Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Nie zuvor jedoch hatte ich das Schaudern eines Toten gespürt, den das Feuer erfüllt, nie zuvor gesehen, wie er seine Augen aufschlug. Nicht ich war es, der ihn wieder auf die Beine brachte, Mylady. Es war der Herr selbst. R’hllor will ihn noch nicht gehen lassen. Das Leben ist Wärme, und Wärme ist Feuer, und das Feuer ist des Gottes und des Gottes allein.«
Arya spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Thoros machte eine Menge Worte, und dabei meinte er schlicht nein , das begriff auch sie.
»Dein Vater war ein guter Mann«, sagte Lord Beric. »Harwin hat mir viel von ihm erzählt. Um seinetwillen würde ich gern auf das Lösegeld verzichten, aber wir brauchen das Gold leider zu dringend.«
Sie biss sich auf die Unterlippe. Das stimmt vermutlich. Das Gold des Bluthunds hatte Lord Beric Grünbart und dem Jägersmann gegeben, damit sie südlich des Manders Vorräte einkaufen konnten. »Die letzte Ernte ist verbrannt, diese ertrinkt im Regen, und der Winter wird bald über uns hereinbrechen«, hatte sie ihn sagen hören, als er sie losschickte. »Das Volk braucht Getreide und Saatgut, und wir brauchen Klingen und Pferde. Zu viele meiner Männer reiten auf Ochsen, Brauereipferden und Maultieren gegen Feinde auf Jagdpferden und Schlachtrössern in den Kampf.«
Arya wusste allerdings nicht, wie viel Robb für sie zahlen würde. Er war jetzt König und nicht mehr der Junge, den sie mit schmelzendem Schnee im Haar auf Winterfell zurückgelassen hatte. Und wenn er von all den Dingen erfuhr, die sie
getan hatte, von dem Stalljungen und der Wache in Harrenhal und … »Und wenn mein Bruder nun kein Lösegeld für mich bezahlen will?«
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Lord Beric.
»Na ja«, antwortete Arya, »mein Haar ist verfilzt, meine Fingernägel sind schmutzig, und außerdem habe ich ganz schwielige Füße.« Darum würde Robb sich vermutlich kaum scheren, ihre Mutter hingegen ganz bestimmt. Lady Catelyn hatte immer gewollt, dass sie wie Sansa wurde, sang und tanzte und nähte und gute Manieren zeigte. Schon wenn sie nur daran dachte, begann Arya unwillkürlich, sich mit den Fingern durchs Haar zu fahren, aber das verfilzte Gewirr ließ sich nicht kämmen, und so riss sie nur einige Haare aus. »Ich habe das Kleid kaputt gemacht, das mir Lady Kleinwald geschenkt hat, und ich kann nicht so gut nähen.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich meine, ich kann überhaupt nicht gut nähen. Septa Mordane hat immer gesagt, ich hätte die Hände eines Schmiedes.«
Gendry lachte lauthals. »Diese zarten kleinen Dinger?«, rief er. »Du könntest nicht einmal einen Hammer halten.«
»Könnte ich wohl, wenn ich wollte!«, fauchte sie ihn an.
Thoros kicherte. »Dein Bruder wird zahlen, Kind. Darüber zerbrich dir mal nicht den Kopf.«
»Ja, aber was ist, wenn nicht ?«, beharrte sie.
Lord Beric seufzte. »Dann werde ich dich für eine Weile zu Lady Kleinwald schicken oder vielleicht auf meine eigene Schwarzburg. Doch das wird gewiss nicht notwendig sein, dessen bin ich mir sicher. Ich habe zwar nicht die Kraft, dir deinen Vater zurückzugeben, genauso wenig wie Thoros, dennoch kann ich wenigstens dafür sorgen, dass du sicher in die Arme deiner Mutter zurückkehren kannst.«
» Schwört Ihr das?«, fragte sie. Yoren hatte ihr auch versprochen, sie nach Hause zu bringen, nur war er stattdessen getötet worden.
»Bei meiner Ehre als Ritter«, erwiderte der Blitzlord feierlich.
Es regnete, als Zit zum Brauhaus zurückkam und leise vor sich hin fluchte, während das Wasser von seinem gelben Mantel lief und auf dem Boden eine Pfütze bildete. Anguy und Hans im Glück saßen an der Tür und würfelten, doch was für ein Spiel sie auch spielten, der einäugige Hans hatte kein Glück. Tom Siebensaiten zog eine neue Saite auf seine Harfe und sang »Die Mutter der Tränen«, »Wenn Willums Weib willig war«, »Lord Hart ritt im Regen aus« und zum Schluss »Der Regen von Castamaer«.
Wer seid Ihr, rief der stolze Lord,
dass ich mich soll verbeugen?
Nur eine Katze in anderem Fell,
so ist’s, ihr sollt’s bezeugen.
Ob in goldnem oder rotem Mantel,
es ist doch stets das Gleiche
Löwen haben Fänge,
und meine sind auch lang und spitz, Mylord,
sie haben Eure Länge.
Und so sprach er, ja, so sprach er,
der Lord von Castamaer,
Nun weint der Regen über seiner Burg,
und keiner hört ihn mehr,
Nun weint der Regen über seiner Burg,
und niemand hört ihn mehr.
Am Ende gingen Tom die Regenlieder aus, und
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