Das Multiversum 1 Zeit
156
außerordentlich reiche Ressource. Unsre Strategie stellt auf die einfachste Technik ab – für schnelle Rendite und Amortisation.
Das Erste, was wir auf Cruithne herstellen werden, ist Raketenbrennstoff. Es wird sich um einen Methan-Sauerstoff-Zweikompo-nenten-Treibstoff handeln.
Dann werden wir im Asteroiden Permafrost-Wasser und Asteroidenmaterial schürfen. Mit dem Brennstoff werden wir Wasser zu-rück in den Erdorbit schicken – genauer gesagt auf eine Umlaufbahn mit der Bezeichnung HEEO, einen stark exzentrischen Erdorbit, der unter dem Gesichtspunkt der Zugänglichkeit ein guter Kompromiss für die Lagerung von extraterrestrischen Materialien ist.
Auf diese Art und Weise werden wir eine Pipeline von Cruithne zur Erde errichten.
Das wird eine überschaubare Operation sein. Die Methan-Raketen basieren auf bewährten und zuverlässigen Pratt & Whitney-Triebwerken. Bei den Frachttransportern wird es sich im Grunde nur um Plastikplanen handeln, die große Eisblöcke umhüllen.
Im HEEO wird dieses Wasser unvorstellbar wertvoll sein. Wir können es für die Lebenserhaltung und die Herstellung von Brennstoff verwenden. Wir glauben, dass die Nautilus in der Lage ist, genügend Wasser zu beschaffen, um zu minimalen Zusatzkos-ten Brennstoff für weitere zwanzig bis fünfzig NEO-Forschungsmissionen zu erzeugen. Dies ist eine Methode der Amortisation, die wir ins Auge gefasst haben. Überschüssigen Brennstoff können wir an die NASA verkaufen.
Wir beabsichtigen aber auch die Erprobung komplexerer Förder-techniken auf diesem Erstflug. Mit der geeigneten Ausrüstung können wir nicht nur Wasser extrahieren, sondern Kohlendioxid, Stickstoff, Schwefel, Ammoniak und Phosphate – alles, was für ein Lebenserhaltungssystem erforderlich ist. Wir werden auch imstan-157
de sein, die Substanz des Asteroiden für die Herstellung von Glas, Fiberglas, Keramik, Beton und Humus zu verwenden.
Wir bereiten schon einen bemannten Flug zu Cruithne vor, der mithilfe dieser Technologie eine Kolonie gründen wird, die erste Weltraumkolonie. Sie wird fast vom ersten Tag an autark sein.
Und die Kolonisten werden Geld verdienen, indem sie die Substanz von Cruithne verarbeiten und Metalle gewinnen. Das Ergebnis wird ungefähr neunzig Prozent Eisen sein, sieben Prozent Nickel, ein Prozent Kobalt und Spurenelemente. Zu den Spurenelementen gehört Platin, das vielleicht als erster Rohstoff aus einer außerirdischen Ressource an die Erdoberfläche gebracht wird; Nickel und Kobalt werden wahrscheinlich folgen.
(Ich werde übrigens oft gefragt, weshalb ich zuerst die Asteroiden ins Visier nehme und nicht den Mond. Zumal der Mond scheinbar leichter zu erreichen und viel größer als ein Asteroid ist. Nun, die Schlacke, die übrig ist, nachdem wir das Wasser, die flüchtigen Stoffe und Metalle aus dem Kern des Asteroiden extrahiert haben – das Zeug, das wir sonst wegwerfen würden – diese Schlacke ist etwa so wertvoll wie das hochwertigste Mondgestein. Deshalb will ich nicht zum Mond fliegen.)
Später errichten wir ein Solarkraftwerk im Erdorbit. Die High-Tech-Komponenten des Kraftwerks wie Lenkung, Kontrolle, Kommunikation, Energieumwandlung und Mikrowellen-Übertragungs-systeme werden auf der Erde montiert. Die vielen anderen Komponenten – Drähte, Kabel, Verstrebungen, Bolzen, Befestigungen, Brennstoff für die Lage-und Bahnregelung sowie Solarzellen – werden alle im Weltraum aus Asteroiden-Material hergestellt. Dieser Plan verringert die Masse, die in den Erdorbit befördert werden muss, um ein Mehrfaches. Dieses Kraftwerk wird sichere, saubere und schadstofffreie Energie erzeugen, die wir an die Erde verkaufen können.
158
Und das ist der Plan. In den nächsten Jahren werden flüchtige Stoffe von Cruithne die Raumstation unterstützen, Habitate im Erdorbit, Missionen zum Mond und Mars sowie die erste autarke Weltraumkolonie.
Damit dürfte ich bis zu meiner Pensionierung beschäftigt sein.
Aber was kommt dann?
Die Galaxis wartet auf uns, ja das ganze Universum. Jungfräuliches Territorium. Alles, was wir brauchen, ist ein Brückenkopf.
Und den wird Bootstrap für uns sichern. Amerika hat eine neue Grenze entdeckt, und wir werden zu neuer Größe gelangen.
Offen gesagt, Frau Vorsitzende, glaube ich, dass ich genug Zeit vor Kongressausschüssen wie diesem und anderen inquisitorischen Gremien zugebracht habe. Ich will nur, dass Sie mich meinen Job machen lassen. Und ich wüsste wirklich nicht, wofür ich mich zu
Weitere Kostenlose Bücher