Das Multiversum 1 Zeit
imstande wäre, die Geschichte zu ändern, wie das laut Cornelius die Menschen der Zukunft tun«, sagte er, »wenn wir imstande wären, zurückzugehen und die Risse zwischen uns zu kitten – würdest du es tun?«
Sie dachte darüber nach. »Die Vergangenheit hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Wenn wir das änderten, würden wir uns selbst verlieren. Nicht wahr? … Nein, Malenfant. Ich würde überhaupt nichts ändern. Aber …«
»Ja?«
Sie schaute ihn an, mit Augen so schwarz wie Mondkrater. »Das bedeutet aber nicht, dass ich dich nicht verstehen würde. Und dass ich dich nicht lieben würde.«
»Das weiß ich«, sagte er, und es zerriss ihm das Herz.
Bill Tybee:
… June, ich weiß, dass ich dir alles erzählen soll, ob Gut oder Schlecht. Also:
Das Gute ist, dass Tom das Herz liebt, das du ihm zum Geburtstag geschickt hast. Er trägt es immer bei sich und erzählt ihm alles, was er erlebt – obwohl ich ehrlich gesagt nicht die Hälfte davon verstehe, was er ihm erzählt.
Und nun die schlechte Nachricht. Ich musste Tom gestern von der Schule abholen.
Ein paar Kinder hatten es auf ihn abgesehen.
79
Ich weiß, dass wir dieses Problem früher schon hatten und dass wir ihm beibringen wollten, damit umzugehen. Diesmal ist es aber über die übliche ›Haut-den-Streber‹-Tour hinaus gegangen. Die Kinder sind handgreiflich geworden, und dem Vernehmen nach war ein Lehrer dabei, der hätte eingreifen müssen, es aber nicht getan hat. Als schließlich der Rektor erschien, drohte die Sache schon zu eskalieren.
Tom verbrachte eine Nacht im Krankenhaus. Es war nur eine Nacht, und er hatte nur Blutergüsse, Schnittwunden und den kleinen Finger gebrochen. Er ist schon wieder zu Hause.
Wenn ich den Bildschirm drehe … warte … Du siehst ihn. Es geht ihm wieder gut, nicht?
Er ist nur etwas in sich gekehrt. Ich weiß, dass wir ihm dieses Schaukeln abgewöhnen wollten, aber heute ist nicht der Tag dafür.
Wie du siehst, liest er. Ich muss zugeben, dass ich es noch immer etwas beängstigend finde, wie er die Seiten im Schnelldurch-gang überfliegt, eine Seite pro Sekunde. Aber er ist schon in Ordnung, unser Tom.
Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Aber ich verlange eine Sicherheitsgarantie von dieser verdammten Schule, ehe ich Tom wieder dorthin schicke.
Aber genug davon. Ich möchte dir Billies Zeichnung zeigen.
Emma Stoney:
Als sie hörte, dass Malenfant Dan Ystebo aus Florida hierher bestellt hatte, stürmte Emma sofort in Malenfants Büro.
»… Das ist die Frage, Dan«, sagte Malenfant gerade. »Wie soll man ein Signal aus der Zukunft entdecken?«
In Dan Ystebos bärtigem Gesicht klaffte der offene Mund. Sein Gesicht und das rote Haar glänzten fettig, und unter den Achseln 80
hatte er zwei halbmondförmige Schweißflecken: die Souvenirs des Flugs von Florida und der Taxifahrt vom Flughafen hierher, sagte Emma sich. »Wovon sprechen Sie eigentlich, Malenfant?«
»Ein Signal aus der Zukunft. Was würden Sie tun? Wie würden Sie sich einen Empfänger vorstellen?«
Dan schaute konsterniert von Malenfant zu Emma. »Malenfant, um Himmels willen, ich habe zu arbeiten. Sheena 5 …«
»Sie haben ein gutes Team dort unten«, sagte Malenfant. »Gönnen Sie ihnen eine kleine Verschnaufpause. Das hier ist wichtiger.«
Er zog einen Stuhl heran, fasste Dan an den Schultern und drück-te ihn fest hinunter. Er hatte eine halb volle Dose Shit vor sich stehen, und die schob er Dan nun hin. »Durstig? Trinken Sie.
Hungrig? Essen Sie. Und in der Zwischenzeit überlegen Sie.«
»Ja … ah«, sagte Dan unsicher.
»Sie sind nun mein wissenschaftlicher Berater, Dan. Signale aus der Zukunft. Was, wie? Warten Sie ab, bis ich Ihnen verklickert ha-be, worum es hier geht. Es ist unglaublich. Wenn es funktioniert, wird das die größte Leistung sein, die wir jemals erbracht haben – mein Gott, es würde die Welt verändern. Ich will in vierundzwanzig Stunden eine Antwort.«
Dan wirkte zunächst irritiert. Dann erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. »Ich liebe diesen Job. In Ordnung. Haben Sie hier einen Internet-Anschluss?«
Malenfant beugte sich über ihn und zeigte ihm, wie man sich über die in die Tischplatte integrierte Softscreen einloggte.
Als Dan im Internet war, zupfte Emma Malenfant am Ärmel und nahm ihn auf die Seite. »Du verzettelst dich schon wieder.«
Malenfant grinste und fuhr sich mit der großen Hand über den kahlen Schädel. »Ich bin halt impulsiv. Das hat dir an mir doch
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