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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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reiner Wolle. Ein Page befreite ihn eilig von seinen Stiefeln. Corbett schaute auf und bemerkte das riesige schwarz-weiß-goldene Wappenschild Gurneys über dem Kamin. Darunter funkelte das Tafelsilber im Schein der Kerzen. Gurney warf einen weiteren Holzklotz in das Feuer. In einer Kerbe steckten einige duftende Kräuter, und als die Flammen über den Block strichen und diese ansengten, verbreitete sich der Duft des Sommers im Zimmer. Corbett genoß sein Getränk und lauschte mit halbem Ohr Ranulfs launigem Bericht über ihre Reise. Von der anderen Seite des Kamins beobachtete ihn Lady Alice.
    Ihr habt Euch verändert, dachte sie. Corbett war immer zurückhaltend, verschwiegen, auch schüchtern gewesen, aber jetzt entdeckte sie in seinen Zügen eine gewisse Härte. Die Lachfältchen um seinen Mund waren nicht so ausgeprägt wie früher, und die dunklen Augen, die sonst immer so sanft gewesen waren, wirkten gehetzt.
    Alice hatte von Corbetts zweiter Ehe mit der walisischen Prinzessin Maeve gehört und wußte, wie innig er seine Frau und seine Tochter Eleanor liebte. Ihr waren aber auch andere Gerüchte zu Ohren gekommen, daß der ergraute König Edward immer größere Ansprüche stellte, da er jetzt einen erbarmungslosen Krieg gegen die Schotten und mit seinem Rivalen, Philipp von Frankreich, einen Kampf um Leben und Tod führte. Corbett sah so aus, als würde er einen hohen Preis für all das zahlen. Daran konnten auch der Adelstitel und alle Ehren und alle Gunst, die der König ihm erwiesen hatte, nichts ändern. Alice überlegte, was er wohl schon alles hatte mit ansehen müssen, da spürte sie seinen Blick.
    »Hugh, wollt Ihr Euch zur Ruhe begeben?«
    »Danke nein, edle Dame. Vielleicht später. Ich muß mir noch bestimmte Dinge ansehen und Fragen stellen.«
    Alice spürte, wie sich ihr Inneres vor Angst zusammenzog. Corbett war ihr Freund gewesen. Jetzt hatte dieser Mann mit seinen scharfen Augen, seiner Nachdenklichkeit und seinen scharfsinnigen Fragen andere Gründe für seinen Besuch. Er würde anfangen, nach der Wahrheit zu forschen. Trotz der Wärme des Zimmers fühlte Alice, wie es ihr kalt den Rücken herunterlief. Was würde dieser intelligente Bevollmächtigte herausfinden? Sie fing einen Blick ihres Mannes auf und schaute ihn warnend an. Dieser bemerkte ihre Sorge und schaute weg. Er hatte ebenfalls Angst. Der Besuch Corbetts erfüllte ihn mit größter Sorge. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als mit Edwards Hof und Gefolge nichts zu tun haben zu müssen, um in Ruhe die fruchtbaren Felder bei seinem Herrenhaus bestellen, Schafe züchten und die Wolle gegen schwere Beutel Goldes nach Flandern exportieren zu können. Die Feldzüge des Königs gegen die Franzosen hatten dem allen einen Riegel vorgescho-ben. Obwohl Edward und Philipp zumindest in der Theorie gerade Frieden miteinander hielten, war der Krieg dem Handel in der Praxis immer noch sehr abträglich. Gurney bekam wie viele andere die Folgen zu spüren. Jetzt war auch noch Corbett gekommen, der Hüter der königlichen Geheimnisse und, falls die Gerüchte stimmten, gleichzeitig das Gewissen des Königs. »Eine verdammte Geschichte!« stieß Gurney hervor, ehe er sich noch eines Besseren besinnen konnte.
    Corbett wärmte sich seine Hände am Kamin und wandte sich dann seinem Gastgeber zu.
    »Was?«
    Gurney lachte säuerlich. »Hugh, ich bin Euer Freund. Kommt mir nicht mit solchen Spitzfindigkeiten.«
    Corbett lächelte entschuldigend und neigte den Kopf.
    »Eine verdammte Geschichte«, wiederholte Gurney. »Eine Frau am Galgen, ein Diener geköpft am Strand. Gräber geplündert. Geschichten über Schwarze Magie, über Feuer an Wegkreuzungen, seltsame Geräusche mitten in der Nacht und Hexen, die durch die Luft fliegen. Und jetzt auch noch diese verdammten Pastoureaux!«
    »Eine schwierige Zeit, da gebe ich Euch recht, Sir Simon.« Corbett drehte sich hastig um. Lavinius Monck lehnte mit verschränkten Armen nachlässig gegen den Türrahmen. Corbett erhob sich und ging auf ihn zu.
    »Lavinius!« Er streckte die Hand aus. »Wir haben uns monatelang nicht gesehen.«
    Monck nahm die ihm entgegengestreckte Hand und tätschelte sie.
    »Mein lieber Hugh«, lispelte er, seine glasigen Augen schauten unbeweglich.
    Corbett trat einen Schritt zurück. Warum finde ich diesen Mann immer so unheilvoll, überlegte er. Lavinius war bedrohlich in schwarzes Leder gekleidet und erinnerte Corbett mit seinem schwarzen fettigen Haar, glattrasierten säuerlichen

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