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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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anderen Gäste waren bereits versammelt und standen in kleinen Grüppchen in dem weitläufigen Raum, dessen breite Flügeltüren den Blick auf den spätsommerlichen Garten frei gaben.
    Es war ein warmer Abend, die Türen standen offen und der Salon war erfüllt vom Duft der Rosen, die die Terrasse umsäumten und sich über schmiedeeiserne Bögen rankten. Emmaline atmete tief ein und genoss einen Augenblick lang den Blick auf den mit Rosen überwachsenen Pavillon. Die Blumen waren allesamt blutrot, aber im Dämmerlicht wirkten sie wie aus schwarzer Tinte.
    Hinter sich hörte sie das leise Gemurmel der Gäste, auch Jacob war in ein Gespräch vertieft und so wagte sie es, auf die weitläufige Terrasse hinauszutreten. Sie folgte dem gleichmäßigen Geplätscher des kleinen Brunnens, der an einer schattigen Ecke am Ende des Hauses untergebracht war, bis sie vor dem steinernen Bassin stand.
    Wenn sie den Kopf etwas streckte, konnte sie zurück in das Innere des Salons sehen und Jacob, wie er am Kamin stand und auf sein Gegenüber einredete.
    Er würde ihr Fehlen sicherlich nicht bemerken, nicht für die nächsten zwei Minuten. So lange hatte sie beschlossen, würde sie es sich erlauben, von der Gesellschaft fern zu bleiben.
    Sie setzte sich auf den Rand des Brunnens und sah hinein. Das Becken war nicht tief und das Wasser, welches ohne großen Druck aus dem eisernen Drachenkopf an der Wand gespuckt wurde, fiel nicht weit.
    `Ich bin tot`, dachte sie, `Früher oder später wird er mich umbringen. Aber vielleicht könnte ich schneller sein und ihn zuerst töten? Was habe ich schon zu verlieren? Alles, was ich in meiner Ehe erfahren habe, sind Schmerzen und Demütigung und eigentlich ist es an der Zeit, mich zu wehren. Ich weiß, dass ich es tun kann. Ich war einmal eine starke junge Frau und das werde ich auch wieder sein. Er soll bluten. Und er soll die Schmerzen fühlen, die er mir zugefügt hat. Ich hasse ihn!` Nicht zum ersten Mal hatte sie derartige Gedanken, aber dieser stille Moment hatte ihr die bisher fehlende Entschlossenheit geschenkt. Sie würde Jacob töten.
    Emmaline streckte eine Hand nach vorne, um den kühlen Wasserstrahl aufzufangen, als sie eine Stimme hinter sich hörte.
    „ Darf ich ihnen eine Münze geben, damit sie ihrem Wunsch mehr Nachdruck verleihen können?“ Die Stimme war warm und tief und Emmaline erschrak so sehr, dass ihre andere Hand vom Rand des Brunnens rutschte und sie den Halt verlor.
    Bevor sie fallen konnte, spürte sie, wie zwei Arme sich um sie legten und sie ruckartig nach hinten weg zogen.
    Als ihre Füße wieder festen Boden unter sich hatten, fuhr sie herum und fragte atemlos „Habe ich etwa laut gesprochen?“
    „ Wäre das so fatal?“ amüsierte grüne Augen betrachteten sie.
    „ Ja“, sagte Emmaline leise und sah erschrocken hinüber zum Fenster des Salons. Jacob unterhielt sich noch immer mit dem gleichen Gentleman. Sie schauerte. „Das wäre mehr als schlimm.“
    Als er die Angst in ihrer Stimme hörte, wurde er ernst, „Keine Sorge, sie waren stumm wie ein Fisch. Ich hatte nur angenommen, als sie da so auf dem Brunnenrand saßen, dass sie ganz fest an einen Wunsch denken. Ist es nicht gemeinhin das, was man an einem Wunschbrunnen macht?“ Er hielt sie immer noch um ihre Taille während er sprach und sie trat hastig einen Schritt zurück.
    „ Das ist aber kein Wunschbrunnen.“ Sie strich sich ihren Rock glatt. „Und ich habe auch keine Wünsche.“
    Er lachte, „Was für ein Unsinn, jeder hat Wünsche! Wenn sie wunschlos wären, wären sie wahrscheinlich der glücklichste Mensch auf Erden!“
    „ Oder der unglücklichste“, flüsterte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm.
    Seine Augen verdunkelten sich. „Auch aus der schlimmsten Not gibt es immer einen Ausweg“.
    An Stelle einer Antwort schenkte sie ihm ein trauriges Lächeln und machte einen weiteren Schritt auf die offene Verandatür zu.
    „ Warten sie!“, auch er trat etwas nach vorne, so dass sich der Abstand zwischen ihnen wieder verkürzte.
    „ Was wäre, wenn ich ihnen ihren Wunsch erfüllen könnte?“ seine Stimme klang leicht und unbeschwert. „Ich bin mir absolut sicher, dass sie einen brennenden Wunsch in ihrem Herzen tragen.“
    Sie betrachtete ihn genauer. Er war groß und muskulös, wie ein Athlet, mit schwarzen Haaren, die nach hinten gekämmt waren und den Blick freigaben auf sein Gesicht. Emmaline schüttelte verwundert den Kopf. Es war wohl das schönste Gesicht, dass sie je an einem

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