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Das Mädchen: Roman (German Edition)

Das Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Klüssendorf
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Eigenarten, macht ihn zu einem romantischen Helden. Sie schafft es sogar, Andy einen Brief von Constanze zuzustecken, dem Brief ist ein Foto beigelegt. Das Foto scheint ihn zu interessieren, auf dem Schulweg fragt er sie, in welche Klasse die hübsche Blonde denn gehe. Trotzdem antwortet er Constanze erst nach zwei weiteren Briefen, seine hingekritzelten Sätze versetzen die Klassenschönste in Euphorie.
    Sie darf Constanze zu Hause besuchen, lernt ihre Eltern, den Bruder kennen, den schwarz-weißen Mischlingshund. Aus Constanze wird Conny, und diese Conny wartet schon vor Schulbeginn auf sie. Weil sie Angst hat, diese exklusive Freundschaft zu verlieren, beschreibt sie Conny sehnsuchtsvolle, verliebte Seufzer, zu denen Andy niemals fähig wäre. Geduldig beantwortet sie Connys Fragen, doch ihre neue Freundin ist unersättlich, und so muss sie ihr jede Antwort wie ein Mantra wiederholen. Ja, er hat nach dir gefragt, sagt sie, während sie auf dem Schulhof mit ihr auf und ab geht. Sie will, dass sie mit Conny gesehen wird, sie will, dass alle sehen, wie erwartungsvoll Conny sie ansieht. Sie ist nicht mehr irgendwer, in ihrer Macht liegt es, die Klassenschönste zum Weinen zu bringen.
    Als sich Andy dann das erste Mal mit Conny trifft, im Eisladen, ist sie dabei. Sie beobachtet die beiden, kommt sich ausgeschlossen vor, über einen Witz von Andy lacht sie übertrieben laut, obwohl sie den Witz nicht einmal verstanden hat. Später wertet sie mit Conny das Treffen bis ins kleinste Detail aus, und fast ist ihr, als wäre sie selbst von ihm geküsst worden, so genau kann sie sich nach Connys Beschreibung Andys sanfte, unwiderstehliche Lippen vorstellen.
    Andy verliebt sich in Conny, und so steigt sie von der Kupplerin zur Vertrauten auf, überbringt Briefe und mündliche Botschaften, nimmt Anteil. Sie kann Conny nun täglich nach Hause begleiten, in ein Reihenhaus mit einem Vorgarten voller Krokusse. Sie essen Spaghetti in der holzgetäfelten Küche, schauen Fernsehen, führen gemeinsam den Hund aus. Connys Eltern arbeiten im Schichtdienst in der LPG , der Bruder ihrer Freundin geht auf die EOS , er ist genauso schön wie seine Schwester, und offenbar freut er sich über ihren Anblick. Wenn Bernd sie begrüßt, klingt Rippchen wie etwas Besonderes. Verlegen lässt sie sich von ihm durchs Haus führen, sein Zimmer erstaunt sie: Die Wände sind fast vollständig mit Indianerplakaten bedeckt, sie kann Winnetou erkennen und Old Shatterhand, im Regal stehen Bände von Karl May. Sie kennt keine Jungs, die Bücher lesen – sie ist beeindruckt.
    Die Mädchen im Heim registrieren genau, dass Andy, der total einfetzende Andy, ein Junge vom Knochenplatz, sich mit ihr abgibt. Das scheint ihren Status noch einmal völlig zu verändern. Die Mädchen wollen mit ihr über Jungs reden, sie scheint über Nacht eine Expertin in dieser Hinsicht geworden zu sein. Sie übt mit den anderen Mädchen, wie man richtig lacht; es gibt das raue, fiese Lachen, das nur gelacht wird, wenn keine Jungs in der Nähe sind, es gibt das vornehme Lachen, das nur in Verbindung mit dem ebenfalls geprobten Augenaufschlag gilt, es gibt das Lachen mit einem quietschenden Gluckser am Ende. Die Mäd-chen verteilen Zensuren für Küsse, und sie bekommt eine Drei minus bei der Kussprüfung, sie selbst verteilt großzügig bessere Noten. Sie träumen sich ihre zukünftigen Geliebten herbei, entwerfen Gesichter, die Filmhelden ähneln, den Jungs vom Rummelplatz oder ihren Vätern. Sie selbst würde sich nie eingestehen, dass sie in Andy verliebt ist, und sie hat auch nur eine resignierte Vorstellung von ihrem späteren Mann, die sie den anderen Mädchen nicht erzählt. Ihr späterer Mann ist älter als sie, er ist dick und bettlägerig, er hat einen Hund, mit dem sie Gassi geht. Sie darf dem dicken Mann das Essen bringen, die Bettwäsche wechseln, sie darf ihm vorlesen. Sie reden kaum miteinander, Berührungen sind ausgeschlossen, sie bekommt Geld für ihre Dienste. Diese Vorstellung macht sie natürlich nicht glücklich, doch sie denkt, dass sie nichts Besseres verdient hat.
    Weil Andy sie in seiner Nähe duldet, akzeptieren sie auch die anderen Jungs, sie helfen ihr sogar, mit zwei Nähnadeln eine Tätowierung auf ihren Arm zu stechen, einen Totenkopf, der aussieht, als ob er frieren würde. Sie hält den Schmerz aus, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn Andy gute Laune hat, ist er freigebig mit seiner Zuneigung. Als sie ihn um ein Freundschaftsfoto bittet, begleitet er

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