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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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1. KAPITEL
    Donnerstag, der Elfte
    »Laufey!«, rief Gunna zum zweiten Mal. »Laufey Oddbjörg Ragnarsdóttir! Du musst in die Schule!«
    Eilig putzte Gunna sich die Zähne und musterte sich dabei kritisch im Spiegel. Ganz offensichtlich war es mal wieder Zeit für einen Friseurbesuch. Gute Zähne, eine wohlgeformte Nase, kräftige Augenbrauen, dachte sie. Sie spuckte die Zahnpasta ins Waschbecken und ließ Wasser in die hohle Hand laufen, um sich den Mund auszuspülen. Sie gurgelte und spuckte erneut aus, als sie Laufey im Spiegel hinter sich auftauchen sah.
    »Ich bin fertig, Schatz. Das Bad gehört dir.«
    Laufey nickte und blickte sie aus trüben Augen an. Sie schwieg.
    In der Küche schaltete Gunna den Wasserkocher und das Radio ein. Die Morgenshow auf Channel 2 lief. Laufey schlurfte in ihr Zimmer zurück und machte die Tür hinter sich zu.
    »Wenn sie wieder ins Bett gegangen ist, dann …«, murmelte Gunna vor sich hin.
    Das Wasser erreichte dampfend seinen Siedepunkt, und der Kocher schaltete sich ab. Gunna schüttete Müsli in eine Schale.
    »Laufey!«, rief sie wieder. Die Tür ging auf, und Laufey erschien, fertig angezogen und mit der Schultasche in der Hand. »Wenn du nächstes Jahr in Keflavík aufs College gehst, musst du ein bisschen zügiger aufstehen«, nörgelte Gunna.
    »Es heißt jetzt Reykjanesbær, Mum, nicht mehr Keflavík.«
    »Auf dem Revier nennen sie es Keflagrad, weil da inzwischen so viele Ausländer wohnen.«
    »Mum, das ist rassistisch.«
    Gunna seufzte.
    »Mag sein. Jedenfalls ist es zu früh, um darüber zu streiten. Möchtest du frühstücken? Es gibt Müsli oder Skyr .«
    Im selben Moment richtete sich Gunnas Aufmerksamkeit auf den Beitrag, der im Radio lief. Sofort stellte sie lauter.
    »Der vor zehn Tagen aus dem Gefängnis Kvíabryggja entflohene Häftling befindet sich immer noch auf freiem Fuß. Er soll im Raum Reykjavík gesehen worden sein. Die Polizei hat eine Beschreibung von der flüchtigen Person herausgegeben. Es handelt sich um Ómar Magnússon. Er ist sechsunddreißig Jahre alt, einen Meter neunundneunzig groß, kräftig gebaut und hat halblanges braunes Haar. Seine Unterarme sind stark tätowiert. Zuletzt trug er Jeans und eine dunkle Jacke. Es wird davor gewarnt, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Die Polizei bittet um Hinweise über seinen derzeitigen Aufenthaltsort …«
    Gunna stellte das Gerät wieder leiser.
    »Ist er ein Freund von dir, Mum?«, fragte Laufey grinsend.
    »Oh ja, ganz bestimmt. Er stammt übrigens von hier.«
    »Ein Krimineller aus Hvalvík? Wirklich?«
    »Er hat Hvalvík verlassen, bevor wir hergezogen sind. Jetzt beeil dich mal, wenn du mitfahren willst. Ich muss in zehn Minuten los.«
    Laufey gähnte.
    »Ist schon gut. Ich gehe zu Fuß.«
    »Es regnet«, erinnerte sie Gunna.
    »Macht nichts. Ich treffe mich mit Finnur, wir gehen zusammen.«
    »Meinetwegen. Ich bin gegen fünf zurück, falls nichts dazwischenkommt. Ansonsten sage ich dir Bescheid.«
    »Vielleicht gehe ich doch nicht nach Keflavík aufs College«, sagte Laufey unvermittelt.
    »Wie bitte?«
    »Vielleicht gehe ich doch lieber nach Hafnarfjördur. Der Fachbereich Psychologie ist dort besser. Wenn du jetzt ohnehin jeden Tag nach Reykjavík fährst, könntest du mich ja mitnehmen, stimmt’s?«
    Gunna überlegte einen Augenblick, wie früh sie jeden Morgen aufbrechen müssten, wenn sie Laufey nach Hafnarfjördur bringen und pünktlich zur Arbeit kommen wollte.
    »Psychologie? Ich dachte, du wolltest Betriebswirtschaft studieren?«
    Laufey runzelte die Stirn.
    »Betriebswirtschaft ist nicht mehr angesagt, nicht seit letztem Jahr.«
    »Wir werden sehen, Schatz. Lass uns heute Abend darüber sprechen. Bis später«, sagte Gunna und schnappte sich ihre Autoschlüssel und ihr Handy.

***
    »Na, Diddi. Du erinnerst dich doch an mich, oder etwa nicht?«
    Panik breitete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes aus. Seine groben Gesichtszüge verzogen sich zu einer Grimasse.
    »Hi, Ommi. Schön, dich zu sehen, Kumpel«, antwortete er mit heiserer Stimme. »Ich wusste gar nicht, dass du schon raus bist.«
    »Bin ich auch nicht. Jedenfalls nicht offiziell.« Ommi grinste breit und ließ seine Hand schwer auf Diddis Schulter fallen. Gemeinsam schlenderten sie die menschenleere Straße entlang.
    »Was? Bist du abgehauen? Dann bist du der, nach dem sie suchen? Großartig!«
    »Wo wohnst du denn jetzt, Diddi?«
    »Gleich hier um die Ecke. Es ist nicht weit.«
    Ommi verstärkte den Druck auf Diddis

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