Das Mallorca Kartell (German Edition)
eine ganz einfache Anfrage, die niemandem schadete. Er würde mit dem Geld Ana groß ausführen und könnte endlich etwas zur Seite legen. Bestimmt käme er an die Informationen heran. Die anfänglichen Skrupel schluckte er mit dem Whisky hinunter.
»Keine illegalen Sachen, okay? Ich werde sehen, was ich tun kann.« Martin wartete auf ein zustimmendes Zeichen von Diego.
»Mehr kann ich nicht erwarten. Also, abgemacht?«
»In Ordnung.« Martin knickte den Umschlag und ließ ihn in seiner Hosentasche verschwinden. So viel Geld hatte er noch nie auf ein Mal in den Fingern gehabt. Der Job beim GOB bot wohl doch mehr Möglichkeiten, als er anfangs angenommen hatte. Finanzierte Cristina auf diese Weise ihren fetten Jeep und das Haus in Portixol? Vermutlich. Bei einem Zusatzverdienst wie diesem könnte er sich bald einen neuen Wagen leisten. Diego bestellte einen weiteren Whisky und sie tranken auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Eine Stunde später saß er in seinem Renault auf dem Weg zu Ana Llábras. Er hatte Ana auf einer Party in Cristinas Haus kennengelernt. Mit ihren rehbraunen, sanften Augen hatte sie ihn sofort in ihren Bann gezogen. Nachdem er sie einige Male ausgeführt hatte, wurden sie ein Paar und waren nun seit einem halben Jahr zusammen. Durch Ana hatte er innerhalb kürzester Zeit sein Spanisch verbessert, was nun dazu geführt hatte, dass er ein kleines Vermögen in seiner Hosentasche mit sich führte. Er beschloss, bei einem Blumenladen zu halten und ihr einen schönen Strauß roter Rosen mitzubringen. Das konnte er sich nun erlauben.
Zufrieden stellte er seinen Wagen vor Anas Wohnung in Sa Cabaneta bei Marratxí ab. Ana saß am Pool und ließ ihre schlanken Beine ins Wasser baumeln. Ihr dunkles Haar hatte sie mit einer Spange locker hochgesteckt, was ihrem Gesicht schmeichelte. Eine Woge der Zuneigung stieg in Martin auf, als er sie dort sitzen sah. Sie hatte sich zurückgelehnt, stützte sich mit den Armen ab und blinzelte in die untergehende Sonne. Wäre er nicht bereits in sie verliebt, dann wäre es spätestens bei diesem Anblick um ihn geschehen.
Er schlich sich an sie heran und hielt ihr den Blumenstrauß vor die Nase.
»Du kommst spät«, murmelte sie schläfrig, roch an den Blumen und lächelte. »Die Rosen duften herrlich!« Ana stand auf, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und nahm ihm die Blumen ab. »Du riechst nach Whisky.« Sie steckte ihre Nase wieder in die duftenden Blüten. »Was hast du sonst noch ausgefressen?«
Martin zuckte mit den Schultern. »Nichts. Ich hatte einfach einen guten Tag und wollte dir eine Freude machen.« Anas einfache Frage hatte das ungute Gefühl wieder wachgerufen. War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, Diegos Angebot anzunehmen?
16. April
Es wurde Zeit, dass er Alfonso Villalonga Bericht erstattete. Er fischte sein Telefon aus der Tasche und wählte die Nummer des Kartellchefs. Villalonga war seit Jahren einer der einflussreichsten Männer Kolumbiens. Er wurde von allen El Jefe , der Chef, genannt. El Jefe hatte als jugendlicher Handlanger im Drogengeschäft begonnen, sich das Vertrauen seines damaligen Arbeitgebers erschlichen und diesen anschließend kaltblütig umgebracht, um dessen Geschäfte zu übernehmen. Seither waren zwanzig Jahre vergangen und niemand wagte es, sich mit ihm anzulegen. Neben Kokainhandel betrieb El Jefe eine stolze Anzahl von Edelbordellen und Nachtclubs in Bogotá, wodurch er seine Kontakte weltweit ausbauen konnte. Seine Kunden waren ausschließlich hochrangige Politiker und reiche Geschäftsleute. Dort hatten sie sich alle kennen gelernt. Carlos Súarez-Alonso, der die Kanzlei seines Vaters auf Mallorca übernehmen sollte, wurde zu seinem engen Freund. Carlos` Vater war vor über vierzig Jahren nach Spanien ausgewandert, hatte sich später auf Immobilienrecht spezialisiert und betrieb durch den aufstrebenden Immobilienmarkt auf Mallorca nun eine der erfolgreichsten Kanzleien der Insel. Bevor Carlos in das Unternehmen einsteigen sollte, reiste er in seine alte Heimat und besuchte in Bogotá entfernte Verwandte. Das war nun Jahre her, doch diese alte Bekanntschaft hatte El Jefe auf die Idee gebracht, sein Drogengeld auf Mallorca in Immobilien zu investieren und so das Geld zu waschen. Die damals aufgebauten Verbindungen konnten dabei nur von Vorteil sein.
Gemeinsam mit Carlos Súarez-Alonso hatte er in Spanien einige Scheinfirmen gegründet. Die gebildeten Aktiengesellschaften existieren nur auf dem Papier,
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