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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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hinten im Haus mit offenem Wandschrank und einem kleinen runden Fenster. Ray lässt die Lampe brennen. Sie ist schon alt, die Lampe – schwarzes Blech mit japanischem Motiv –, sie wirft ein sanftes, gnädiges Licht, wie dünner Tee.
    Schweiß ist in meinen Kniekehlen getrocknet, die andere Flüssigkeit auf der Innenseite meiner Schenkel. Ich mag diese klebrige Haut dort – mochte sie seit jeher. Ich friere, immer noch nackt. Schlüpfe unter die Decke.
    Er hat eine Tätowierung auf der Schulter – vor Kurzem aufgefrischt. Ein Vogel im Flug, ein Banner im Schnabel, der Name seiner Tochter. Ray ist eingeschlafen, sein Arm liegt über meinem Körper, schweres Gewicht. Sein Atem ändert sich, wird langsamer, gleichmäßiger, die Lippen öffnen sich. Ich beobachte, wie sich seine Augenlider bewegen.
    Letzte Woche Sonntag hatte ich die Mittagsschicht unten im Res­taurant. Um fünf konnte ich gehen. Der Tag war bedeckt, Wind kam vom Meer, Nebel hing in der Luft. Ich machte einen Spaziergang runter zum Strand. Auf der Straße vor mir lag etwas Kleines, Buckeliges – irgendein Tier, dachte ich, ein Eichhörnchen, überfahren –, aber es war nur ein alter Arbeitshandschuh, steif, in Form einer Hand, aber keine Hand, kein Handgelenk, nur gekrümmte Stofffinger, geformt zu einer lockeren Faust, gefüllt mit Schatten. Dieser Handschuh erinnerte mich an Huck – und ich ärgerte mich, dass er überhaupt durch meinen Kopf geisterte.
    Ich betrachte Rays Gesicht, es ist wunderschön im Schlaf. Kein angemessenes Wort, ich weiß, um die Sorte Mann zu beschreiben, die er ist. Trotzdem.
    Letzten Sonntag auf dem Weg zum Strand ließ ich diesen Arbeitshandschuh einfach auf der Straße liegen. Aber auf dem Rückweg kickte ich ihn mit einem süffisanten kleinen Tritt in den Giftefeu. Scheiß Provinz. Ich traue dem Menschen nicht über den Weg, der ich werde, wenn ich an Huck denke. Dieser Zerstörungsdrang.
    Als ich klein war, klaute ich Alex’ Skateboard, nahm oben am Hang Anlauf und flog auf die Nase. Meine ganze rechte Kniescheibe war rohes Fleisch. Meine Mutter versorgte die Wunde und ermahnte mich, nicht daran herumzuknibbeln. Die Wunde heilte schnell. Oder wäre geheilt, wenn ich mich hätte zusammenreißen können, nicht an der Kruste zu friemeln. Sie juckte, ich schob den Fingernagel darunter und riss, um zu sehen, wie groß das Stück war, das ich ablösen konnte. Es war kein Trotz, jedenfalls nicht nur, eher eine stille, rücksichtslose Neugier zu sehen, was geschähe, wenn …
    Ray neben mir rührt sich, schlägt die Augen auf.
    »Bin ich eingeschlafen?«, fragt er.
    »Nicht lange.«
    »Willst du immer noch ein Eis?«
    »Inzwischen hat so gut wie alles zu.«
    »Ich such dir was.« Er fährt mit der Hand über meine Hüfte, den geschwungenen Knochen. »Was ist los?«, sagt er.
    »Was? Nichts.«
    »Doch, irgendwas geht dir im Kopf rum.« Er streicht über meinen Mundwinkel. »Du beißt dir auf die Lippe.«
    Wenn er mich berührt, liegt Zärtlichkeit darin, wenn er mir nah kommt, so ehrlich und nah, dass ich darin sterben möchte. Die Augen schließen, den Verstand einfach ausschalten, loslassen.
    »Das willst du nicht wissen«, sage ich, und natürlich braucht es nicht mehr als das, um das Boot zu entern, die Tür einzutreten. Das weiß ich. Ich weiß es schon im Voraus und tue es dennoch. Ich erzähle ihm von dem Arbeitshandschuh, erzähle, dass er mich störte, es immer noch tut.
    Und Ray hört zu, nimmt auf, was ich sage, großzügiger als ich, ich sehe es in seinem Gesicht, das ausbleibende Urteil. Unverdient.
    »Du könntest nicht weniger Ähnlichkeit mit ihm haben«, bemerke ich.
    Er geht in Deckung, die Veränderung ist minimal, aber ich kann es sehen, ein feiner Schleier über seinen Augen. Nicht mehr offen.
    »Wir sind ziemlich verschieden«, sagt er langsam.
    Die Untertreibung des Jahrhunderts.
    Sein Blick auf mir ist vorsichtig, als sähe er es kommen, sähe etwas kommen, vielleicht deutlicher als ich.
    »Hör zu, Ray, ich möchte absolut ehrlich sein …«
    »Dann sei ehrlich.«
    »Das wird aber nicht gut ankommen.«
    »Raus damit!«
    Und ich gehorche. Ich erzähle ihm, in knappen Worten, dass sein Bruder Huck so gut wie der Hauptgrund dafür ist, dass ich nicht an diesem Ort leben kann.
    Rays Lippen bilden eine schmale Linie, bedächtig. »Du lebst aber hier.«
    »Ray, dein Bruder …«
    »Dein Onkel.« Seine Stimme ist leise.
    Ich starre auf die schmale Linie seiner Lippen.
    »Was?«, sage ich.
    Aber

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