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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Ein paar weinten. Und vielleicht weinte sie auch; es war schwer zu sagen.
    Schließlich kam auch Anna zu ihr und vergrub das Gesicht in Emmas Nacken.
    Sie dachte an Malenfant: Malenfant auf Cruithne, wie er dem Schicksal ein letztes Mal ein Schnippchen geschlagen hatte. Es wä-
    re ein Leichtes für sie gewesen, zu ihm zu gelangen und mit ihm zu teilen, was aus ihm geworden war. Selbst in den schlimmsten Zeiten, den Tiefen der Scheidung, hatte sie im tiefsten Herzen erwartet, mit ihm gemeinsam zu sterben.
    Aber es war anders gekommen, ob zum Guten oder Schlechten.
    In den Jahren nach der Mojave, nach Malenfant, war Emma Beziehungen eingegangen. Sie hatte sogar ein paar Kinder aus gescheiterten Beziehungen ›geerbt‹. Aber keine eigenen. Mehr war wahrscheinlich nicht für sie drin.
    Aber die Kinder um sie herum wirkten entrückt, als ob sie sie durch eine Glasscheibe berührte. Sie fühlte sich unfertig. Vielleicht war sie zu dünn über die Möglichkeiten der Realität verteilt, sagte sie sich.
    Das Licht wurde heller, die Hitze nahm zu. Der Wind brauste heulend durch den wackelnden Käfig.
    Die Kinder wimmerten und drängten sich heftig an Emma.
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    Ein blaues Licht erschien. Durch die Stäbe des Kugelblitz-Käfigs sah Emma einen verzerrten xenonblauen Ring. Und es wurden immer mehr: Eine lange Kette, wie eine Ziehharmonika aus blauem Licht, verschwand in der Unendlichkeit. Funken stoben aus dem blauen Tunnel und verschwanden in der grauen Himmelskuppel.
    Sie greifen in die Vergangenheit aus, sagte Emma sich erstaunt.
    Sie schicken die Quarknuggets zurück, die das Zentrum in Nevada erreicht haben – sogar das Nugget, das dieses Ereignis ausgelöst hat. Geschlossene Kausalschleifen.
    Es ging immer nur um die Kinder, wie sie sich nun bewusst wurde. Nicht um uns, nicht um Malenfant. Wir waren nur Statisten.
    Aber es war von Anfang an ihre Geschichte. Die der Kinder.
    Die Lichtskulptur war verschwunden, und das lodernde blaue Licht erlosch wie Seifenblasen. Übrig blieb das helle weiße Glühen des Kugelblitzes selbst.
    »Es ist nicht so viel Energie«, murmelte Anna. »Gar nicht so viel.
    Aber alles in einer Protonenmasse konzentriert. Ihr hättet das auch geschafft. Ihr habt Teilchenbeschleuniger gebaut und hohe Energien erzielt. Aber ihr habt aufgegeben. Außerdem habt ihr es falsch angestellt. Ihr hättet einen Beschleuniger mit galaktischen Ausmaßen gebraucht, um das erforderliche Energieniveau zu erreichen…«
    »Wir haben es gar nicht erst versucht«, sagte Emma. »Wir wussten überhaupt nicht, dass wir es hätten tun sollen.«
    Anna schaute mit feuchten Augen und zerzaustem Haar zu ihr auf. »Das ist eure Tragik, dass ihr nie die Bestimmung eurer Existenz erkennt.«
    Emma lächelte gezwungen. »Weißt du was? Ich erkenne sie immer noch nicht.«
    Anna lachte, und für einen Moment, einen letzten Moment, war sie nur ein Kind, ein fünfzehnjähriges Mädchen, das halb lachte 661
    und halb weinte, glücklich und verängstigt zugleich. Und dann explodierte der Kugelblitz.
    ■
    Es war nicht sofort vorbei. Das war gerade das Schlimme.
    Es schlug über ihr zusammen, durchfuhr sie und brannte ihr den Kopf aus. Sie spürte, wie die Moleküle des Gehirns, des Bewusstseins, sich auflösten und im neuen Vakuum jenseits des Lichts verschwanden.
    Bis nur noch der tiefe, alte Teil des Gehirns übrig war, das in der Dunkelheit lauernde Tier.
    Malenfant!
    Und das Licht brach durch.
    Reid Malenfant:
    Die hellen Bereiche – das ältere Gelände, das Hochland der Vorderseite und des größten Teils der Rückseite –, die das Gesicht des ›Manns im Mond‹ abbildeten, wirkten weitgehend unverändert.
    Aber die Meere aus grauem Mondstaub, Imbrium, Procellarum und Tranquilitatis, schienen zu implodieren. Sogar von hier sah er, wie die Lavameere von Rissen durchzogen wurden, wie die Kruste platzte und trichterförmig einsackte. Der Mond durchmaß über dreitausend Kilometer; in Anbetracht dessen waren Geschwindigkeit und Dimension des Vorgangs, den er beobachtete – binnen Sekunden zerbröckelten riesige Krustenplatten – beeindruckend.
    Er sah auch, dass der Mond im Moment des Untergangs Gesellschaft hatte: helle Funken, die ihn wie Feuerkäfer langsam um-662
    kreisten. Schiffe von der Erde. Er hatte den Eindruck, dass sie hilflos waren.
    Es beginnt, murmelte Michael mit der Stimme der Frau in mittle-rem Alter.
    »Was denn?«
    Der Mond kollabiert und nimmt eine neue Gestalt an. Quark-Materie.
    Die schwächeren Abschnitte

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