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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erstreckten sich Treibsand-Marschen mit Rohr und Binsen bis zum Horizont. Vor ihr scharten sich die gaffenden, babbelnden Idioten zusammen. Sie war eingekreist.
    Wie bin ich bloß hierher gekommen? Ich hatte doch kein Boot?
    Sie drehte sich um und sah nur die leere, wogende See. In weiter Ferne ragten Berge aus dem Wasser, und lange rote Streifen, die die Sonne auf die Wolken malte, sahen aus wie blutige Finger, die den Himmel aufkratzten.
    Wenn nur die Sonne aufginge... wenn doch die Sonne käme...
    Nur dieser eine Wunsch beherrschte ihre Gedanken. Weitere Dorfbewohner mit aufgedunsenen Schädeln quollen aus den Häusern. Deoris geriet in Panik und begann zu laufen.
    Vor ihr durchbrach ein goldener Strahl die Gräue und die blutigen Streifen fahlen Lichts und flammte hell auf. Sonnenschein! Sie lief noch schneller, ihre Schritte waren wie das hämmernde Echo ihres Herzens, das unsichere Trab-trab-trab der Verfolger hinter sich wie eine unbarmherzig anbrandende Flut.
    Ein Stein flog an ihrem Kopf vorbei. Deoris wirbelte herum wie ein in die Ecke getriebenes Tier und geriet mit den Füßen in die Brandung. Ein schreckliches Wesen ragte vor ihr auf, scheußliche rote Augen glühten; sie sah verzerrte Lippen vor schwarzen abgebrochenen Zähnen, hörte tierisches Knurren. Wild schlug sie die nach ihr greifenden Hände zurück, trat mit den Füßen, wand sich und kämpfte sich frei - das unartikulierte Geheul der Kreatur hinter sich, stolperte sie, rannte weiter, stolperte wieder - und fiel.
    Das schwache Licht auf dem Meer wich plötzlich strahlendem Sonnenschein.
    Deoris streckte die Hände nach der Sonne aus, und ihr Schluchzen und Weinen klang genauso wie das der Idioten hinter ihr. Ein Stein traf ihre Schulter, ein anderer riss ihr die Kopfhaut auf. Sie quälte sich, um wieder auf die Füße zu kommen, sie krallte sich in den nassen Sand, sie schlug nach tastenden, krabbelnden Händen. Irgendwer stieß einen hohen, wilden, qualvollen Schrei aus. Irgend etwas traf sie hart ins Gesicht. Es war, als ginge ihr Gehirn in Flammen auf. Sie sank tiefer... und tiefer... und tiefer... Die Sonne brannte heiß auf ihr Gesicht, und sie starb.
     
    Jemand weinte .
    Licht blendete ihre Augen. Ein scharf-süßer, betäubender Geruch stach ihr in die Nase.
    Elis' Gesicht schwamm aus der Dunkelheit heran. Deoris hustete schwach und schob die Hand weg, die ihr den starken Duftstoff an die Nase hielt.
    »Nicht - ich kann nicht mehr atmen, Elis!« keuchte sie.
    Die Hände auf ihren Schultern lockerten ihren Griff ein wenig und legten sie behutsam auf einen Kissenstapel zurück. Sie lag auf einem Ruhebett in Elis' Wohnung im Haus der Zwölf, und Elis beugte sich über sie. Hinter ihr stand Elara und wischte sich die Augen. Ihr Gesicht sah verweint und besorgt aus.
    »Ich muss jetzt zu meiner Herrin Domaris gehen«, sagte Elara zitterig.
    »Ja, geh nur«, antwortete Elis, ohne aufzusehen.
    Deoris wollte sich hochsetzen, aber Schmerz explodierte in ihrem Kopf, und sie fiel zurück. »Was ist geschehen?« murmelte sie matt. »Wie bin ich hergekommen? Elis, was ist geschehen?«
    Zu Deoris' Schrecken begann Elis, statt ihr zu antworten, zu weinen und trocknete sich die Augen mit ihrem Schleier.
    »Elis«, Deoris' Stimme schwankte wie die eines kleinen Mädchens. » Bitte , sage es mir. Ich war - in dem Idiotendorf, und sie warfen mit Steinen -« Deoris berührte ihre Wange, ihre Kopfhaut. Sie meinte, ein Stechen zu spüren, aber da war keine Verletzung, keine Schwellung. »Mein Kopf -«
    »Du phantasierst wieder!« Elis fasste Deoris bei den Schultern und schüttelte sie heftig. Das Entsetzen kehrte kurz zurück, dann löste die verschwommene Erinnerung sich in nichts auf, denn Elis fuhr sie an: »Weißt du nicht einmal mehr, was du getan hast?«
    »Oh, Elis, hör auf! Bitte nicht, es tut meinem Kopf so weh«, stöhnte Deoris. »Kannst du mir nicht erzählen, was passiert ist? Wie bin ich hergekommen?«
    »Erinnerst du dich wirklich nicht?« rief Elis ungläubig aus. Wieder wollte Deoris sich aufsetzen, und diesmal legte Elis ihrer Cousine einen Arm um die Schultern und half ihr. Die Hand immer noch am Kopf, blickte Deoris zum Fenster hin. Es war später Nachmittag, die Sonne begann zu sinken, die Schatten wurden länger. Aber es war doch kurz vor Mondaufgang gewesen, als sie mit Riveda -
    »Ich kann mich an gar nichts erinnern«, erklärte Deoris verzweifelt. »Wo ist Domaris?«
    Elis presste die Lippen zusammen. »Im Haus der

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