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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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wesentliche Rolle beim menschlichen Energiestoffwechsel und für den Knochenaufbau. In der Landwirtschaft dient es als Grundlage für Dünger. Und Sprengstoffe kann man mit seiner Hilfe ebenfalls produzieren. Jedes Jahr wurden auf Nauru rund eine Million Tonnen abgebaut. Das war nicht schwer. Man konnte den Stoff einfach mit Baggern auf Mulden laden. Oder mit der Schaufel in Eimer füllen.
    Der Reichtum, der im Laufe der sechziger und siebziger Jahre über die Nauruer hereinbrach, war ungeheuerlich. »Paradiese, gibt’s die?«, fragte 1973 die »Bild«-Zeitung – und gab mit leicht neidischem Unterton selbst die Antwort: »Eines bestimmt. Auf dieser
Insel braucht man keinen Finger zu rühren.« Die Steuern wurden komplett abgeschafft, und die rund 10 000 Insulaner lebten von Transaktionen des (verstaatlichten) Phosphats.
    Fünf, sechs Autos besaß nun jeder Nauruer. Die Straßen waren perfekt geteert, allerdings ständig zugeparkt. Denn die Bewohner ließen, wenn einer der Straßenkreuzer oder Riesenjeeps einen Defekt hatte, das Auto einfach stehen. Und kauften sich ein neues. Und fuhren aus lauter Langeweile Karussell rund um die Insel.
    Irgendwann reinigte der Staat auch noch auf seine Kosten die privaten Toiletten seiner Bürger. Der Besuch in den vier Kinos der Insel wurde kostenlos. Die Regierung schuf eine gutbezahlte Stelle nach der anderen, stellte Hunderte Polizisten ein, obwohl es kaum Kriminalität gab. Die Nauruer gründeten eine eigene Fluglinie, die den pazifischen Luftraum erobern sollte, Air Nauru, deren Maschinen allerdings kaum besetzt waren. Die Mini-Großmacht kaufte in Australien Luxushotels und ganze Stadtviertel auf, baute 1977 in Melbourne den höchsten Büroturm und investierte weltweit Milliarden in dubiose Finanzgeschäfte.
    Als das Phosphat in den neunziger Jahren zur Neige ging, war die Insel mit protzigen Villen im amerikanischen Stil übersät, in denen die Nauruer vor riesigen Fernsehern saßen. Achtzig Prozent waren übergewichtig, und jeder Dritte hatte Diabetes. Die Nauruische Regierung musste sich etwas einfallen lassen. Aber eine Regierung gab es eigentlich nicht, nur eine nepotistische Struktur aus miteinander befreundeten »Verwaltern«. Allein zwischen 1998 und 2002 erlebte die Insel 17 Regierungswechsel. Ein kompliziertes Verwaltungssystem, eine hybride Mischung aus polynesischer Basisdemokratie, englischem Verwaltungswesen und repräsentativer Bananenrepublik, blockierte alle ernsthaften Maßnahmen.
    So wurde Nauru ein Paradies für Geldwäscher und Steuerflüchtlinge. Kasinos eröffneten, Bordelle sprossen aus dem Strand. Erst auf internationalen Druck widerrief die Regierung im Jahr 2003 rund 450 Lizenzen für dubiose Banken, die als Geldwaschanlagen funktionierten. Das Land verkaufte Pässe für 15 000 Dollar, unter anderem an zwei weltweit gesuchte Terroristen. Für 30 Millionen
Dollar baute die Insel schließlich eine Art Gefängnis für afghanische Flüchtlinge, die in Australien gestrandet waren. Asylantenknast gegen Bezahlung.
    »Nauru ist eine Insel aus Scheiße«, wird im »Spiegel« ein australischer Anwalt zitiert. »Sie sieht aus wie Scheiße, und sie riecht wie Scheiße, aber wenn Sie Geschäftssinn haben, können Sie in diesem Land ganz schnell eine ganze Menge Schotter verdienen.« 1
    Wohlstand kommt und geht auf seltsamen Wegen. Nur eines ist sicher: Der Grundrohstoff besteht nicht aus Atomen. Schätze im Boden allein machen nicht unglücklich oder übergewichtig. Allerdings: Sich allein auf Schätze im Boden zu verlassen, führt oft geradewegs in den Ruin.
    Der planetare Reichtum
    Seit dem Jahr 1800, dem Beginn der industriellen Revolution in Europa, hat sich die Bevölkerung der Welt versechsfacht, von 1,2 auf fast sieben Milliarden Menschen. In dieser Zeit hat sich das mittlere Pro-Kopf-Einkommen (angepasst an die Kaufkraft) verneunfacht. Der »Gesamtreichtum« hat sich also um den Faktor 54 erhöht. 2
    Nehmen wir eine etwas kürzere Spanne. 1955, das Jahr meiner Geburt. Vergleichen wir eine statistische »Durchschnittsfrau« damals und heute, im vollen Bewusstsein der Beschränktheit dieses Unterfangens. Eine Welt-Frau verfügt seit dieser Zeit über dreimal mehr Einkommen (zweieinhalbmal mehr eigenes Einkommen, der Rest ist Familieneinkommen), hat dreimal mehr Kalorien zur Verfügung und lebt rund ein Drittel länger, als vor einem guten halben Jahrhundert. So gut wie alle Lebensumstände haben sich verbessert: Ihr Risiko, an Mord, Kindbettfieber,

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