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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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genau hin.»
    Mit dem Finger fuhr das Mädchen eine Linie entlang, stieß dabei auf eine zweite, die sie zusammenzucken ließ. Gütiger Gott, dachte sie. In ihrer Hand ist ein Ort des Todes und der Verdammnis eingezeichnet. Genau dort, wo sonst die Geldlinie liegt. Und die Saturnlinie wird an einer bestimmten Stelle vom Venusgürtel begrenzt. Das ist der Ort der Feinde.
    Ohne es zu bemerken, presste das Mädchen die Hand der Schwangeren fest zusammen, schaute noch einmal genau hin – und ließ die Hand dann fahren, als wäre sie glühend heiß.
    «Was ist?», schrillte Lisbeth. Auch Ruppert war hinzugetreten, sah auf die Hand seiner Frau, in die aufgerissenen Augen des Mädchens.
    «Nichts», stammelte die Zigeunerin. «Nichts, ich habe nichts gesehen. Es ist dunkel, vielleicht sollte ich morgen noch einmal schauen.»
    «Das Mädchen hat recht. Es ist spät, Lisbeth, wir sollten alle zu Bett gehen.»
    Ruppert legte seiner Frau eine Hand auf die Schulter, doch Lisbeth rührte sich nicht. Sie saß wie angenäht, den Blick starr auf das flackernde Licht der Kerze. «Mir wird   … mir wird so komisch», keuchte sie. Schweiß trat auf ihre Oberlippe, ihre Augen bekamen einen fiebrigen Glanz.
    Sofort sprang das Mädchen auf, legte beide Hände auf den dicken Bauch, stieß dann Luft zwischen den Zähnen hervor.
    «Jemand sollte die Hebamme holen», sagte sie leise, aber so bestimmt, dass Ruppert wortlos nach der Öllampe griff und das Haus verließ.
    Lisbeth war unterdessen kreidebleich geworden. Ihre Finger hatten sich in den Rand der Tischplatte gekrallt, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Ihre Augen quollen beinahe aus den Höhlen, fixierten das Mädchen. «Hast du mich verhext?», fragte sie.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. «Ich bin keine Hexe, ich bin Zigeunerin. Nur aus der Hand lesen kann ich, sonst nichts.»
    «Hilf mir hoch!» Lisbeth hatte eine Hand vom Tisch gelöst und griff nach dem Mädchen. «Ich will aufstehen, will weg von dir.»
    Das Mädchen fasste den Oberarm der Frau und zog daran so fest sie konnte. Langsam kam Lisbeth nach oben, das Gesicht schmerzverzerrt. Stoßweise kam der Atem aus ihrem offenen Mund. Die Kleider klebten ihr am Leib.
    Da schrie sie plötzlich auf, und eine grüne Flüssigkeit schoss aus dem Leib der Frau.
    Vorsichtig und unter Aufbietung aller Kräfte bettete die Zigeunerin die Frau auf die Küchenbank, schob ein Kissen unter ihren Kopf. Die Frau starrte sie an, doch das Mädchen wusste nicht, ob die Schwangere überhaupt etwas wahrnahm.
    Dann entfachte sie das Feuer in der Kochstelle und stellte den gefüllten Wasserkessel darauf. Dabei blickte sie immer wieder zu Lisbeth, deren Gesicht in Schweiß gebadet war. Ihr Mund war halb geöffnet, wimmernde Lautewaren zu hören, der hohe Bauch bewegte sich von Zeit zu Zeit in Wellen.
    Das Mädchen füllte einen Becher mit Wasser, gab der Frau zu trinken, saß bei ihr, hielt ihre Hand und betete halblaut zu Gott, dass die Hebamme kommen möge. Dabei hielt sie den Blick fest auf die linke Hand der Schwangeren gerichtet, als könnten ihre Blicke auslöschen, was sie darin gelesen hatte.
    Als das Wasser im Kessel zu kochen begann, stürzte Ruppert in die Küche, eine dürre ältere Frau mit harten Augen im Schlepptau.
    «Was ist passiert?» Die laute Stimme der Hebamme hallte durch den Raum.
    «Da.» Das Mädchen wies auf die grünliche Pfütze am Boden. «Ihr ist Wasser abgegangen.»
    Die Hebamme tunkte einen Finger in die Nässe, roch daran, verzog das Gesicht ein wenig und leckte den Finger dann ab.
    «Es wird höchste Zeit. Sie hat das Kind schon viel zu lange im Bauch.» Dann krempelte sie sich die Ärmel hoch und fuhr der Hausfrau unter den Rock, ohne sich vorher die Hände zu waschen.
    Das Mädchen stand dabei, bereit, auf jeden Zuruf zu reagieren.
    «Los, bring ein Handtuch.»
    «Hole Wasser.»
    «Eine Schere, rasch.»
    Als das Kind endlich auf die Welt gebracht war, Lisbeth ohne Bewusstsein lag und die Hebamme sich eine blutbeschmierteSchürze vom Leib riss, war das Mädchen so erschöpft, als hätte sie selbst gerade geboren.
    Sie hielt ein angewärmtes, weiches Leinentuch bereit, hüllte das Kind darin ein, wiegte es in den Armen, klopfte sanft auf seinen Po. «Mein Guterle, mein Herzensschönchen», sagte sie und lachte auf, als es zu schreien begann.
    Die Hebamme warf ihr einen Blick zu. «Kümmere dich um das Kind, ich habe mit der hier zu tun. Lass den Vater zum Pfarrer gehen, besser ist besser.»
    In diesem

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