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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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seitlichen Gang der Narr. Auf dem Kopf trug er diesen lächerlichen Helm aus einem alten Blecheimer, an dem ein mit Kuhglöckchen behängtes Hirschgeweih angebracht war. Bei jedem seiner torkelnden Schritte klingelten die Schellen, jede in einem anderen Ton, klingeling, ding, dong, klingeling.
    »Wer kommt uns da so früh besuchen, Pylos?«, fragte Cressen.
    »Ich bin es und Flick, Maester.« Sie blinzelte mit arglosen blauen Augen. Ihr Gesicht konnte man beim besten Willen nicht hübsch nennen. Das Kind hatte das kantige Gesicht ihres Vaters und die hässlichen Ohren ihrer Mutter geerbt, dazu war sie von einem Anfall Grauschuppen entstellt, der ihr noch in der Wiege beinahe das Leben geraubt hätte. Von der einen Wange bis hinunter zum Hals war das Fleisch steif und tot, die Haut war trocken und schuppig, mit schwarzen und grauen Flecken gesprenkelt und fühlte sich an wie
Stein. »Pylos meinte, wir dürften den weißen Raben sehen. «
    »Aber natürlich«, antwortete Cressen. Als könnte er ihr je etwas abschlagen. Zu oft war ihr bereits etwas versagt worden. Ihr Name lautete Sharin. An ihrem nächsten Namenstag würde sie zehn Jahre alt sein, und sie war das traurigste Kind, das Maester Cressen in seinem ganzen Leben kennengelernt hatte. Ihre Traurigkeit ist eine Schande, dachte der greise Mann, ein weiterer Beweis meiner Unfähigkeit. »Maester Pylos, seid so freundlich und holt für Lady Sharin den Vogel aus dem Schlag.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.« Pylos war ein höflicher junger Mann von fünfundzwanzig Jahren, der so ernst war wie ein Sechzigjähriger. Wenn er doch nur ein wenig mehr Humor besäße, wenn nur ein bisschen mehr Leben in ihm steckte; genau das fehlte hier. Trostlose Orte brauchten Licht, keine Ernsthaftigkeit, und Drachenstein war ohne Zweifel düster, diese einsame Zitadelle inmitten nasser Ödnis, von Stürmen und Salz umgeben und stets im Schatten des rauchenden Berges. Ein Maester musste dorthin gehen, wohin er geschickt wurde, und so war Cressen vor zwölf Jahren mit seinem Lord hier eingetroffen und hatte gedient, ja, gut gedient. Geliebt hatte er Drachenstein nicht, und auch zu Hause hatte er sich an diesem Ort nicht gefühlt. Noch heute, wenn er aus seinen unruhigen Träumen erwachte, in denen ihn die Rote Frau verfolgte, wusste er oftmals nicht, wo er sich befand.
    Der Narr wandte das mit der geflickten und gescheckten Kopfbedeckung gekrönte Haupt und beobachtete Pylos, der die steile Eisenstiege zum Schlag hinaufstieg. Bei der Bewegung klingelten die Glöckchen. »Im Meer haben die Vögel Schuppen statt Federn«, sagte er, klingelingeling . »Ja, ja, ja, ha, ha, ha.«
    Selbst für einen Narren war Flickenfratz ein bedauernswertes Geschöpf. Einst hatte er mit seinen Scherzen vielleicht Lachsalven ausgelöst, doch das Meer hatte ihn dieser
Kraft und dazu der Hälfte seines Verstandes und seiner Erinnerungen beraubt. Er war weichlich und fettleibig, wurde von Zuckungen und Zittern heimgesucht, und redete häufig zusammenhanglos daher. Das Mädchen war der einzige Mensch, der jetzt noch über ihn lachte und den es kümmerte, ob er lebte oder nicht.
    Wir sind schon drei: ein hässliches kleines Mädchen, ein trauriger Narr und ein Maester … das bringt doch den härtesten Mann zum Weinen. »Setzt Euch zu mir, Kind.« Cressen winkte sie zu sich. »Das ist aber ein früher Besuch, so kurz nach dem Morgengrauen. Ihr solltet in Eurem Bett liegen und friedlich schlummern.«
    »Ich habe schlecht geträumt«, erzählte ihm Sharin. »Über die Drachen. Sie sind gekommen und wollten mich fressen. «
    Solange Maester Cressen zurückdenken konnte, wurde das Mädchen von Albträumen geplagt. »Wir haben ja schon darüber gesprochen«, erwiderte er sanft. »Die Drachen können nicht zum Leben erwachen. Sie sind aus Stein gemeißelt, Kind. In den alten Tagen war unsere Insel der westlichste Vorposten des großen Freistaats Valyria. Die Valyrer haben diese Festung gebaut, und sie verstanden sich auf eine Kunst der Steinbearbeitung, die uns verloren gegangen ist. Eine Burg braucht an der Stelle, wo zwei Mauern im rechten Winkel aufeinandertreffen, einen Turm zur Verteidigung. Die Valyrer haben diesen Türmen die Gestalt von Drachen gegeben, damit sie abschreckender wirkten, und außerdem krönten sie die Mauern mit Tausenden Steinfiguren an Stelle einfacher Zinnen.« Er drückte ihre kleine rosige Hand sanft mit seiner eigenen, gebrechlichen. »Ihr braucht Euch nicht vor ihnen zu

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