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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Schwertkampf?«
    Das Einzige, was ihr einfallen wollte, war die Lektion, die Jon ihr erteilt hatte. »Durchbohr sie mit der Spitze«, platzte sie heraus.
    Ihr Vater schnaubte ein Lachen hervor. »Das ist vermutlich der Kern der Sache.«
    Arya wollte es ihm unbedingt erklären, damit er sie verstand. »Ich wollte es lernen, aber …« Tränen traten in ihre Augen. »Ich habe Mycah gebeten, mit mir zu üben.« Plötzlich kam die Trauer über sie. Bebend wandte sie sich ab. »Ich habe ihn darum gebeten «, weinte sie. »Es war mein Fehler, ich war es …«
    Plötzlich lagen die Arme ihres Vaters um sie. Sanft hielt er sie, als sie sich zu ihm umdrehte und an seiner Brust
schluchzte. »Nein, meine Süße«, murmelte er. »Trauere um deinen Freund, aber gib dir nicht die Schuld. Du hast den Schlachterjungen nicht getötet. Dieser Mord liegt vor der Tür des Bluthundes, bei ihm und dieser grausamen Frau, der er dient.«
    »Ich hasse sie alle«, vertraute Arya ihm an, rot im Gesicht, schniefend. »Den Bluthund und die Königin und den König und Prinz Joffrey. Ich hasse sie alle. Joffrey hat gelogen , es war nicht, wie er sagte. Und Sansa hasse ich auch. Sie konnte sich erinnern, sie hat nur gelogen, um Joffrey zu gefallen.«
    »Wir alle lügen«, sagte ihr Vater. »Oder dachtest du wirklich, ich würde glauben, Nymeria wäre weggelaufen?«
    Arya errötete schuldbewusst. »Jory hat versprochen, es nicht zu verraten.«
    »Jory hat sein Wort gehalten«, sagte ihr Vater mit einem Lächeln. »Es gibt Dinge, die man mir nicht erzählen muss. Dieser Wolf wäre dir nicht freiwillig von der Seite gewichen, das hätte selbst ein Blinder gesehen.«
    »Wir mussten Steine werfen«, gestand sie bedrückt. »Ich habe ihr gesagt , dass sie weglaufen soll, dass sie frei sein soll, dass ich sie nicht mehr wollte. Da waren andere Wölfe, mit denen sie spielen konnte, wir haben ihr Heulen gehört, und Jory sagte, die Wälder seien voller Wild, sodass sie jagen konnte. Nur ist sie uns nachgelaufen, und schließlich mussten wir Steine werfen. Zwei Mal habe ich sie getroffen. Sie hat gejault und mich angesehen, und ich habe mich so geschämt, aber es war doch richtig, oder? Die Königin hätte sie getötet.«
    »Es war richtig«, sagte ihr Vater. »Und selbst die Lüge war … nicht ohne Ehre.« Er hatte Nadel beiseitegelegt, als er zu Arya gegangen war, um sie in seine Arme zu schließen. Nun nahm er die Klinge wieder auf und trat ans Fenster, wo er einen Moment lang stehen blieb und hinaus auf den Burghof blickte. Als er sich umdrehte, wirkte sein Blick nachdenklich. Er setzte sich auf den Fensterplatz, mit Nadel auf dem Schoß. »Arya, setz dich. Ich muss versuchen, dir noch ein paar Dinge zu erklären.«

    Ängstlich kauerte sie auf dem Rand ihres Bettes. »Du bist zu jung, als dass ich dich mit meinen Nöten belasten sollte«, erklärte er, »aber du bist auch eine Stark von Winterfell. Du kennst unseren Sinnspruch.«
    »Der Winter naht«, flüsterte Arya.
    »Die harten, schweren Zeiten«, erklärte ihr Vater. »Wir haben am Trident einen Vorgeschmack darauf bekommen, Kind, und bei Brans Sturz. Du bist im langen Sommer geboren, meine Süße, du kennst nichts anderes, doch nun kommt der Winter tatsächlich. Erinnere dich an unser Familiensiegel, Arya.«
    »Der Schattenwolf«, sagte sie und dachte an Nymeria. Sie umschlang ihre Knie vor der Brust, fürchtete sich plötzlich.
    »Lass mich dir einiges über Wölfe erzählen, Kind. Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt. Der Sommer ist die Zeit für Zank. Im Winter müssen wir einander schützen, einander wärmen, unsere Kräfte teilen. Wenn du also hassen musst, Arya, dann hasse jene, die uns wirklich schaden würden. Septa Mordane ist eine gute Frau, und Sansa … sie ist deine Schwester. Ihr mögt so verschieden wie Sonne und Mond sein, doch fließt das gleiche Blut durch eure Herzen. Du brauchst sie, wie sie dich braucht … und ich brauche euch beide, mögen mir die Götter beistehen.«
    Er klang so müde, dass es Arya traurig stimmte. »Ich hasse Sansa nicht«, erklärte sie ihm. »Nicht wirklich.« Es war nur eine halbe Lüge.
    »Ich will dir keine Angst machen, aber ebenso wenig will ich dich belügen. Wir sind an einem finsteren, gefährlichen Ort, Kind. Hier ist nicht Winterfell. Wir haben Feinde, die uns Böses wollen. Wir dürfen untereinander keinen Krieg führen. Deine Halsstarrigkeit, dein Weglaufen, die bösen Worte,

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