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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Wahrheit kann ein bitterer Trunk sein, selbst für einen Mann wie Lord Stannis. Er denkt an nichts anderes, als mit seiner ganzen Macht nach Königsmund zurückzukehren, seine Feinde zu besiegen und das für sich zu beanspruchen, was ihm dem Rechte nach zusteht. Aber jetzt …«
    »Wenn er dieses winzige Heer nach Königsmund führt, wird er den Tod finden. Er hat nicht genug Männer. Das habe ich ihm bereits gesagt, doch Ihr kennt seinen Stolz.« Davos hob die Hand, die in dem Handschuh steckte. »Eher wachsen meine Finger nach, als dass dieser Mann zur Vernunft gelangt.«
    Der alte Mann seufzte. »Ihr habt getan, was an Euch war zu tun. Nun bleibt mir nur, mit meiner Stimme die Eure zu unterstützen.« Erschöpft setzte er seinen Aufstieg fort.
    Lord Stannis’ Refugium war ein großer runder Raum mit nackten Steinwänden und vier hohen Fenstern in allen vier Himmelsrichtungen. In der Mitte des Raums stand der Tisch, der dem Saal zu seinem Namen verholfen hatte, eine massive Holzplatte, die noch in den Zeiten vor der Eroberung auf Befehl von Aegon Targaryen angefertigt worden war. Die Bemalte Tafel war fast zwanzig Meter lang, dabei an der breitesten Stelle acht, an der schmalsten nur anderthalb Meter breit. Aegons Tischler hatten sie wie das Land Westeros gestaltet, hatten jede Bucht und jede Halbinsel ausgesägt, bis der Tisch keine einzige gerade Kante mehr aufwies.
Die Sieben Königslande, wie sie zu Aegons Tagen ausgesehen hatten – Flüsse und Berge, Burgen und Städte, Seen und Wälder –, waren auf die Fläche gemalt, die nach wiederholten Firnisanstrichen im Laufe von dreihundert Jahren stark nachgedunkelt war.
    In dem Saal gab es nur einen einzigen Stuhl, den man genau dorthin gestellt hatte, wo sich Drachenstein jenseits der Küste von Westeros befand, und von dessen leicht erhöhter Position man einen guten Überblick über den Tisch hatte. In diesem Stuhl saß ein Mann mit enggeschnürtem Lederwams und grober brauner Wollhose. Als Maester Cressen eintrat, sah er auf. »Ich wusste, Ihr würdet kommen, alter Mann, ob ich Euch rufe oder nicht.« Seiner Stimme fehlte wie meist jegliche Herzlichkeit.
    Stannis Baratheon, Lord von Drachenstein, und von der Götter Gnaden rechtmäßiger Erbe des Eisernen Throns der Sieben Königslande von Westeros, hatte breite Schultern und sehnige Glieder. Das strenge Gesicht und das straffe Fleisch erinnerten an Leder, welches man in der Sonne hatte trocknen lassen, bis es widerstandsfähig wie Stahl war. Hart hieß das Wort, das Männer benutzten, wenn sie von Stannis sprachen, und hart war er in der Tat. Obwohl er noch nicht das fünfunddreißigste Lebensjahr erreicht hatte, war von seinem schwarzen Haar nur noch ein dünner Kranz geblieben, der sich dem Schatten einer Krone gleich hinter den Ohren um den Kopf zog. Sein Bruder, der verstorbene König Robert, hatte sich in den letzten Jahren seines Lebens einen Bart stehen lassen. Maester Cressen hatte diese Gesichtszierde niemals gesehen, doch wie man hörte, sollte es sich um ein wildes, dichtes Gestrüpp gehandelt haben. Ganz im Gegensatz dazu trug Stannis seinen Bart sehr kurz. Er lag über seinem kantigen Kinn und den eingefallenen, knochigen Wangen wie ein blauschwarzer Schatten. Die Augen, die unter den kräftigen Brauen wie offene Wunden klafften, leuchteten wie das dunkle Blau des nächtlichen Meeres. Sein Mund
mochte selbst den komischsten Narren zur Verzweiflung treiben; dieser Mund gehörte zu einer gefurchten Stirn, finsteren Blicken und scharf gebellten Befehlen, und diese starren, dünnen und blassen Lippen hatten vergessen, wie man lächelte, hatten zu lachen niemals verstanden. In manchen Nächten, wenn die Welt still und leise wurde, glaubte Maester Cressen, Lord Stannis’ Zähnekirschen durch die halbe Burg zu hören.
    »Früher einmal hättet Ihr mich wecken lassen«, erwiderte der alte Mann.
    »Früher einmal wart Ihr jung. Jetzt seid Ihr alt und krank und braucht Euren Schlaf.« Seine Worte abzumildern, jemandem zu schmeicheln oder gar zu heucheln, hatte Stannis nie gelernt; er sagte frei heraus, was er dachte, und jene, denen das nicht gefiel, sollten verdammt sein. »Ich dachte mir, Ihr würdet noch bald genug erfahren, was Davos zu berichten hatte. So verhält es sich doch stets, nicht wahr?«
    »Ich wäre Euch kaum von Hilfe, wenn es nicht so wäre«, gab Cressen zurück. »Davos habe ich auf der Treppe getroffen. «
    »Und er hat Euch alles erzählt, vermute ich? Ich hätte diesem Mann die

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