ihm das Augenlicht ersetzte, nach ihr. Aber Riveda riss das Mädchen beschützend an sich. Allmählich hörte ihr Zittern auf. Bewegungslos stand sie an ihn geschmiegt, die Wange an den rauen Stoff seiner Kutte gelegt.
    »Du darfst es ihr nicht zur Last legen!« sagte Riveda barsch. »Domaris ist in Sicherheit -«
    »Ich wollte ihr gar keinen Vorwurf machen«, fiel Micon versöhnlich ein, »ich wollte nur -«
    »Ich weiß genau, dass du mich hasst, Prinz von Ahtarrath«, unterbrach Riveda ihn, »obwohl ich -«
    »Ich hasse niemanden!« stellte Micon scharf fest. »Willst du mir unterstellen -«
    »Ein für alle Mal, Micon«, polterte Riveda, »ich unterstelle nichts!« Mit einer Sanftheit, die in seltsamem Widerspruch zu seinen aufgebrachten Worten stand, half der Adept Deoris, sich wieder auf das Ruhebett zu legen. »Hasse mich, wenn du willst, Atlanter«, sagte der Graumantel. »Du und deine priesterliche Buhle und dieser ungeborene -«
    »Nimm dich in acht! « Micons Stimme klang drohend.
    Riveda lachte verächtlich - doch dann erstarb ihm die nächste Bemerkung in der Kehle, denn als Micon die Fäuste ballte, grollte draußen der Donner eines plötzlichen, unerklärbaren Gewitters aus klarem, wolkenlosem Himmel. Elis kauerte verschreckt in einer Ecke, Deoris bebte am ganzen Körper. Micon und Riveda standen sich Auge in Auge gegenüber, beide Adepten sehr unterschiedlicher Disziplinen; die Spannung zwischen ihnen lag im Raum wie ein lauerndes wildes Tier, unsichtbar, aber spürbar.
    Doch sie dauerte nur einen Augenblick. Riveda schluckte und sagte: »Meine Worte waren zu heftig. Ich habe im Zorn gesprochen. Aber womit habe ich deine Beleidigungen verdient, Micon von Ahtarrath? Mein Bekenntnis ist nicht das deine - das kann niemandem verborgen geblieben sein. Trotzdem kennst du es genauso gut, wie ich das deine! Bei dem Verhüllten Gott, würde ich je einer Schwangeren etwas zuleide tun?«
    »Soll ich also davon ausgehen, dass eine Priesterin Caratras aus eigenem Willen ihre geliebte Schwester, die schwanger ist, so heftig schlägt?« fragte Micon aufbrausend.
    Deoris schrie auf und presste erschrocken ihre Hände auf den Mund. Sie lief zu Elis und klammerte sich schluchzend an sie. Sie konnte nicht fassen, dass sie so etwas getan haben sollte. Es musste ein Alptraum sein!
    »Ich habe das Mädchen lediglich eingeladen, sich eine Zeremonie im Grauen Tempel anzusehen«, sagte Riveda kühl. »Von mir aus glaube ruhig, dass ich die Dunklen Mächte aus Schlechtigkeit und mit Vorbedacht heraufbeschworen habe. Aber ich gebe dir mein Wort, das Ehrenwort eines Adepten, dass ich nichts im Sinn hatte als eine freundliche Geste! Es ist mein Vorrecht, jeden geweihten Priester und jede Priesterin mit einer Einladung zu beehren.«
    Bis auf das unterdrückte Schluchzen von Deoris, die sich immer noch an Elis klammerte, war es ganz still im Raum. Das späte Nachmittagslicht war verschwunden, als sei es schon Nacht, und es zogen immer mehr dicke Wolken am Himmel auf. Die beiden Frauen wagten nicht, zu den miteinander ringenden Adepten hinzusehen.
    Doch endlich ließ die schreckliche Spannung etwas nach.

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