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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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Ich tu es auch nie wieder! Lass mich raus ... lass mich raus hier!
21:17
    »Marvin und sein kleiner Bruder Nick waren müde und hungrig. Sie saßen jetzt schon seit drei Tagen bei dem fiesen, stinkenden Mann fest. Drei Mal hatten sie versucht zu fliehen, aber jedes Mal hat er sie wieder geschnappt. Der alte Mann war so fies, dass er trotz Holzbein schneller laufen konnte als die Kinder! Aber in der vierten Nacht schlichen sich Marvin und Nick wieder aus dem Haus …«
    Lou kniete auf einem Stuhl vor der Küchenanrichte und schlug ein Ei auf die Kante der Schüssel. Dabei presste er die Lippen aufeinander, konnte nicht weitererzählen. Sich darauf zu konzentrieren, dass das Ei sauber in der Schüssel landete, benötigte seine ganze Aufmerksamkeit. »Super!«, sagte Josefine, als er zwei Eier in der Schüssel hatte, und reichte ihm die Zuckertüte. »Und dann? Können sie diesmal entkommen?«
    Regen pladderte gegen das Küchenfenster. Endlich kam die ersehnte Erfrischung! Seit Tagen war es unerträglich drückend und schwül gewesen. Es grummelte.
    »Nun wart's doch mal ab«, fuhr ihr kleiner Halbbruder sie an und erzählte dann weiter: »Sie folgten einem Fluss, immer geradeaus. Als sie gerade dachten, jetzt sind sie in Sicherheit, da schoss ein Riese aus dem Fluss und packte beide am Kragen. Das war der fiese alte Mann mit dem Holzbein. Der war in echt ein Transformer. Der konnte sich auch in einen Riesen verwandelnoder in ein Auto …« Lou schaute sich um. »… oder in einen Mixer.«
    »In einen Mixer?« Josi hatte gerade den Handmixer geholt. »Erzähl mir nicht, dass wir jetzt mit dem fiesen, stinkenden Holzbeinmann den Muffinteig rühren?«
    »Doch!«, sagte Lou und strahlte.
    Es blitzte und donnerte. Lou zuckte zusammen. In Kreuzberg, bei ihrer Mutter, durfte sie bei Gewitter keine Elektrogeräte benutzen, aber hier, bei ihrem Vater in dem hypermodernen Haus, war alles durch Blitzableiter und Überleitungssteckdosen gesichert.
    Es goss jetzt wie aus Eimern. Das Küchenfenster sah aus wie ein Wasserfall. Lou schüttete den Zucker und das Mehl in die Schüssel und kletterte auf die Anrichte. Josi gab Lou den Mixer. Er saß auf Knien und schaltete den Mixer ein, stellte ihn gleich auf die höchste Stufe und hielt ihn wie einen Presslufthammer. Der Teig wurde so glatt wie nie zuvor.
    »Willst du nun weiterhören oder nicht?« Lou leckte die Rührstäbe ab.
    »Doch, ja. Ich höre.«
    Ein Donner ließ beide zusammenfahren. Lou duckte sich.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Josi.
    »Hab ich auch nicht!«
    »Also, wie geht deine Detektivgeschichte nun weiter?«
    »Der Riese hat Marvin und Nick dann in eine Hütte gesperrt, in einem tiefen Wald, wo sie nie wieder allein rauskommen. Das dachte der Riese, aber was er und die beiden Jungs nicht wussten …«, Lou versuchte, sich einen Teigklecks von der Wange zu lecken, »… HerrRufus hatte schon ihre Spur aufgenommen. Er scannte den Waldboden Zentimeter für Zentimeter ab.«
    Josis Handy klingelte. Sie zog es aus der Hosentasche und sah Max auf dem Display. Sein Foto schien einen direkten Draht zu ihrem Herzen zu haben, denn das fing gleich an, wie verrückt zu schlagen. Sie holte tief Luft und ging ran.
    »Na, was machst du gerade?« Max' Stimme in ihrem Ohr reduzierte ihre Herzfrequenz nicht gerade.
    »Muffins backen.«
    »Ich liebe Muffins!«
    »Ich bring dir morgen ein paar mit.«
    »Morgen? Warum nicht noch heute?«
    »Weil ich heute nicht mehr weggehe. Ich muss Babysitten.«
    »Ich weiß, aber vielleicht könnte ich ja bei dir vorbeikommen, für ein Stündchen oder zwei …«
    »Max, ich weiß nicht so recht.«
    »Ach komm. Ich bin ganz in der Nähe, bei einem Kumpel.«
    »Aber es regnet doch so!«
    »Na und? Ich würde auch durch den tiefsten Schnee reiten, um bei dir zu sein.«
    Sie musste lachen. So war er, ihr Ritter oder Galan – oder ihr galanter Ritter. »Ich habe aber keine Zeit für dich, jedenfalls nicht für dich allein, ich muss …«
    »Ich weiß. Bin in zehn, fünfzehn Minuten da, okay?«
    Da stand Josi nun, mit dem Telefon in der Hand und einem warmen Kribbeln im Bauch. Lou saß auf der Anrichte, ließ die Beine baumeln und erzählte weiter:»Herr Rufus versteckte sich hinter einem Baumstamm und stellte seinen Detektivkoffer ab. Dann gab er den Code ein und musste mit dem Daumen noch auf eine Sensortaste drücken. Es machte ›Klick‹ und schon sprang der Koffer auf. Er zog eine Tastatur heraus und einen ganz dünnen Bildschirm. Den

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