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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich, als ob man ihm einen Schlag versetzt hätte.
    Und genauso schnell, wie es angefangen hatte, war es auch wieder vorbei.
    Die Blase wurde mit jeder Sekunde größer und heller wie ein wucherndes Geschwür, das der Raumzeit selbst die Energie zu entzie-665
    hen schien, und Malenfant sah, wie das Licht über Michaels Gesicht spielte, die großen Kinderaugen. Das riesige Gebilde überstrahlte bereits die Sterne, die das Universum bevölkerten.
    Die Schnittstelle wächst fast mit Lichtgeschwindigkeit, sagte Michael.
    Sie hat nur etwas länger als eine Sekunde gebraucht, um von der Mondumlaufbahn die Erde zu erreichen und nur eine fünfundzwanzigstel Sekunde, um die Erde zu verschlucken. Nach fünf Sekunden war sie so groß wie die Sonne. Lichtgeschwindigkeit ist schnell, Malenfant. Wir haben noch sieben oder acht Sekunden, bis die Welle die Sonne erreicht. Die inneren Planeten, Venus und Merkur, werden vorher schon vernichtet.
    Die anschwellende Blase hatte keine perfekte Kugelform, wie Malenfant beiläufig feststellte. Sie warf selbst Blasen und wuchs ungleichmäßig, als ob etwas nicht mit ihr stimmte. Die rosig-weiß glühende Oberfläche war scheckig, als ob sie von Laserlicht angestrahlt würde. Die Sterne schienen vor dem wuchernden Gebilde auszuweichen und sich in Lichtbögen zu verwandeln, ehe die Sphäre sie ausblendete – vielleicht ein Gravitationslinsen-Effekt, weil die Sphäre die Raumzeit selbst verzerrte.
    … Die Erde war verschwunden, in einem Sekundenbruchteil, als ob sie nicht mehr Substanz gehabt hätte als ein Streichholz in einem Feuersturm. Die Erde mit den Milliarden Jahren der Geologie und des Lebens, dem Kern und dem Mantel, den Ozeanen und den driftenden Kontinenten, der Evolution und dem Klima: Alles war verschwunden, als ob es niemals existiert hätte, aus und vorbei.
    Und die Menschen. Milliarden Tote, deren Lebensgeschichte ein jähes Ende gefunden hatte. Die Spezies war ausgelöscht, falls es nicht doch jemandem gelungen war, zu den äußeren Planeten und den Sternen zu fliehen.
    Er war wie betäubt und vermochte es nicht zu glauben. Hätte er sie nicht fühlen müssen, die Todesschreie dieser Milliarden Seelen, die aus der Mitte ihres Lebens und all ihren menschlichen Verrichtungen herausgerissen wurden.
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    Michael beobachtete ihn, als versuchte er seine Reaktion abzuschätzen. Sie haben es nicht einmal kommen sehen. Ein plötzliches Leuchten am Himmel, ein kurzer Schmerz …
    »Michael, was ist im Innern der Sphäre? Was ist mit der Erde geschehen, als sie die Barriere passierte?«
    Andere physikalische Gesetze. Falls von unsrem Universum etwas den Unwirklichkeits-Puls überlebt hat, hätte es sofort eine neue Gestalt angenommen. Die Naturwissenschaften, wie wir sie kennen, haben dort keinen Bestand.
    Doch dieser neue Zustand, der Zustand veränderter Materie, wird auch keinen Bestand haben. Die Energiedichte dort drin ist enorm, und sie erzeugt ein starkes Gravitationsfeld. Mikrosekunden nach der Kernbildung – noch ehe die Blase über den Mond hinaus expandierte, als sie gerade ei-ne Meile durchmaß –, setzte schon ein Gravitationskollaps ein.
    »Wie ein ›Big Crunch‹.«
    Ja. Aber nicht wie der langsame Zusammenbruch und die Verdichtung, die du in den Vorläufer-Universen gesehen hast, Malenfant. Es geschah sofort. Dies ist das echte Vakuum, der endgültige Zustand des Universums …
    Als das Universum geboren wurde, als es explosiv aus dem Urknall hervorging, durchlief es mehrere Phasenänderungen, wobei das Vakuum jedes Mal in neuere, stabilere Formen kollabierte. Und bei jeder Änderung, beim Zerfall jedes trügerischen Vakuums, wurde Energie freigesetzt. Diese monströsen Energieimpulse waren der Motor der Ausdehnung des Universums.
    Schließlich hörten die Phasenänderungen auf, und das Universum stabilisierte sich.
    Die Stabilität, die es erreicht hatte, war jedoch trügerisch.
    Man hat mir einmal eine Geschichte von einer Prinzessin erzählt, die auf einer perfekten Kristallkugel gefangen war. Sie war zwar nicht hinter Gittern eingesperrt, aber sie war trotzdem auf dem höchsten Punkt der Kugel gefangen. So lang sie dort am Punkt der maximalen Symmetrie blieb, war sie sicher. Wenn sie aber einen Schritt in irgendeine Richtung tat, 667
    würde sie abrutschen und fallen. So ist das auch mit dem Universum.
    Maximale Symmetrie ist instabil.
    »Und nun haben die Kinder diese Symmetrie zerstört.«
    Ja. Das Hochenergie-Ereignis hat einen Quantentunnel zu einem Zustand

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