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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Cowboy.«
    Ich nicke schweigend. Das dachte ich mir. Trotzdem ist es besser, auf Nummer sicher zu gehen, wenn man gesucht wird.
    »Geht es hier zur Latrine?«, fragt Vienne ein wenig zu laut, wirkt dabei aber ganz unschuldig. Tatsächlich taxiert sie die Frau, eine Hand in der Nähe des Armalite, das sie unter ihrer Jacke trägt. Ihren Worten zum Trotz macht die Belohnung, die auf unsere Köpfe ausgelobt wurde – ein Abschiedsgeschenk der Dame Bramimonde, die uns des Mordes beschuldigt hat –, sie nervös.
    Die Frau nickt. »Ihr seid weit weg von zu Hause, ihr Minenleute.«
    Vienne würdigt die Frau im Vorübergehen kaum eines Blickes.
    »Die Pumpe musst du von Hand betätigen, Schlammscheißer.« Die alte Frau schiebt mich zur Seite und macht sich daran, Treibstoff in den Tank zu pumpen. »Hier draußen funktioniert nichts Elektrisches. Dafür sorgen die Satelliten und der Staub. Ich hoffe, du hast Geld dabei – oh.« Sie hat gesehen, dass mir ein Finger fehlt.
    Ich bin froh, dass ich nicht nur die Bezahlung der Minenbewohner bekommen habe, sondern auch die Hälfte der Barschaft der Dame. Die Minenbewohner haben sie vor der Abreise Bramimondes gestohlen, weil sie der Ansicht waren, das Geld stünde mir zu. Was die Dame natürlich nur dazu inspiriert hat, uns auch noch schweren Diebstahl anzuhängen.
    Ich bezahle und zeige ihr meine Hand, als wäre das etwas völlig Normales. »Hab den Finger an eine Manchester verloren, als ich noch ein Kind war. Danke für die Hilfe beim Pumpen.«
    »Komische Dinger, diese Manchesters. Meistens reißen sie einem gleich den ganzen Arm ab. Hab bisher noch nie ein Schneemobil mit Rädern gesehen.«
    »Spezialanfertigung.« Spiner hat es für uns gebaut, ehe wir Fisher Four verlassen haben. Es ist ein Abschiedsgeschenk der Minenbewohner und von Fuse und Jenkins, die beschlossen haben, im Höllenkreuz zu bleiben und ihre militärische Laufbahn hinter sich zu lassen. Auch wenn ich ihnen keinen Vorwurf machen kann, dass sie dort geblieben sind, vermissen wir sie doch. Das heißt, ich vermisse sie. Von Vienne kann ich das nicht behaupten.
    »Wo wollt ihr zwei hin?«
    »Außenposten Tharsis Zwei. Kennst du ihn?«
    Treibstoff spritzt aus dem Tank. Die Frau flucht und schaltet die Pumpe ab.
    »Ich werte das als Ja.«
    »Hast wohl Todessehnsucht, Söhnchen? Der größte Teil von Tharsis Zwei wird von Mr Lymes Männern kontrolliert, und der Rest ist voller wütender Geister.«
    Ich weiß alles über Mr Lyme. Das ist der Grund, warum ich auf der Suche nach diesem Außenposten bin. »Was meinst du mit wütenden Geistern?«
    Die alte Frau senkt die Stimme. »Männer, die von unsichtbaren Mächten getötet wurden. Man hat ihnen das Fleisch von den Knochen abgezogen. Die Leute haben immer gesagt, es wären die Dræu gewesen, aber in dieser Gegend haben sich schon seit einem halben Jahr keine Dræu mehr blicken lassen. Außerdem hinterlassen sie jedes Mal Spuren, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Allerdings.« Ich denke an die Gerüchte, die wir während der letzten paar Wochen gehört haben, als wir von den Minen aus nach Norden gereist sind – unerklärliche Todesfälle, die meist den Dræu oder anderen schwarzen Männern angelastet werden. Der Gedanke, dass es doch die Sandflöhe gewesen sein könnten, dreht mir den Magen um. »Trotzdem gibt es dort Arbeit. In Tharsis Zwei.«
    »Dann hoffe ich mal, ihr werdet anständig bezahlt«, sagt die Frau.
    Während sie das verschüttete Benzin aufwischt, kehrt Vienne zurück, gleitet hinter mir auf den Sitz und legt für einen Moment ihren Kopf an meinen Rücken.
    »Alles klar?«, frage ich sie.
    »Jawohl!«, sagt sie, und ich kann sie beinahe lächeln hören. »Alle Systeme im grünen Bereich.«
    Die alte Frau ergreift meinen Unterarm. »Wenn ich euch schon nicht dazu bringen kann, eure Meinung zu ändern, dann möge Gott euch wenigstens einen Schönen Tod schenken.« Sie hält eine Hand hoch. Der kleine Finger fehlt. Dann macht sie das Zeichen eines Regulators und verbeugt sich. »Ein Auge. Eine Hand.«
    »Ein Herz«, sagt Vienne und setzt den Helm auf.
    »Wir sind keine Regulatoren«, sage ich. »Nicht mehr.«
    »Einmal ein Regulator, immer ein Regulator, Söhnchen.« Die Frau schüttelt den Kopf. »Passt auf euch auf da drüben. Und achtet auf die Straße. An ihrem Ende wartet jede Menge Ärger auf euch.«
    »Irgendwie komisch«, sage ich und starte den Motor. »Am Anfang hat es auch jede Menge Ärger gegeben.«
    Ich nicke der alten Frau zu und

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