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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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super«, murmelte ich und ließ die Schultern hängen, bis mir mit einer Windböe die Aussicht entgegenschlug: ein riesiges flaches Halbrund Küste, in wabernden Schattierungen von Grau bis Silber, die ganze Bandbreite satte Ostsee, ein bisschen Gischt und jede Menge Panorama.
    Â»Eigener Strandzugang« wäre untertrieben gewesen; ich stand, obwohl noch in buchstäblich greif barer Nähe zum Haus, direkt am Meer. Das Rauschen übertönte alles, knallte mit dem Wind durch den Gehörgang direkt ins Hirn.
    Das, dachte ich, das ist mal wirklich ein weiter Horizont! Für nicht einmal zwanzig Euro.
    Wenige Meter hinter den Strandkörben befand sich die Uferböschung. Ein Wall aus Felsbrocken, durchsetzt von Wildrosensträuchern und Grasbüscheln, hielt die Wellen davon ab, die Sitzgruppen fortzuspülen, sich in die Fundamente des Hauses zu graben. Eine Treppe aus Felsplatten teilte den Wall, endete direkt im Wasser, das klatschte und spuckte und vor einer weiteren Annäherung warnte. Dies war das exakte Gegenteil von Südseeidyll.
    Aber einer der besten Orte, an denen ich je gelandet war, und
der angemessene Rahmen für meine reichlich angeschlagene Person. Ich atmete durch, nickte und war zufrieden wie lange nicht mehr, obwohl ich nicht wusste, warum.
    Und plötzlich hatte ich keine Lust mehr, das zu gefährden.
    Alte Tanten taugten als Grund für gar nichts, und der Scherbenhaufen der letzten Wochen musste auch nicht höher werden. Der Anblick des Strandhotel Palau ließ weder einen Wellnessbereich noch eine potentiell finanzkräftige Wohltäterin vermuten, und was hier umsonst zu kriegen war, hatte ich vermutlich bereits erhalten. Es hätte schlimmer kommen können. Ein oder zwei Stunden, so lange würde ich die Aussicht für die Wiederherstellung meiner Balance zu nutzen versuchen, Nässe, Wind und Kälte trotzen, mich dann auf die Suche nach einem geöffneten Café oder einer Imbissbude machen. Abends würde ich den Bus nehmen und weitersehen. Ich hätte einen Ausflugstag gehabt, an den ich gerne zurückdenken würde.
    Ich ließ mich in einen der Strandkörbe fallen, zog den Schal fester um den Hals, holte mein Buch aus dem Rucksack, winkelte die Knie an und stellte erfreut fest, dass das Feuerzeug wieder mitarbeitete. Mir würde schon etwas einfallen, wo ich das Wochenende verbringen könnte, das hatte jetzt keine Eile, niemand würde mich hier vermuten, fürs Erste war ich so weit fort wie schon lange nicht mehr.
    Â 
    Â»Sie müssen die Fahne hissen!«
    Der alte Mann war von den Knien an aufwärts zu sehen, er kam die Felstreppe herauf, als sei er den Wellen entstiegen. Das Wort »schaumgeboren« fiel mir ein, ich hatte Mühe, nicht zu grinsen.
    Â»Wie bitte?«

    Er fuchtelte wild mit einem Stock herum und schrie gegen die Brandung an, während er sich mir näherte: »Die Fahne! Sie müssen die Fahne hissen, wenn Sie etwas bestellen möchten. Da kommt sonst keiner.«
    Ich sah mich um, ratlos, was der Alte meinen könnte, zuckte mit den Schultern, vielleicht ein Kriegstrauma.
    Â»Sie befinden sich in einem Café«, fauchte er, inzwischen direkt vor mir. »Da können Sie nicht einfach herumsitzen und jemandem den Platz wegnehmen, ohne etwas zu konsumieren!« Er legte den Kopf schräg und schaute mit zusammengekniffenen Augen auf das Buch in meinem Schoß. »Na, immerhin lesen Sie.« Er räusperte sich. »Trotzdem!«
    Nichts ist umsonst, dachte ich, nickte ergeben und deutete auf das Blechschild: »Tut mir leid, aber es ist geschlossen. Und außer mir ist hier doch keiner.«
    Der Alte blickte von mir zu dem Felsblock und schüttelte den Kopf. »Immer dasselbe!« Er ging auf das Schild zu, klemmte es unter den Arm, schlurfte zum Haus, kramte einen alten Eisenschlüssel aus seiner Hosentasche und verschwand in einer Tür, die scheppernd hinter ihm zuschlug. Keine Minute später tauchte er wieder auf, das Schild unter dem anderen Arm, schlurfte zum Stein und lehnte es dagegen:
    CAFÉ GEÖFFNET!
    Er trat einen Schritt zurück, betrachtete sein Werk, rückte das Schild gerade und warf einen undefinierbaren Blick über die Schulter in meine Richtung, bevor er wieder zur Tür schritt.
    Â»Hissen Sie die Fahne!«
    Es schepperte noch einmal.
    Ich schaute mich erneut um und sah einer großen Möwe bei der Landung auf dem Nachbarstrandkorb zu.

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