Das Model und der Scheich
…“
„Und das Praktikum bei meinem Vater?“
„Oh, darauf freue ich mich schon. Ich möchte noch in diesem Jahr mit einem Fernstudium in Teilzeit anfangen. Samiha meinte, heutzutage ist der Stoff in Downloads und per Internet verfügbar.“
„Freut mich, dass du in der Zusammenarbeit mit meinem Vater deine Zukunft siehst, Desi. – Ach, und noch etwas: Ich muss mich noch bei dir entschuldigen, dass ich dir ständig vorgeworfen habe, gelogen zu haben. Aber ich war mir so sicher …“
„Ja“, antwortete sie zu seiner Überraschung und neigte sich über ihn. „Und warum warst du dir sicher?“
Er lächelte und kitzelte mit einer ihrer Haarsträhnen seine Lippen. „Weißt du noch, als wir noch Kinder waren? Oft wolltest du uns einen Bären aufbinden oder hast mir etwas vorgeschwindelt, um mich zu beeindrucken. – Aber ich habe es jedes Mal gemerkt.“
„Allerdings!“, rief Desirée, die sofort wusste, was er meinte. „Darüber habe ich mich ja so geärgert! Harry hat mir alles geglaubt, aber du … Woher wusstest du es immer?“
„Auch wenn es sich vielleicht komisch anhört … doch ich sage es dir trotzdem: Wenn du lügst oder etwas verheimlichst, verändert sich die Farbe deiner Augen. Sie werden dann grau. Schon als du dich hier angemeldet hast, habe ich mich nach dem Grund gefragt. Aber als du dann selbst mit mir geredet hast und deine Augen dabei grau wurden … da war ich mir eben sicher, dass du lügst.“
„Na, so was … Das hat mir bisher noch niemand gesagt.“
„Ich konnte mir nur zwei mögliche Gründe vorstellen: Erstens könnten dich illegale Händler für ihre Zwecke eingespannt haben. Das habe ich auch meinem Vater gesagt – und ich selbst hatte damit einen Grund, dich zu begleiten. Zweitens hoffte ich tief in meinem Herzen – natürlich ohne es mir einzugestehen –, du wärst wegen mir gekommen.“
„Wegen dir? Insgeheim wolltest du wahrscheinlich von mir hören: ‚Du kannst Samiha nicht heiraten, weil ich dich immer noch liebe.‘“
„Dann wäre uns einiges erspart geblieben.“
„Das hätte ich auch am liebsten getan. Aber ich musste Samiha hoch und heilig versprechen, dir nicht die Wahrheit zu sagen.“
Verwundert stützte sich Salih auf den Ellbogen und blickte Desirée an. Im Licht der Lampe leuchteten ihre Augen strahlend blau.
„Wie bitte? Welche Wahrheit?“
„Du hattest ganz recht, Salih. Ich habe gelogen. Auch wenn sich jetzt für alles zum Guten gewendet hat: Ursprünglich bin ich wegen Samiha hergekommen.“
„Wegen Samiha?“, fragte er überrascht.
„Offenbar hat es dir dein Vater noch nicht erzählt: Samiha ist schon verlobt und will dich nicht heiraten. Ich hoffe, du nimmst es nicht allzu schwer“, scherzte sie und fuhr dann fort: „Jedenfalls hat sie mich gebeten, ob ich dich … nun ja, in Versuchung führen könnte. Und ich sollte deinen Vater um Erlaubnis bitten, dass sie Farid heiraten darf.“
„Das ist ja verrückt! Sie haben doch gefragt, ob ich …“
„Ja, aber es ging nicht von Samiha selbst aus. In letzter Zeit haben ihre Brüder …“
Als sie ihm die ganze Geschichte erzählt hatte, lehnten sie sich beide lachend zurück.
„Also hättest du mich verführen und damit als künftigen Ehemann unmöglich machen sollen?“
„Ich weiß, es klingt verrückt.“
„Klingt es nicht nur, ist es auch. Was, wenn ich dir Gewalt angetan und es danach abgestritten hätte? Wärst du damit an die Öffentlichkeit gegangen? Ich sehe schon die Schlagzeilen.“
„Besonders begeistert war ich von dem Plan auch nicht“, gab sie kleinlaut zu. „Aber Samiha war so verzweifelt.“
„Und warum hat sie mir das nicht selbst gesagt? Sie hätte mich doch anrufen können.“
„Sie wusste ja nicht, ob du vielleicht deine Gründe hattest … Und sie hatte Angst, du könntest es Walid erzählen.“
Nach kurzem Schweigen sagte er: „Und sie hatte recht. Ich hatte tatsächlich einen Grund, auch wenn ich ihn erst jetzt verstehe: Auf diese Weise bist du zu mir zurückgekommen.“
„Und was wäre passiert, wenn Samiha mich nicht um diesen Gefallen gebeten hätte? Wenn ich nicht gekommen wäre?“
„Dann hätte ich Mittel und Wege gefunden, Desi. Das weiß ich jetzt, denn ohne dich wäre ich nie zur Ruhe gekommen. Trotzdem sollten wir Samiha dankbar sein. Und siehst du: Ich wusste, dass du nicht die Wahrheit sagst. So gut kenne ich dich!“
Nachdenklich strich sie mit einer Haarsträhne über seine Augenbrauen. „Das könnte zum Problem
Weitere Kostenlose Bücher