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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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gebauten Schiffe für seinen Tod verantwortlich sein sollte? Welch ein Witz, daß die beiden Schiffe ihn zwischen sich zerrieben. Daß sie ihn – wie Mohammed zwischen Himmel und Erde – nun in die Luft hoben.
    Dann hatte Sam losgelassen. Er war rückwärts die Brücke hinuntergerutscht, war in den Winkel hineingefallen, den das aufragende Brückengestell und die Schiffswand erzeugt hatten. Er war gegen die Wand geprallt und war mit dem Kopf nach unten die Schiffswand entlanggerutscht. Irgendwann gelang es ihm, die Position zu wechseln, und er fand sich in der kuriosen Lage wieder, die Bordwand hinab auf den Fluß zuzulaufen. Dann rutschte er wieder aus und schlitterte ins Wasser hinein.
    Er ging unter und bemühte sich verzweifelt, seinen Küraß loszuwerden. Den Helm hatte er bereits während des Kampfes anderswo verloren. Nun ergriff ihn die Angst, daß er sich nicht von seinen Panzern befreien konnte. Wenn die Rex jetzt sank, würde ihr Sog ihn mit in die Tiefe reißen. Der Strudel, den ein Schiff dieser Größe erzeugte, wenn es unterging, war stark genug, sämtliches Treibgut und allen Schutt, mochte er nun organischen oder anorganischen Ursprungs sein, tief mit sich hinunterzuziehen. Wenn es ihm nicht gelang, seine schwere Last loszuwerden, würde es ihm nicht anders ergehen. Vielleicht ertrank er sogar, wenn er nicht einmal mehr einen Faden am Leib hatte.
    Schließlich befreite er sich von dem Patronengurt, dem Kettenhemd und dem dazugehörigen Wams. Dann stieg er auf, sein Brustkorb schien zu zerplatzen. Die Urangst des Ertrinkens drohte sein hämmerndes Herz zu zerreißen. Der Druck auf den Ohren war kaum auszuhalten. Er mußte nach Luft schnappen, durfte es aber nicht. Unter ihm war der Schlamm. Er war so schwarz und bedrohlich wie der Schlamm auf dem Boden des Mississippi, aber weitaus tiefer. Sam selbst war von Wasser umgeben, das ihn zu erdrücken drohte, und über ihm – in welcher Entfernung? – war die Luft.
    Es war zu dunkel, um etwas sehen zu können. Ihm kam der Gedanke, daß er sich in der Finsternis verirrt hatte. Aber nein, seine Ohren mußten es spüren, ob er dem Grund oder der Wasseroberfläche entgegenschwamm.
    Er konnte es nicht mehr länger aushallen. Nur noch ein paar Sekunden. Dann… mußte der Tod kommen, den seine Kindheit am Mississippi ihn hatte mehr fürchten lassen als jeden anderen. Mit einer Ausnahme. Wenn er schon sterben mußte, dann lieber im Wasser als im Feuer.
    Eine halbe Sekunde – oder wie lang solche Gedanken auch immer anhalten mochten – hatte er das Gesicht Erik Blutaxts vor Augen.
    Zumindest diese Nemesis würde ihm erspart bleiben. Der Wikinger hatte sich nicht nur als Prophet, sondern auch als Nemesis, als menschliche Rachemaschine, als Versager erwiesen. Die gesamten Alpträume der Vergangenheit entpuppten sich nun als unsinnige Folter. Daß er – wie er versichert hatte – in die Zukunft sehen konnte, war nichts als Aberglaube gewesen.
    Und die Leute aus Hannibal, die stets vorausgesagt hatten, er würde noch einmal am Galgen enden, hatten doppelt unrecht.
    Komisch, welch amüsante Gedanken durch den Kopf eines Mannes gingen, der normalerweise ausschließlich an Luft hätte denken müssen. Oder war er vielleicht schon ertrunken? War er etwa schon fast tot und hatte den schrecklichen Gedanken, den Mund zu öffnen und Wasser schlucken zu müssen, nur verdangt? Dachte er die letzten Gedanken eines Sterbenden? Sank er bereits in die Tiefe hinab, mit verglasten Augen und offenem Mund, wie jeder Ertrinkende? Bestand das Leben in seinem Körper nur noch aus einem kleinen elektrischen Funken in seinem Gehirn?
    Dann war sein Kopf in der Luft, und Sam labte sich an dem Sauerstoff und war überglücklich darüber, daß er noch lebte.
    Seine Hand berührte ein Seil, zuckte zurück, tastete dann erneut danach und prüfte es. Er hielt sich an einem Tau fest, dessen anderes Ende irgendwo auf dem Hauptdeck seines Schiffes befestigt war. Er hielt sich in der Nähe des Hecks auf. Ein paar Sekunden später, und das Schiff wäre außerhalb seiner Reichweite gewesen.
    Er konnte sich glücklich schätzen, das Seil sofort erwischt zu haben, denn die Strömung zerrte an seinem Körper und zwang ihn dazu, so fest zuzupacken wie auf der Enterbrücke. Die Rex war weg, aber sie warf einen großen Strudel auf, in dem sich das Wasser hob und senkte. Als der Strudel zusammenbrach, zerrten die Wasser noch stärker an ihm.
    Was hatte die Rex versenkt? Ein Torpedo von der Plakate

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