Das Meer in seinen Augen (German Edition)
nicht«, sagte Gessen sofort.
»Schön, aber das reicht mir nicht.« Jobim drehte sich zu seinem Laptop und tippte etwas hinein. Wenig später nahm er zwei Blatt von einem sehr edlen Papier und legte sie in den Drucker. Mit einem Surren druckte er zwei Ausfertigungen eines weiteren Vertrages aus. Jobim nickte ihm ernst zu.
»Ich kann ein solches Verhalten nicht dulden«, sagte er.
»Es tut mir leid, es wird nie wieder ...«, begann Gessen, doch Jobim hob den Zeigefinger und brachte ihn zum Schweigen.
»Ich bestehe auf diesen Vertrag, sonst bin ich leider gezwungen, andere Maßnahmen in Betracht zu ziehen.«
Gessen schluckte. Er ahnte bereits, das auf diesem Dokument, dass er nun unterschreiben sollte, etwas Ungeheuerliches stehen würde.
Doch als Jobim ihm den Vertrag reichte, musste er wieder ein Lachen unterdrücken.
»Das ist nicht dein ernst, oder?«
»Doch«, sagte Jobim. »Wenn es dir nichts bedeutet, dann wirst du wohl kein Problem haben, deine Unterschrift darunterzusetzen.«
»Bist du katholisch?«, fragte Gessen.
»Ich bin Spanier, was erwartest du?«
Gessen hörte auf zu lachen. Halbherzig setzte er seine Unterschrift auf das Dokument, das ihm mehr als albern vorkam. Er reichte es Jobim mit einem Kopfschütteln zurück.
»Ich glaube aber weder an das Böse noch an die Hölle«, sagte er schließlich.
»Ich glaube für uns beide«, antwortete Jobim und lächelte. »Und solltest du mich je wieder schlagen, verlierst du Deine Seele.«
Epilog II
Wanderer
So wird er weitergehen
Immer weiter ...
P. Jobim
David wachte auf. Die Sonne ließ ihn nicht mehr schlafen. Dabei hatten sie doch Ferien. Sommerferien. Neben ihm lag Merlin und schlief friedlich weiter. David hatte sich nicht nur einmal gefragt, wie ein Mensch nur einen solch guten Schlaf haben konnte. Er selbst hatte seit der Sache vor fast einem Jahr oft mit Alpträumen zu kämpfen. Doch auch das ließ mit der Zeit nach. Und Merlin ging damit immer sehr fürsorglich um. David dachte daran, wie er ihm letzte Nacht die Stirn geküsst und gesagt hatte, dass er hier war und ihm nichts passieren könnte.
Vorsichtig schälte er sich aus der dünnen Bettdecke und stand auf. Vor dem Fenster hingen nun Gardinen, die die Sicht auf das Nachbarhaus versperrten. Etwa zwei Monate nach dem Vorfall war dort eine Familie mit drei kleinen Kindern eingezogen. Selma und seine Mutter waren sich einig, dass man den Kindern auf keinen Fall zumuten konnte, eventuell zwei nackte Jungen im Bett zu erwischen. Darum nun also doch Gardinen. Aber dieses Zugeständnis war es wert. David musste bei diesem Gedanken schmunzeln. Selma hatte einen wunderbaren Einfluss auf seine Mutter.
Er schnappte sich frische Klamotten und verschwand ins Bad. Zwanzig Minuten später war er geduscht und fertig angezogen. Gut gelaunt lief er die Treppe hinunter und hörte das Gelächter von Selma und seiner Mutter. Die beiden verstanden sich wirklich prima.
Als er in die Küche kam, sahen sie ihn überrascht an.
»Nanu? Aus dem Bett gefallen?«, fragte seine Mutter.
»Du weißt schon, dass ihr Ferien habt, oder?«, reihte sich Selma in das Gespött mit ein.
»Wenn es mir heute zu viel wird, kann ich ja einen Mittagsschlaf machen«, sagte David und tat so, als hätte er ein Rückenleiden.
»Der Junge wird immer frecher!«, sagte Hanne zu Selma und schüttelte den Kopf. »Das hast du verbockt!«
»Ich?«, fragte Selma empört. »Was habe ich denn damit zu tun?«
»Na, du bist doch die mit dem flotten Mundwerk!« Seine Mutter lachte.
»Bekomme ich auch noch mal was zu essen?«, meldete sich David wieder zu Wort.
Selma und seine Mutter kicherten los wie zwei junge Mädchen. David schüttelte den Kopf und nahm sich ein Brötchen aus dem Korb.
»Genau, selbst ist der Mann«, sagte Selma.
»Oh, erwarte aber nicht zu viel von meinem Jungen« Hanne grinste verschmitzt. »Am liebsten wäre es ihm, wenn ich ihm das Brötchen noch in mundgerechte Stücke schneiden würde.«
»Ihr seid einfach schrecklich!« David biss in das Brötchen und beobachtete die beiden bei ihrem morgendlichen Kaffeklatsch. Als er fertig war, belegte er eilig noch drei weitere Brötchen und packte sie auf einen Teller.
»Oh, Frühstück im Bett?«, fragte Selma. »Dann war die Nacht sicher gut.«
»Selma!«, tadelte seine Mutter sofort. Sie sah ihre Freundin böse an und knuffte sie in die Seite. »Du weißt, dass ich das nicht mag.«
Selma verkniff sich ein Grinsen. »Okay, schon gut.«
»Ich - ich hab
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