Das Model und der Scheich
zurück, wo sie sich in ihrem Zimmer einschloss.
Dort verkroch sie sich unter der Bettdecke. Und sie tat so, als hörte sie die kleinen Kieselsteine nicht, die gegen das Fenster geworfen wurden. Auch auf die geflüsterten Bitten an der Tür reagierte sie nicht.
Erst am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging sie hinunter, um sich in Gegenwart der anderen kurz angebunden von Salih zu verabschieden, bevor ihr Vater ihn zur Fähre brachte.
Nie würde sie vergessen, wie ratlos und verzweifelt Salih sie angesehen hatte, als er ins Auto einstieg.
Er kam nie wieder zurück auf die Insel.
3. KAPITEL
Hoch über den Windungen des Flusses und der Stadt lag der Palast – ein Traum in Blau, Terrakotta und Weiß. Vom Flugzeug aus wirkten die herrliche Kuppel und die Flachdächer märchenhaft, wie aus tausendundeiner Nacht. Doch wenn man sich vom Tal näherte, hatte das Bauwerk etwas von einer Festung.
Desirée war überwältigt. Sie hatte nicht erwartet, dass dies ihr Ziel sein würde.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie überflüssigerweise, als der Wagen direkt vor den Toren des Palasts anhielt. Der Chauffeur senkte die Seitenscheibe ab und wechselte einige Worte mit einem Wachmann.
Salih legte seine Unterlagen in den Aktenkoffer zurück, schloss ihn und stellte ihn zunächst einfach beiseite. Doch dann verstellte er plötzlich die Zahlenkombination.
Desirée spottete: „Natürlich kann man nie vorsichtig genug sein. Aber glaube mir, die Staatsgeheimnisse von Barakat sind vor mir sicher.“
Er sah sie mit undurchdringlicher Miene an.
„Vor uns liegt der Palast von Prinz Omar, wo du wohnen wirst.“
„Im Palast?“
„Wo denn sonst? Soll ich dich vielleicht in ein Hotel bringen? Ich weiß, was ich deiner Familie schuldig bin.“
„Und deine Familie? Hier werde ich sie wohl nicht kennenlernen, oder?“
Der Wagen fuhr durch einen breiten Torbogen, nahm einen letzten Anstieg und parkte in einem Vorhof, wo schon weitere Fahrzeuge standen.
„Bis auf meinen Vater, der bei seinen Ausgrabungen ist, verbringen alle den Sommer in den Bergen. Wie die meisten wohlhabenden Familien. Vor allem meine Mutter verträgt die Hitze überhaupt nicht.“
In seinen Augen lag eine unglaubliche Härte. War er nicht über das Scheitern ihrer Beziehung hinweggekommen? In dem erwachsenen Mann war der Junge, den sie damals geliebt hatte, kaum wiederzukennen.
Sieht aus, als hätte ich noch mal Glück gehabt, sagte sich Desirée – obwohl sie im Herzen den Verlust nie verwunden hatte.
„Und warum bist du noch hier?“, wollte sie wissen.
Als zwei Diener im Hof erschienen, die das Gepäck aus dem Kofferraum ausluden, öffnete Salih die Autotür. Der Fahrer öffnete die Tür auf Desirées Seite.
Wieder schlug ihr die Hitze entgegen.
„Ich werde dich zu der Ausgrabungsstätte führen. Hast du etwas anderes erwartet?“
Natürlich wird Salih dich begleiten, hatte Samiha gesagt. Darauf beruhte der ganze Plan. Doch was das bedeutete, wurde Desirée erst jetzt bewusst: dass sie viele Stunden allein mit Salih in der Wüste verbringen würde.
Mit schmerzenden Augen sah sie ihn an.
„Na ja, dein Vater hat einfach nur von einem Führer gesprochen. Deshalb dachte ich nicht, dass du …“
„Nein?“, fragte er ungläubig – was Desirée ärgerte, obwohl er ja recht hatte.
„Ich kann nur zu dieser Jahreszeit“, sagte sie entschuldigend. „Wenn ich normalerweise im Cottage bin.“
In Gedanke sah sie die Insel vor sich. Und das, was dort passiert war.
„Und, es ist sehr dringend?“, fragte er voller Ironie.
Desirée wusste nichts zu erwidern. Als sie den Kopf abwandte, um Salihs Blick auszuweichen, sah sie eine wunderbare Mosaikarbeit.
Ihre Arbeit als Model hatte sie an viele schöne Orte in der Welt geführt, doch noch nie in einen Königspalast. Er strahlte pure Macht aus – vergangene wie gegenwärtige.
„Werde ich die Familie des Prinzen sehen?“ Sie wusste, dass Prinz Omar und Prinzessin Jana zwei eigene Kinder hatten. Und zwei Töchter aus Omars erster Ehe.
Salih führte sie durch einen reich mit Arabesken verzierten Bogengang.
„Sie sind den Sommer über am Parvenahsee. Ich soll dich von Jana schön grüßen. Es tut ihr leid, dass sie nicht selbst hier sein kann.“
Salih geleitete sie durch eine Tür, die in einen in strengen Formen angelegten Garten führte, und von dort aus weiter in einen Innenhof, dessen Schönheit Desirée fast den Atem nahm.
Wände, Fußböden, Säulen und Stufen waren mit kunstvollen
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