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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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als fünfzigtausendmal verkauft. Seine Titel Mit Odin nach Osten, Wikinger auf dem Nil oder Das nordische Erbe der Tempelritter hatten eine fachliche Debatte ausgelöst, die Keiser – gepaart mit seiner Wortgewandtheit, seinem Witz und seinem speziellen Äußeren – zu einem beliebten Talkshow-Gast im Fernsehen gemacht hatten. Als Dekan Trygve Arntzen mir wie üblich aus Trotz die Forschungsgelder für mein Kiew-Manuskript verwehrt hatte, hatte ich mich deshalb an Christian gewandt, schließlich dachten wir schon seit geraumer Zeit darüber nach, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Jetzt hatten wir endlich ein Projekt – die geheimnisvolle Handschrift, die ich aus der Ukraine geschmuggelt hatte. Obwohl wir nicht viel über das Manuskript wussten, biss Christians Verlag auf den Köder an, den wir ihm hinwarfen – Eine Mumie! Satanische Symbole! Rätselhafte Zeichen! –, und bot uns einen großzügigen Vorschuss. Der Dekan war überdies mehr als gerne bereit, mir unbezahlten Urlaub zu gewähren, weil er mich so erst einmal los war.
    Ich klingelte noch einmal. Christian musste doch längst aufgestanden sein! Er war Frühaufsteher. Hatte er die Klingel nicht gehört?
    Am Abend zuvor hatte er mich in Reykjavik angerufen und gebeten, vom Flughafen direkt zu ihm zu fahren. »Wir müssen unser Wissen wieder auf den gleichen Stand bringen«, hatte er leise lachend gesagt. Er hätte eine Frau in Paris aufgespürt, die ein Paar in Amsterdam kannte, welches das Vorkommen von Triquetra und Melek Taus in mittelalterlichen Manuskripten untersuchte. Eine vielversprechende Spur. Ich selbst hatte ein paar Tage bei einem der führenden Manuskriptforscher in Island verbracht. Professor Thrainn Sigurdsson war nicht nur der Leiter der isländischen Handschriftensammlung im Árni-Magnússon-Institut in Reykjavik, sondern auch ein guter Freund, jemand, dem ich vertraute.
    Was war mit Christian? War ihm etwas zugestoßen? Als rettender Engel gab ich wenig her. Der Flug steckte mir noch in den Knochen, ich war irgendwie lahmgelegt – ich mochte diese Reisen nicht. Meine Sinne nahmen dabei Schaden, und meine Seele kam irgendwie nicht mit.
    Zu guter Letzt öffnete ich mir selbst die Tür. Zögernd und vorsichtig. Wie ein Eindringling.
    Die Wohnung war so groß, dass sich ganze Schulklassen darin hätten verlaufen können. Ein Universum aus Wohnräumen, Schlafzimmern, Gesindekammern und Fluren, die sich in der Ewigkeit verloren.
    Die Morgenzeitung lag hinter der Tür auf dem Boden. Christian nahm sie für gewöhnlich mit einem Greifarm von der Fußmatte.
    Ich zog die Schuhe aus. »Christian?«
    Sein Kater antwortete zögernd. Sir Francis. Ein Perser. Ziemlich versnobt. Obwohl ich über die Jahre schon einige Male hier gewesen war, hatte er sich nicht an mich gewöhnt.
    Das Parkett war so frisch gebohnert, dass man sich darin spiegeln konnte. Zweimal jährlich ließ Christian die Böden auf Hochglanz bringen. Ich nahm einen süßlichen Geruch wahr, würzig und fremdartig. Räucherstäbchen? Seltsam. Der einzige Duft, mit dem Christian sich umgab, war der von Martell, Alejandro-Robaina-Zigarren und Dior Homme.
    »Christian?«
    Ich warf einen Blick in die große Küche. Leer. Blitzeblank, wie in einem Schöner-Wohnen -Katalog. Terrakottafliesen. Ein Schrank aus Kernbuche. Das Sonnenlicht fiel auf das Waschbecken. Kein Teller, keine Kaffeetasse, und auch der Brottopf war vorschriftsmäßig verschlossen.
    Im Wohnzimmer mit den Plüschgardinen saß Sir Francis auf dem Sofa. Er sah mich an. Ich sah ihn an. Ich sagte Miau. Er sagte nichts. Sein Blick war verhangen und traurig und sehr gelb. Ihm schien ein Gin Tonic zu fehlen.
    Ich klopfte an die Tür des Schlafzimmers. »Christian?«
    Die Stille und der Geruch nach Räucherstäbchen begannen mir auf die Nerven zu gehen.
    »Bist du wach?«
    Ich zögerte. Schlafzimmer sind etwas sehr Privates. Der Schlaf, der Geruch des Körpers und all die Träume, die sich an den Wänden festgesetzt haben. Man weiß nie, was man zu sehen bekommt, wenn man die Tür eines Schlafzimmers öffnet.
    Ich klopfte fester an. »Christian?«
    Wäre er jünger und gesund gewesen, hätte ich ihn mir im Bett vorgestellt, zusammen mit gleich mehreren hingerissenen Frauen aus irgendeinem Lesezirkel. Aber diese Zeit war längst vorbei.
    Ich atmete das seltsame, rauchige Aroma und spürte instinktiv, dass etwas Schreckliches geschehen war. Ich kann dieses Gespür nicht erklären. Ich habe keinerlei seherische Fähigkeiten, wenngleich

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