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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Prolog
    Der Kometenschweif zog sich, einer blutroten Wunde gleich, durch den purpur- und rosafarbenen Morgenhimmel über den zerklüfteten Felsen von Drachenstein.
    Der Maester stand auf dem windgepeitschten Balkon vor seinem Zimmer. Hierher kehrten die Raben nach ihren langen Flügen zurück. Die dämonischen Steinfiguren, die sich rechts und links von ihm drei Meter in die Höhe erhoben, ein Zerberus und ein geflügelter Drache, zwei der tausend Figuren auf den Mauern der betagten Festung, waren mit dem Kot der Vögel gesprenkelt. Bei seiner Ankunft in Drachenstein hatten ihm die grotesken Steine ein unbehagliches Gefühl bereitet, doch über die Jahre hatte er sich an sie gewöhnt. Mittlerweile betrachtete er sie als alte Freunde. Von Vorahnungen erfüllt beobachteten die drei gemeinsam den Himmel.
    An Omen glaubte der Maester nicht. Dennoch hatte Cressen in seinem langen Leben noch keinen Kometen gesehen, der nur halb so hell oder in dieser Farbe geleuchtet hätte, dieser entsetzlichen Farbe des Blutes, der Flamme und des Sonnenunterganges. Er fragte sich, ob seine granitenen Gefährten je einen derartigen Anblick zu Gesicht bekommen hatten. Schließlich harrten sie schon seit Ewigkeiten hier aus und würden noch da sein, wenn er selbst längst von dieser Welt Abschied genommen hatte. Wenn ihre Zungen sprechen könnten …
    Was für eine Torheit. Er lehnte sich an die Zinne, das Meer toste unter ihm, der schwarze Stein fühlte sich rau an. Sprechende
Figuren und Prophezeiungen am Himmel. Ich bin ein alter Mann, und doch wieder so töricht wie ein Kind. Verließ ihn seine hart erarbeitete Weisheit zusammen mit Gesundheit und Körperkraft? Er war ein Maester, der seine Ausbildung in der großen Citadel in Altsass genossen hatte und durch Gelübde an diese gebunden war. Was war bloß aus ihm geworden, wenn er dem Aberglauben anhing wie ein unwissender Feldarbeiter?
    Und doch … und doch … der Komet erstrahlte jetzt sogar bei Tage, während grauer Dampf aus den heißen Schloten des Drachenbergs hinter der Burg aufstieg, und gestern Morgen hatte ein weißer Rabe Nachrichten aus der Citadel gebracht, Neuigkeiten, die er lange erwartet und dennoch gefürchtet hatte, die Botschaft vom Ende des Sommers. Allesamt Omen. Zu viele, um sich darüber hinwegzusetzen. Was hat das alles zu bedeuten?, hätte er am liebsten in den Morgen hinausgeschrien.
    »Maester Cressen, wir haben Besuch.« Pylos sprach leise, als wolle er Cressen in seinen ernsten Gedanken nicht stören. Hätte er gewusst, welcher Unsinn dem Maester im Kopf herumging, hätte er sich wohl kaum zurückgehalten. »Die Prinzessin wünscht den weißen Raben zu sehen.« Korrekt wie stets nannte Pylos sie Prinzessin, da ihr Hoher Vater ein König war. König eines rauchenden Felsens im großen Salzmeer, jedoch nichtsdestotrotz ein König. »Ja, sie wünscht den weißen Raben zu sehen. Ihr Narr ist bei ihr.«
    Der alte Mann kehrte der Dämmerung den Rücken zu und stützte sich mit der Hand auf seinen geflügelten Drachen. »Helft mir zu meinem Stuhl und bittet sie herein.«
    Pylos ergriff seinen Arm und führte ihn ins Innere. In seiner Jugend hatte Cressen einen forschen Schritt vorgelegt, doch inzwischen war er nicht mehr weit von seinem achtzigsten Namenstag entfernt und wankte leicht auf seinen gebrechlichen Beinen. Vor zwei Jahren war er gestürzt und hatte sich die Hüfte gebrochen, und diese Verletzung war nie
vollständig ausgeheilt. Im vergangenen Jahr war er erkrankt, und die Citadel hatte – nur wenige Tage, bevor Lord Stannis die Insel abriegeln ließ – Pylos aus Altsass geschickt. Damit er ihn bei der Arbeit unterstützte, hieß es, aber Cressen wusste um die Wahrheit. Pylos war gekommen, um nach seinem Tod den Platz des Maesters einzunehmen. Er verübelte es ihm nicht. Jemand musste an seine Stelle treten, und zwar vermutlich früher, als es ihm gefiel …
    Er ließ sich von dem jüngeren Mann zu seinen Büchern und Schriftrollen geleiten. »Geht und führt sie herein. Eine Dame lässt man nicht warten.« Sein Winken war eine schwache Aufforderung zur Eile, der Mann selbst hingegen war zu Hast nicht mehr im Stande. Das Fleisch war runzlig, die Haut dünn wie Papier und mit Altersflecken übersät, und darunter zeichneten sich das Netz der Adern und die Schatten der Knochen ab. Und wie sie zitterten, diese einst so gewandten Hände …
    Pylos kehrte mit dem schüchternen Mädchen zurück. Hinter ihr folgte in seinem hüpfenden, schlurfenden

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