Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
Schwert mit ihr zu spielen …
Es klopfte an der Tür, lauter als vorher. »Arya Stark, du öffnest augenblicklich diese Tür, hörst du mich?«
Arya fuhr herum, mit Nadel in der Hand. »Kommt lieber nicht herein!«, warnte sie. Wild hieb sie durch die Luft.
»Davon wird die Rechte Hand erfahren!« , tobte Septa Mordane.
»Das ist mir egal«, schrie Arya. »Geht weg.«
»Du wirst dieses ungehörige Betragen noch bereuen, junge Dame, das kann ich dir versprechen.« Arya lauschte an der Tür, bis sich die Schritte der Septa entfernten.
Sie kehrte zum Fenster zurück, mit Nadel in der Hand, und sah in den Burghof hinab. Wenn sie nur klettern könnte wie Bran, dachte sie. Sie wäre aus dem Fenster und den Turm hinabgestiegen und von diesem grässlichen Ort fortgelaufen, fort von Sansa und Septa Mordane und Prinz Joffrey, von ihnen allen. Hätte Verpflegung aus der Küche gestohlen, Nadel und ihre guten Stiefel und einen warmen Mantel eingepackt. Sie konnte Nymeria in den wilden Wäldern südlich des Trident suchen, und gemeinsam würden sie nach Winterfell heimkehren oder sich zu Jon auf die Mauer flüchten. Sie wünschte sich, Jon hätte bei ihr sein können. Dann hätte sie sich vielleicht nicht so allein gefühlt.
Ein leises Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Träumereien. »Arya«, rief die Stimme ihres Vaters. »Öffne die Tür. Wir müssen reden.«
Arya durchquerte das Zimmer und hob den Riegel an. Vater war allein. Er wirkte eher traurig als böse. Da fühlte sich Arya nur noch schlechter. »Darf ich hereinkommen?« Arya nickte, dann senkte sie den Blick voller Scham. Vater schloss die Tür. »Wem gehört das Schwert?«
»Mir.« Fast hatte Arya Nadel in ihrer Hand schon vergessen.
»Gib es mir.«
Widerstrebend reichte sie ihm ihr Schwert und fragte sich, ob sie es je wieder in der Hand halten würde. Ihr Vater drehte und wendete es im Licht, untersuchte beide Seiten der Klinge. Er prüfte die Spitze mit dem Daumen. »Das Schwert eines Banditen«, befand er. »Doch scheint es mir, als würde ich die Machart kennen. Es ist Mikkens Werk.«
Arya konnte ihn nicht belügen. Sie sah zu Boden.
Lord Eddard Stark seufzte. »Meine neunjährige Tochter wird von meinem eigenen Schmied bewaffnet, und ich weiß nichts davon. Die Rechte Hand des Königs soll die Sieben Königslande regieren, doch scheint es mir, als könnte ich nicht einmal über meinen eigenen Haushalt herrschen. Wie kommt es, dass du ein Schwert besitzt, Arya? Woher hast du es?«
Arya kaute auf ihrer Unterlippe und sagte nichts. Sie wollte Jon nicht verraten, nicht einmal ihrem Vater.
Nach einer Weile sagte Vater: »Ich vermute, es macht im Grunde keinen Unterschied.« Ernst blickte er auf das Schwert in seinen Händen. »Das ist kein Spielzeug für Kinder, schon gar nicht für ein Mädchen. Was würde Septa Mordane sagen, wenn sie wüsste, dass du mit Schwertern spielst?«
»Ich habe nicht gespielt «, betonte Arya. »Ich hasse Septa Mordane.«
»Es reicht.« Die Stimme ihres Vaters war schroff und hart. »Die Septa tut nicht mehr als ihre Pflicht, wenn auch die Götter wissen, wie schwer du es der armen Frau machst. Deine Mutter und ich haben ihr die unmögliche Aufgabe übertragen, aus dir eine Dame zu machen.«
»Ich will keine Dame sein!«, fuhr Arya ihn an.
»Ich sollte dieses Spielzeug hier und jetzt auf meinem Knie zerbrechen und diesem Unsinn ein Ende bereiten.«
»Nadel würde nicht zerbrechen«, sagte Arya trotzig, doch ihre Stimme verriet sie.
»Es hat einen Namen, ja?« Ihr Vater seufzte. »Ach, Arya. Du hast eine Wildheit an dir, Kind. ›Das Wolfsblut‹ hat mein Vater es genannt. Lyanna hatte einen Hauch davon und mein Bruder Brandon mehr als nur einen Hauch. Es hat sie beide in ein frühes Grab geführt.« Arya hörte Trauer in seiner Stimme. Er sprach nicht oft von seinem Vater und auch nicht oft von Bruder und Schwester, die schon tot gewesen waren, als sie zur Welt kam. »Lyanna hätte vielleicht ein Schwert getragen, wenn mein Hoher Vater es erlaubt hätte. Manchmal erinnerst du mich an sie. Du siehst sogar aus wie sie.«
»Lyanna war schön«, wunderte sich Arya. Alle sagten das. Es war nichts, was man je über Arya sagte.
»Das war sie«, gab Eddard Stark ihr Recht, »schön und eigensinnig und viel zu früh im Grab.« Er hob das Schwert und hielt es zwischen sie und ihn. »Arya, was wolltest du mit … Nadel tun? Wen wolltest du damit aufspießen? Deine Schwester? Septa Mordane? Weißt du das Wichtigste vom
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