Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mallorca Kartell (German Edition)

Das Mallorca Kartell (German Edition)

Titel: Das Mallorca Kartell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Becker
Vom Netzwerk:
Stierkampf aufgeführt. Der Mann tanzt den Torero und die Dame stellt die Muleta dar, das rote Tuch, das den Stier reizt. Die Zuschauer waren von ihrer Darbietung beinahe genauso begeistert wie vom Stierkampf. Sie hatten aber nicht nur das Publikum beeindruckt, sondern auch Manuel, den Torero. Er kam nach seiner Vorstellung zu ihrer Gruppe und dankte ihnen für die inspirierende tänzerische Leistung, die einen perfekten Ablauf einer Corrida dargestellt hatte. Sie hatte sich sofort in ihn verliebt. Doch das war alles lange her. Célia atmete schwer. »Ich bin achtundachtzig Jahre alt. Mein Mann und alle meine Freunde sind vor mir gestorben. Ich habe sogar deren Kinder überlebt, und das ist nicht richtig.«
    »Du hast doch mich!«, entgegnete Cristina.
    »Ach, Kind, du bist jung und solltest eine Familie gründen und dich nicht um eine alte Frau kümmern.«
    Cristina umfasste mit beiden Händen Célias Gesicht. »Du bist meine Familie! Vergiss das nicht.« Außerdem hatte sie das bittere Ende ihrer letzten Beziehung noch nicht verdaut. Nichts lag ihr ferner, als ein neuer Mann in ihrem Leben.
    Carmens Beerdigung fand zwei Tage später mit einem kleinen Gedenkgottesdienst statt. Das Bild aus glücklichen Tagen stand neben dem weißen Sarg und zeigte, wie lebensfroh Carmen einst gewesen war.
     
    ***
     
    Martin Schneider sah durch das Panoramafenster des Restaurants auf die prachtvollen Yachten im Hafen von Palma und wünschte, eine davon würde ihm gehören. Er fühlte sich in seinen Jeans und dem weißen T-Shirt normalerweise sehr wohl, aber in dieser Umgebung fiel ihm auf, dass er unpassend angezogen war. Sogar die Kellner trugen Anzüge. Sein Chef, Jesús, und auch der Kolumbianer waren angemessen gekleidet. Eines Tages besäße er auch stilvolle Kleidung, er musste nur hart genug arbeiten.
    Das Essen war fast vorüber und bisher war nur über belanglose Dinge gesprochen worden. Sein Chef hatte erzählt, wie er vor fast zwanzig Jahren Alfonso, Carlos und Diego bei seiner Forschungsarbeit in Kolumbien kennengelernt hatte. Gemeinsam hatten sie damals die Bars in Bogotá unsicher gemacht. Sie hatten über alte Zeiten geplaudert, worüber Martin beinahe eingeschlafen wäre. Er hatte sich zusammengerissen und hoffentlich an den richtigen Stellen einen kurzen Kommentar eingeworfen.
    Martin hatte genügend Zeit gehabt, sich sein Gegenüber anzusehen. Diego war nach eigenen Angaben etwa zehn Jahre jünger als Jesús, der mit seinen fünfzig Jahren immer noch eine sportliche Figur hatte. Man sah Jesús das Alter nicht an. Die grauen Haare hatte er schon seit einigen Jahren, was ihn durch sein gebräuntes Gesicht nicht alt, sondern elegant aussehen ließ. Diego hingegen wirkte durch seine Glatze und die kräftige, aber muskulöse Figur etwas älter, als er tatsächlich war.
    Diego erzählte gerade, dass ihm ein reicher Industrieller seine Unterstützung für sein Projekt zugesichert hätte. Er müsse nur noch nachweisen, dass mit Solar- und Windanlagen genug Energie erzeugt werden könne, um wenigstens einige Landstriche von der Kernenergie unabhängig zu machen. Damit könnte sich Kolumbien von der Abhängigkeit des Auslands lösen, das die Energiezufuhr im Land regelte und die Preise diktierte.
    »Wie groß müsste das Gebiet sein?«, fasste Jesús nach.
    »Ich denke, einhundert Hektar genügen für den Anfang.« Diego nahm die eben servierte Kaffeetasse in die Hand und trank einen kleinen Schluck. »Allerdings sollte das Gelände nicht zu weit außerhalb liegen. Ich muss nachweisen, wie viele Solarfelder und Windräder benötigt werden, um eine bestimmte Anzahl von Einwohnern mit Strom zu versorgen.«
    »Das wird im Südwesten der Insel schwierig werden. Die Gegend ist voll erschlossen. Vielleicht solltest du dich in der Gegend bei Llucmajor umsehen. Dort gibt es noch genügend freie Flächen, die sich für so ein Projekt eignen.« Jesús` Augen strahlten begeistert.
    »Im Südwesten hätten wir aber genau die gleiche Situation wie in Kolumbien. Dichte Besiedelung und bergiges Umland. Denkst du nicht, dass sich dort noch etwas finden lassen könnte?« Diegos forschende Augen blickten auffordernd in die kleine Runde. Martin konnte dazu nicht viel sagen und rührte in seiner Kaffeetasse. Er war gespannt, wie Jesús die Situation in den Griff bekäme. So ein Projekt wäre in den Gemeinden Calvia oder Andratx nicht durchführbar. Langsam verstand er, warum Cristina nicht scharf auf solche Geschäftsessen war. Es war

Weitere Kostenlose Bücher