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Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Titel: Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Harry wich zurück.
    „Das Pfand! Musst hier bleiben! Harry! Bist hergekommen! Darfst nicht mehr weg! Einer muss bleiben.“
    Es war das bekannt, hysterisches Gebrabbel, währenddessen Sem wild mit dem Messer rumwedelte.
    Harry hob beschwichtigend die Hände, auch wenn er wusste, dass der nächste Angriff bevor stand.
    „Herrjeh! Sem. Ganz ruhig. Wir müssen hier weg. Das Teil kracht uns über den Köpfen zusammen. Wir können nicht warten“, versuchte er den Tobenden zu beruhigen.
    Es hatte keinen Zweck.
    Sem machte einen Satz nach vorn. Das Boot wackelte unter seinen Bewegungen, brachte ihn aber nicht aus dem Tritt. Sein Arm schnellte nach vorn.
    Harry duckte sich. Das Messer verfehlte ihn, aber er trat bei der Aktion nach hinten, stürzte über die mittlere Sitzbank und landete unsanft mit dem Rücken am Bootsheck. Sein Kopf verfehlte die Motorpinne nur knapp. Seine Überlebenschancen minderte das in diesem Augenblick dennoch ganz immens, denn Sem war schnell und warf sich mit wildem Gebrüll auf ihn.
    Der Kerl ist nicht länger er selbst. Völlig verrückt.
    Mit dem blutigen Stumpf schlug er Harry mitten ins Gesicht. Das Blut spritzte unter dem Verband hervor. Sem schrie. Harrys Kopf schnellte zurück und knallte gegen den gluckernden Bootsmotor. Aus der Platzwunde an Harrys Stirn quoll warmes Blut. Benommen versuchte er sich wieder aufzurappeln, aber Sem war jetzt genau über ihm, mehr denn je loderte der Wahnsinn in seinen Augen.
    „Du bleibst hier!“
    Sem hob das Messer. Er würde es beenden. Die Entschlossenheit war in seinen vollkommen irren Gesichtszügen ablesbar.
    „Musst hier bleiben! Bist das Pfand für Ari und die Möwen. Hässliche, tote Möwen.“
    Verzweifelt schnellten Harrys Hände nach vorn, bekamen den Kopf seines Widersachers zu fassen und rissen ihn ruckartig an den Haaren hinunter. Aus dem Gleichgewicht gebracht fiel Sem unkontrolliert vornüber, mit dem Kopf an Harrys Schulter vorbei zwischen die Sitzreihen. Wuchtig stieß er unter der hinteren Sitzbank gegen die Bordwand. Das Messer bohrte sich Millimeter neben Harrys Hals ins Holz der Sitzfläche
    „Du bleibst hier!“, schrie Sem und schlug wild um sich, konnte sich aber nicht wieder aufrichten. Sein Kopf hatte sich verklemmt, während Teile seines Körpers schwer auf Harry lasteten. So schwer, dass der nicht in der Lage war, ihn von sich zu schieben.
    „Deine Hand ist das Pfand! Du bleibst! Ich bin frei! Will frei sein“, zischte Sem, schlug weiter mit beiden Armen unkontrolliert um sich und traf Harry dabei mehrmals ins Gesicht. Der zerrte und schob verzweifelt an Sems Körper, ohne ihn entscheidend wegschieben zu können.
    „Bleibst hier! Musst…“
    Ein Lärmen, das alle bisherigen Geräusche übertraf, ließ Sem verstummen. Auch Harry hielt in seinem Versuch sich irgendwie zu befreien inne. 
    Das Gebäude stand vor dem endgültigen Zusammenbruch.
    Nun würde vermutlich keiner von ihnen mehr hier wegkommen.
    Aus dem Augenwinkel erkannte Harry das nahende Unglück.
    Ein Großteil der Konstruktion am nördlichen Ende geriet in Bewegung und brach ein. Es war ein gewaltiger Anblick, als Tonnen an Holz und Stahl ins Wasser fielen. 
    Die folgende Welle war riesig, schwappte in alle Richtungen davon und erfasste letztlich auch das Boot. Es neigte sich tief ins Wasser und drohte zu kentern.
    Sems Körper geriet dabei unverhofft ins Rutschen und folgte der Wellenbewegung über die Bordwand hinweg. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Völlig hilflos zappelte er mit den Beinen. Diese vollführten in der nächsten Sekunde eine Drehung von neunzig Grad. Platschend landeten sie im Wasser und die dunklen Fluten begannen sie gierig herunterziehen.
    Sems Füße waren bereits verschwunden. Jetzt arbeitete das Meer daran den Rest des Körpers zu erreichen, aber Sems Kopf steckte weiter zwischen Sitzbank und Boden fest. Er war völlig eingeklemmt und machte diese Bewegung nicht mit.
    Sem schrie bedauernswert. Den Wahnsinn vertrieb das allerdings nicht.
    „Bleibst hier, Harry! Muss… dich… sonst… tö … ten !“
    Sein Hals verbog sich weiter und immer weiter, um der Bewegung des Rumpfes und der Beine zu folgen. Und doch kam er nicht weg. Niemand konnte ihm helfen. Harry, selbst außerstande sich zu bewegen, konnte nur abwarten, was passieren würde.
    Die Sekunden verstrichen in grausamer Unendlichkeit.
    „AAAARGH! Du… bleibst!“, schnaufte Sem schließlich ein letztes Mal, dann brach es ihm vom einen auf den anderen Augenblic ,

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