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Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Titel: Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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mit einem unspektakulären Knacken das Genick.
    Vom Widerstand der Halswirbel befreit, löste sich sein Kopf aus der Klemme.  
    Sem machte keinen Mucks mehr. Kein Zischen, kein Gurgeln, kein Brabbeln. Nichts. Harry stieß den leblosen Körper angewidert von sich. Der fiel vollends über Bord und versank.
    Das Letzte, was Harry von Sem sah, war dessen verstümmelter Armstumpf, ehe auch der von den Fluten geschluckt wurde.
     
    ***
     
    Ohne über die weiteren Folgen von Sems Tod nachzudenken, rappelte sich Harry auf, griff nach dem Bootsmotor und ließ ihn aufheulen.
    Hornochse , schimpfte er sich immer wieder. Zu lange hatte er gewartet, zu blauäugig war er gewesen, zu dumm. Jetzt hatte er keine Zeit mehr.
    Nur weil er Ari und Sem überlebt hatte, war er noch lange nicht gerettet. Natürlich hatte er alle bisherigen Bedrohungen dieser Nacht irgendwie überstanden, aber die letzte stand ihm noch bevor. Oben auf Höhe der Plattform krachten die stützenden Querstreben auseinander. Berstend trieb es einen klaffenden Riss in den Stützpfeiler.
     Blindlings steuerte Harry eine vermeintliche Lücke an. Trümmer regneten auf ihn herab. Er sah nicht länger nach oben. Der Blick ging nur noch starr geradeaus. Die Lücke schien der rettende Ausgang. Alles andere verlor in diesen Sekunden jegliche Bedeutung. Harry hielt den Atem an.
    Eine Welle erfasst das Boot und hob es an. Höher und noch ein wenig höher.
    Harry hielt auf den Ausgang zu, doch er war zu langsam. Er kam einen Tick zu spät. Die Woge schwappte vorüber. Das Boot senkte sich. Die Lücke, die er ausgemacht hatte, wurde schnell kleiner und kleiner und als er beinahe dort war, konnte er sie nicht mehr sehen. Ein unüberwindbarer Trümmerberg blockierte den Weg.
    Harry korrigierte hastig die Richtung und fuhr zur anderen Seite. Meter vor ihm sackte die Terrasse ab. Die Trümmer regneten ins Meer. Keine Chance . Auch dieser Weg war jetzt versperrt.
    Der Motor heulte. Das Boot fuhr eine enge Kurve.
    Harrys Blicke suchten im Chaos nach einer letzten Fluchtmöglichkeit. Hasteten von rechts nach links, einmal im Kreis. Überall fielen Bruchstücke in die Fluten, versperrten Überreste den Weg in die Freiheit.
    Die Hoffnung nicht aufgebend flogen Harrys Blicke weiter über das Wasser, vorbei an den Außenstützen und über Massen an herumtreibenden Querstreben, in all dem Durcheinander einen letzten Ausweg suchend.
    Sie fanden keinen.
    Keine Chance. Kein Ausweg.
    Es gab kein Zurück. Es war vorbei. 
    …
    Vor ihm krachte ein Pfeiler ins Wasser. Eine große Welle schwappte herüber. Harry kniff die Augen zu.
    Das ist das Ende, dachte er,auch wennsein Innersteses nicht glauben wollte .
    Nach alldem Mist, kann das doch nicht das Ende sein, schrie es hinter seiner Stirn. Allein, es änderte nichts mehr an der Aussichtslosigkeit der Situation.
    Harry wusste das. Sich seinem Schicksal ergebend öffnete er die Augen, murmelte noch einmal ein leises „Herrjeh“ ins Dunkel, dann traf ihn etwas hart auf dem Kopf und alles in seinem Bewusstsein wurde endgültig schwarz und finster. Wie kann es nur so enden? Du hast einfach kein Glück, Harry. Bist eben ein Versager…
    Herrjeh
    Herrjeh
    Herrjeh
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Epilog
     
     
    5:34 MS Westenschouwen
     
    „Einsatzfahrzeug der Küstenwache, MS Westenschouwen hier. Bestätige: Gebäude eingestürzt. Das ganze Teil ist ins sich zusammengekracht. Nähern uns von Nord-Ost. Sturm hat nachgelassen. Sichtverhältnisse sind gut.“
     
    „Verstanden, MS Westenschouwen .“
     
    5:41
     
    „Zentrale? Warnung vor Trümmerteilen an die örtliche Fischerei rausgeben. Der Sturm hat die ganze Konstruktion weggerissen. Wiederhole: Restaurantkomplex und Zugangssteg sind nicht mehr existent. Große Mengen an Treibholz im Wasser. Räumung organisieren.“
     
    „Ohne Scheiß? Das ganze Teil? Und dabei haben wir so lange darum gebettelt, dass es abgerissen werden möge.“
     
    „Das hat sich damit wohl erledigt. Scheint, als hätte uns der Wettergott mal was Gutes getan… Mal abgesehen von dem Chaos, das wir hier beseitigen müssen.“
     
    „Da sagst du was.“
     
    5:57
     
    „Haben Sichtkontakt zu führerlosem Kleinwasserfahrzeug. Registernummer 0036-WSL. Wird irgendwo ein Boot vermisst?“
     
    5:58
     
    „0036-WSL gehört zum Schiffsverleih Vaandercampen . Wurde gestern Mittag gemietet. Nicht vermisst.“
     
    „Verstanden. Sehen uns das mal genauer an.“
     
     
     
    6:04
     
    „Achtung Zentrale:

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