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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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würden als gewöhnlich. Nicht einmal Deoris kannte die Wirkungen zeremonieller Magie auf die komplizierten Nervenströme des weiblichen Körpers besser als sie. Die Erinnerung an die überwältigende Erfahrung dieser Nacht half ihr, die warnenden Schmerzen zu ignorieren. Deoris stützte sie beim Aufstehen, und Domaris legte die Stirn für einen Augenblick auf die Schulter ihrer Schwester. Sie fühlte sich schwach, und sie schämte sich nicht, dies auch zu zeigen.
    »Möge mein Sohn niemandem anders je so wehtun wie mir«, flüsterte sie.
    »Er wird nie wieder Gelegenheit dazu bekommen«, sagte Deoris - aber ihre Munterkeit war nur gespielt. Sie war sich klar darüber, dass sie zu den Schmerzen ihrer Schwester beigetragen hatte und dass reuige Worte jetzt nichts mehr nützten. Ihre überhohe Empfindsamkeit Domaris gegenüber war nicht nur seelischer, sondern auch körperlicher Natur und sie half ihrer Schwester mit Verständnis und Zärtlichkeit.
    Domaris sah sie müde an, aber ohne jeden Vorwurf. Sie fasste das Handgelenk ihrer Schwester. »Weine nicht, Kätzchen...«
    Wieder auf dem Diwan sitzend, sah sie mehrere Minuten in die tote Asche des Kohlenbeckens. Dann sagte sie leise: »Deoris, später wirst du erfahren, was ich getan habe - und warum. Hast du noch Angst?«
    »Nur - ein bisschen - um dich.« Wieder sagte sie nicht die volle Wahrheit, denn aus Domaris' Bemerkung schloss sie, dass sie sich auf mehr gefasst machen musste. Domaris war durch ihren eigenen strengen Kodex zum Handeln gezwungen, und daran würde nichts, was Deoris sagte oder tat, etwas ändern. In ruhigem, tödlichem Ernst erklärte Domaris:
    »Ich muss dich jetzt allein lassen, Deoris. Bleib hier, bis ich wiederkomme - versprich mir das! Willst du das für mich tun, meine kleine Schwester?« Sie zog Deoris liebevoll an sich und küsste sie. »Jetzt bist du mehr als meine Schwester! Friede sei mit dir.« Damit verließ sie trotz ihrer Schwerfälligkeit rasch das Zimmer.
    Deoris kniete unbeweglich am Boden, den Blick auf die geschlossene Tür gerichtet. Sie wusste besser um die tiefe Bedeutung des Ritus, der an ihr vollzogen worden war, Bescheid, als Domaris ahnte. Sie hatte schon davon gehört, hatte eine bestimmte Vorstellung von seiner Macht gehabt - aber sie hatte sich nie träumen lassen, dass sie selbst eines Tages daran teilhaben würde! Ob es diese Macht ist , dachte sie, die Maleina überall Zutritt verschafft? Wie ist es Karahama, einer saji, einer der Namenlosen, gelungen, in den Tempel Caratras aufgenommen zu werden? Vielleicht durch eine Macht, die die Verdammten erlöst?
    Da sie die Antwort nun kannte, fürchtete Deoris sich nicht mehr. Das Leuchten war nun ganz verschwunden, doch der Trost blieb; kniend, den Kopf in beide Arme gelegt, versank sie in Schlaf.
     
    Draußen spürte Domaris erneut, dass die Geburt ihres Kindes unmittelbar bevorstand, und lehnte sich gegen die Wand. Der Krampf ging schnell vorbei. Sie richtete sich auf und eilte den Korridor hinunter. Niemand sah sie. Doch wieder musste sie anhalten. Sie krümmte sich unter dem erbarmungslosen Schmerz, der in ihren Lenden wühlte. Unter leisem Stöhnen wartete sie darauf, dass er vorüberging. Es kostete sie einige Zeit, bis sie den selten benutzten Gang erreichte, der zu einer Geheimtür führte...
    Dort machte sie halt und zwang sich, regelmäßig zu atmen. Sie war im Begriff, unrechtmäßig in ein uraltes Heiligtum einzudringen, und lief Gefahr, bis über den Tod hinaus dafür erniedrigt zu werden. Alle Lehren der erblichen Priesterschaft, deren Nachkomme und Mitglied sie war, gellten ihr in den Ohren und forderten sie zur Umkehr auf.
    Über den Schlafenden Gott gab es eine grässliche Legende. Vor langer Zeit - so hieß es - war der Dunkle gefangengenommen und in Ketten gelegt worden. Doch eines Tages würde er wieder erwachen und Zeit und Raum gleichermaßen mit nicht endender Dunkelheit und Zerstörung verwüsten, bis er allem, was war oder je sein könnte, ein Ende bereitet hatte...
    Domaris wusste es besser, aber sah die Dinge anders. Für sie war dort unten eine gefährliche Macht gebannt gewesen, und sie vermutete, dass man diese Macht beschworen und losgelassen hatte. Deshalb hatte sie Angst wie nie zuvor in ihrem Leben, um sich selbst und das Kind, das sie trug, um Deoris und das in jenem dunklen Schrein empfangene Kind, um ihr Volk und alles, was es symbolisierte...
    Sie biss die Zähne zusammen. Kalter Schweiß rann ihr über den Körper. » Ich muss es

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