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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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der Kruste, die Flächen, die durch die uralten Einschläge und die darauffolgende Kraterbildung zerstampft wurden, implodieren zuerst. Michael zögerte. Verstehst du? Der Mond wird sich kurz in ein einziges riesiges Nukleon verwandeln, eine Tasche aus Quarks mit einer Atomdichte, die …
    »Wer ist dafür verantwortlich?«
    Die Kinder natürlich.
    »Wieso, um Gottes willen?«
    Es ist die Erfüllung der Menschheit. Des Kosmos … Ah.
    Nun zerfielen auch die uralten, kraterübersäten Hochebenen des Mondes. Malenfant verspürte einen Anflug des Bedauerns, als der alte Mond sich in Staub und Licht auflöste. Fünf Milliarden Jahre in wenigen Minuten ausgelöscht, sagte Malenfant sich. Und wir glaubten, die Apollo-Fußabdrücke würden Millionen Jahre überdauern.
    Nun leuchtete ein Licht im Herzen des Mondes auf und drang aus den Augen und dem Mund des Manns im Mond, als ob es dort brannte. Er sah Lichtbahnen durch den Mondstaub brechen, als ob der Mond ein Halloween-Kürbis sei, der in einem dunklen Raum läge.
    Und plötzlich implodierte der Mond, zerplatzte in völliger Laut-losigkeit und verwandelte sich in eine expandierende Wolke aus Staub und Schutt.
    Die umkreisenden Schiffe wurden vernichtet. Die ersten Menschen sterben schon, sagte Malenfant sich.
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    Die Wolke löste sich auf und breitete sich entlang der Mondumlaufbahn aus. Nach einiger Zeit würde sie vielleicht einen Ring um die Erde bilden, sagte Malenfant sich. Und ein spektakulärer Meteoritenschauer würde auf die Erde niedergehen, und der Himmel würde brennen, als ob er dem Mond die letzte Ehre erwiese.
    Und nun enthüllte der auseinander driftende Schutt einen gleiß-
    end hellen Lichtpunkt. Selbst Malenfant mit seiner auf wundersame Art und Weise verstärkten Sehfähigkeit hatte Schwierigkeiten, den Anblick zu ertragen. Der sterbende Mond hatte einen neuen Stern geboren, einen schaurig schönen Begleiter der Sonne.
    Nur noch Sekunden, murmelte Michael, der wie gebannt hinschaute.
    Malenfant betrachtete das Gesicht des Jungen. Die Qualität des Lichts hatte sich verändert, es war grell und unwirklich geworden.
    »Michael, wird das auch mit der Erde passieren? Bei der Hitze, die dabei entsteht, wird sicher das Klima verrücktspielen. Und …«
    Du stellst schon wieder die falschen Fragen, Malenfant. Dafür wird gar keine Zeit sein. Das Quarknugget ist nur ein Spielzeug.
    »Ein Spielzeug wofür?«
    Um einen Impuls mit hoher Energiedichte zu erzeugen.
    Malenfant sehnte sich nach der Erkenntnis. »Wie hoch?«
    Würden die Zahlen dir denn irgendetwas sagen? Die energiereichsten Partikel sind kosmische Strahlen: Eisen-Atomkerne, die von explodierenden Sternen ausgesandt werden und sich fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Wenn ein Apfel vom Stamm fällt, wird die in ihm gespeicherte Energie auf Abermilliarden Atome verteilt. Die energiereichsten kosmischen Strahlen haben eine vergleichbare Energie, nur dass sie in einem einzigen Atomkern steckt. Wenn zwei solcher Kerne zusammenstoßen, wäre der Betrag der dabei freigesetzten Energie wiederum zwei Größenordnungen hö-
    her. Ein solcher Vorgang dürfte in der Geschichte des Universums noch nicht dagewesen sein.
    »Und die Kinder …«
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    Wollen ein Ereignis herbeiführen, das noch einmal sechs Größenordnungen darüber liegt. Mit natürlichen Prozessen wäre so etwas nicht zu bewerkstelligen. Dies ist das erste Mal, dass ein Mechanismus – ein Bewusstsein, wir – derart gigantische Energien freisetzt. In diesem Universum und in allen vorangegangenen.
    Malenfant runzelte die Stirn. »Willst du damit sagen, das sei unsre Bestimmung? Dass die Bestimmung der Menschheit, des Lebens darin liege, einen einzigen, unnatürlich starken Energieimpuls – dieses Ding da – zu erzeugen? Mehr nicht?«
    Die Bestimmung ist nicht die Handlung. Sie ist die Folge der Handlung.
    Das Licht im zerstörten Mond wurde heller. Es loderte xenonblau und schließlich weiß.
    Und dann zerbarst der Punkt, verwandelte sich in eine expandierende Blase aus rosig-grauem Licht und blähte sich auf. In einem Lidschlag hatte es die Trümmerwolke verschluckt. Malenfant sah den Widerschein in den Meeren der Erde, als ob der verlorene Tra-bant der Erde eine neue Sonne geboren hätte.
    Schon nach einer Sekunde war die Blase aufs Fünfzig-oder Sech-zigfache des Erddurchmessers angeschwollen.
    Die Lichtwand fegte über die Erde hinweg und verschlang sie.
    Die Erde existierte nicht mehr.
    ■
    Malenfant grunzte schockiert. Er fühlte

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